Größer, Höher, Kälter: Die Skigebiete der Superlative
Skifahren bei minus 30 Grad Celsius, in 5200 Meter Höhe, am Polarkreis, in der Wüste oder bei 16,5 Meter Schneehöhe? Viele Rekord-Skigebiete sind richtige Exoten, andere gehören zu den beliebtesten der Welt. Die AZ stellt die rekordverdächtigsten Skigebiete der Welt vor.
Das Älteste: St. Moritz
Der Schweizer Wintersportort St. Moritz darf mit Fug und Recht behaupten, den Wintertourismus dank einer Wette ins Leben gerufen zu haben. Entsprechend festlich fallen die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 150. Geburtstag in diesem Winter aus. Im Jahr 1864 bot der St. Moritzer Hotelier Johannes Badrutt sechs seiner englischen Sommergäste einen verlockenden Deal an: Er lud sie ein, im Winter seine Gäste zu sein, und versprach ihnen, sie würden auch im Winter bei Sonnenschein hemdsärmelig auf seiner Terrasse sitzen können. Falls nicht, würde er zusätzlich die Reisekosten von London nach St. Moritz übernehmen. Die Engländer reisten im Frühling braungebrannt nach Hause und berichteten begeistert von ihren tollen Ferien im winterlichen St. Moritz. Der Wintertourismus war geboren.
Das Größte: Les Portes du Soleil
An der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz liegt das Skigebiet Les Portes du Soleil. "Die Sonnentore" umfassen 650 gespurte Pistenkilometer (Off-piste-Abfahrten nicht mitgerechnet) und machen die Region offiziel zum größten Skigebiet der Welt. 195 Liftanlagen verbinden die zwölf Skiorte in Frankreich und der Schweiz, darunter Avoriaz, Chatel, Les Gets, Champéry und Les Crosets. Knapp dahinter mit "nur" 600 Pistenkilometern die legendären Drei Täler, Les Trois Vallées, in den französischen Alpen mit den Orten Méribel, Courchevel, Les Ménuires und Val Thorens.
Das Schneereichste: Mount Baker
Mount Baker heißt das Skigebiet im US-Bundesstaat Washington, in rund zwei Autostunden von den Großstädten Seattle (USA) und Vancouver (Kanada) aus zu erreichen. 16,5 Meter Schnee fallen durchschnittlich pro Winter. In der Saison 1998/99 kletterte die Schneehöhe auf unglaubliche 28,9 Meter! Zehn Lifte erschließen 400 Hektar Pisten aller Schwierigkeitsgrade. Mount Baker ist auch für seine guten Tiefschneebedingungen im Backcountry berühmt. Zum Vergleich: schneereichstes Skigebiet in Europa ist Warth-Schröcken in Vorarlberg. Elf Meter pro Winter sind ebenfalls beachtlich und sorgen von Anfang Dezember bis Anfang Mai für beste Ski- und Snowboard-Bedingungen. In diesem Winter wird ein lang gehegter Skifahrer-Traum wahr: die Liftverbindung nach Lech und damit der Anschluss ans Arlberg-Großraumgebiet. Übrigens: Je nach Messmethode kommen auch andere Skigebiete als schneereichste infrage, so zum Beispiel Gassan in Japan, Valdez in Alaska oder Alta in Utah.
Lesen Sie hier: Tourengeher vs. Skifahrer: Ein ewiger Kampf
Das Tiefstgelegene: Alaska
Eine Autostunde südlich von Alaskas größter Stadt Anchorage liegt der Mount Alyeska. Die Talstation befindet sich gerade einmal 100 Meter über dem Meer, das man von der Piste bei jedem Schwung vor Augen hat. Eine 60-Personen-Kabinenbahn saust vom Hotel Alyeska hinauf mitten ins Skigebiet mit 68 Abfahrten, darunter vielen steilen Runs. In den kurzen Wintertagen wird mit Flutlicht nachgeholfen, aber ab Mitte Februar scheint die Sonne schon 16 Stunden am Tag, länger als in allen anderen Skigebieten der Welt. Ab Mai will es gar nicht richtig dunkel werden. Das Resort ist auch als eines der besten Heliskiing-Plätze weltweit bekannt. Mit durchschnittlich 16 Meter Schneefall liegt Alyeska nur knapp hinter dem Schneemengen-Rekordhalter Mount Baker.
