Große Hoffnung, schwache Führung

Der Chirurg Rogge hat den Patienten noch lange nicht geheilt. AZ-Redakteur Florian Kinast kommentiert die Wiederwahl des Belgiers zum Vositzenden des Internationalen Olympischen Komitees.
von  Abendzeitung

Der Chirurg Rogge hat den Patienten noch lange nicht geheilt. AZ-Redakteur Florian Kinast kommentiert die Wiederwahl des Belgiers zum Vositzenden des Internationalen Olympischen Komitees.

Groß war die Hoffnung, als Jacques Rogge 2001 IOC-Boss wurde, und ja, er hat einiges auf den Weg gebracht, der Kampf gegen Doping etwa, den er viel beherzter anging als Vorgänger Samaranch. Dessen Geflecht aus Korruption und Spezlwirtschaft aber komplett zu entfilzen, das ist ihm nur halbwegs geglückt. Denn die alten Kräfte betreiben im Hintergrund weiter ihre Ränkespiele.

Die größte Enttäuschung aber war Rogges Führungsschwäche. Verheerend sein Auftreten bei den Spielen 2008 in Peking. Das Kuschen vor dem chinesischen Regime, als er keine Kritik an Menschenrechtsverletzungen oder der Internetzensur wagte. Sondern nur mäkelte, wenn ihm die Jubel-Show eines Usain Bolt zu übertrieben vorkam.

Jacques Rogge ist gelernter Chirurg. In seiner acht Jahre dauernden Operation hat er hier und da etwas herumgeschnipselt, kleine Geschwüre entfernt. Geheilt hat er den Patienten IOC noch lange nicht.

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