Grandioser Haas im Halbfinale: Und jetzt gegen Federer

So gut war Thomas Haas noch nie. Mit perfektem Rasen-Tennis besiegte der Hamburger Novak Djokovic aus Serbien wie schon im Endspiel von Halle und stürmte durch ein 7:5, 7:6 (8:6), 4:6, 6:3 in sein erstes Halbfinale in Wimbledon.
von  Abendzeitung
Thomas Haas setzte seinen Siegeszug fort.
Thomas Haas setzte seinen Siegeszug fort. © dpa

LONDON - So gut war Thomas Haas noch nie. Mit perfektem Rasen-Tennis besiegte der Hamburger Novak Djokovic aus Serbien wie schon im Endspiel von Halle und stürmte durch ein 7:5, 7:6 (8:6), 4:6, 6:3 in sein erstes Halbfinale in Wimbledon.

Ein Jahr nach Rainer Schüttler sorgt Haas für ein neues deutsches Hoch bei den All England Championships, zu dem auch die 19-jährige Berlinerin Sabine Lisicki trotz des Aus im Viertelfinale ihren Teil beitrug. «Es ist unglaublich; ein tolles Gefühl. Mir fehlen die Worte», sagte Haas und es sprudelte voller Euphorie weiter aus ihm heraus. «Halle hat mir viel Selbstvertrauen gegeben, das mir lange gefehlt hat.» Das Haas-Märchen geht in der Vorschlussrunde mit der Vorstellung gegen Roger Federer weiter, der sich im Aufschlag- Gewitter des diesmal nur 23 Asse schlagenden Kroaten Ivo Karlovic mit 6:3, 7:5, 7:6 (7:3) durchsetzte. «Ich wäre noch selbstbewusster, wenn ich auch letztes Jahr hier gewonnen hätte», meinte der fünfmalige Champion aus der Schweiz, der dem verletzt fehlenden Spanier Rafael Nadal vor zwölf Monaten unterlegen war.

"Er ist der große Titelfavorit hier, gegen ihn kann man nur wenig machen», meinte Haas. «Aber ich werde alles versuchen und ihn ein bisschen ärgern.» Von den elf Vergleichen mit dem Schweizer hat Haas neun verloren, zuletzt im Achtelfinale bei den French Open. Auf dem «Heiligen Rasen» fiel die Achtelfinal-Partie der Beiden 2007 aus, weil Haas eine Bauchmuskelverletzung plagte. I

Im Duell des ältesten Spielers im Turnier gegen den jüngsten setzte der 31-Jährige Haas die Akzente. Unglaublich sein Einsatz und die Art und Weise, wie er selbst beste Bälle seines Gegenübers erlief - oder vorausahnte, wohin sie kommen würden. Doch auch der 22-jährige Serbe, der in der Weltrangliste auf Position vier geführt wird, begann ungeheuer konzentriert und entschlossen. Die finale Pleite von Halle wolle er unbedingt ausmerzen, hatte er vorher gesagt.

Aber Haas, der bislang nur bei den Australian Open dreimal (1999, 2002, 2007) im Halbfinale stand, wirkte bei schwüler Hitze und über 30 Grad frischer und auch lauffreudiger. Dazu brillierte er über weite Strecken mit Serve-and-Volley, wie es die Alt-Meister Boris Becker und Pete Sampras nicht besser hätten vorführen können. Weil auch der Aufschlag wieder bestens kam, hatte Djokovic in den entscheidenden Momenten meist das Nachsehen. So im ersten Satz, als Haas im letzten Augenblick zum 6:5 das entscheidende Break gelang.

Das spannende und hochklassige Match schien auch im zweiten Durchgang den gleichen Verlauf zu nehmen. Wieder schaffte Haas das Break zum 6:5 - doch diesmal kämpfte Djokovic zurück, um im Tiebreak trotz dreier Satzbälle doch zu verlieren. «Wach endlich auf, du hast die Chance 2:0 in Führung zu gehen», erzählte Haas, wie er sich selbst zur Ordnung gerufen hatte.

Danach fühlte er sich offensichtlich zu sicher und ließ in der prallen Sonne ein wenig die Zügel schleifen. Das bestrafte sein Gegenüber sofort und verkürzte auf 1:2 Sätze. Früher wäre der Wahl-Amerikaner explodiert und hätte sich und andere mit bösen Worten überzogen. Doch der gewandelte Haas kämpfte unverdrossen weiter, schaffte zum 3:1 das Break und ist als Wimbledon-Halbfinalist zurück unter den besten 20 der Weltrangliste. (dpa)

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