Das Nördlichste: Riksgränsen in Schwedisch-Lappland
Riksgränsen ist das nördlichste Skigebiet der Welt und liegt in Norrbotten in Schwedisch-Lappland an der Bahnstrecke zwischen Kiruna und Narvik. In einer Höhenlage zwischen 522 und 909 Meter erschließen sechs Lifte 17 relativ kurze Pisten. In dieser Lage nahe dem Polarkreis wird es im Mittsommer nicht dunkel, nur zwischen Ende Mai und Mitte August ist das Ressort geschlossen. In der Nähe befindet sich der Ort Abisko, der an dem Südufer des Sees Torneträsk liegt. Dauerhaft wohnen in Riksgränsen circa 100 Einwohner.
Das Südlichste: Cerro Castor in Feuerland
Ausgehend von der Hauptstadt der Provinz Feuerland, Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, besteht die Auswahl zwischen neun Skigebieten, die in maximal 36 Kilometer Entfernung zu erreichen sind. Darunter befindet sich auch das südlichste Skigebiet der Welt mit einer Höhenlage zwischen 195 und 1057 Metern - Cerro Castor. Zum sportlichen gesellt sich der Naturgenuss, denn der Skiort befindet sich inmitten des eindrucksvollen Feuerland-Nationalparks. Diese ausgezeichnete Lage ermöglicht uneingeschränktes Schneevergnügen und die längste Wintersaison Südamerikas. Ein modernes Liftsystem macht die 15 Pisten verschiedener Schwierigkeitsgrade mit insgesamt 17 Pistenkilometern leicht zugänglich.
<strong>Lesen Sie hier: Webcams: Der aktuelle Blick in die Skigebiete</strong>
Das Kälteste: Sisimiut in Grönland
Die Durchschnitts-Temperatur in der mit etwas über 5000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Grönlands beträgt minus 15 Grad, aber auch minus 30 Grad sind keine Seltenheit. Damit dürfte dem Skigebiet von Sisimiut der Kälterekord sicher sein. Es gibt einen Schlepplift, drei Pisten und glücklicherweise auch eine Cafeteria zum Aufwärmen.
Das Höchstgelegene: Gulmarg in Indien
Bis vor einigen Jahren galt Chacaltaya in Bolivien als höchstes Skigebiet der Welt. Aber der Gletscher auf 5200 Metern Höhe ist mittlerweile völlig verschwunden. Und so rückte Gulmarg im indischen Himalaya auf den Spitzenplatz nach. Die Bergstation liegt auf knapp 4000 Metern, nur 100 Meter höher als die des Kleinen Matterhorns in der Schweiz. Die ausgiebigen Schneefälle machen Gulmarg zu einem echten Ski- und Snowboard-Paradies für Tiefschnee-Fans. Sehr beliebt ist der etwa halbstündige Aufstieg zum Gipfel des Apharwat (4124 Meter) mit anschließender Powder-Abfahrt.
Das Heißeste: Dubai
Superlative sind ein Muss in dem arabischen Luxus-Staat. Nur logisch also, dass Dubai die größte künstliche Skipiste der Welt vorweisen kann. Die 700 Meter lange Abfahrt befindet sich in einer Halle, die auch bei Außentemperaturen von 45 oder 50 Grad auf winterliches Alpen-Niveau runter gekühlt wird. Es gibt sogar einen Dubai Skiclub, dessen Präsidentin bis 2008 die ehemalige deutsche Skirennläuferin Christa Kinshofer war.
Das Erleuchtetste: Keystone in Colorado
Keystone in den Rocky Mountains von Colorado gehört zum Skiverbund der Vail Resorts und ist als größtes Nachtskigebiet der Colorado Rocky Mountains bekannt. 17 Pisten werden hier nachts hell erleuchtet. Skifahrer können verwundert feststellen, dass die Sicht bei Flutlicht besser ist als bei Sonnenschein. Die Höhenlage zwischen 2800 und 4000 Meter sorgt für Schneegarantie ab November bis weit in den April hinein. Der nächtliche Pistenspaß kann nahtlos zum Dinner (u. a. im höchstgelegenen Gourmetrestaurant in Nordamerika) und ins Nachtleben übergehen.
Vielleicht ist unter den Pisten-Exoten ja auch ein persönlicher Favorit für Sie dabei. Egal ob ausgefallen in Dubai oder klassisch auf der Zugspitze, die AZ wünscht Ihnen eine schöne und unfallfreie Skisaison!
Weitere Infos rund ums Skifahren gibt es auf www.skiinfo.de
- Themen:
- Skisport