Gott sei Franck
MÜNCHEN - 4:1 gegen Stuttgart – dank Ribérys Traumtoren ist der FC Bayern zu 99,9 Prozent Meister. Nächstes Wochenende spielen die Roten in Wolfsburg - und wollen den Titel feiern.
Beim Grimassenschneiden war er nach dem 4:1 gegen Stuttgart so kreativ wie vorher am Ball. Franck Ribéry hatte seinen Spaß. Er imitierte Luca Tonis Ohrschrauber, blödelte mit jedem rum, verpasste dem Maskottchen Berni einen schelmischen Tritt in den Hintern. Immer wieder klopfte sich der Franzose mit der Faust aufs Bayern-Wappen. Seht her, ich bin einer von euch.
Er ist der Mann, der die Fans von den Sitzen reißt. Der Massenverzücker. Nicht die Tatsache, dass sich der FC Bayern seinen 21. Meistertitel zu 99,9 Prozent sicherte – bei 12 Punkten Vorsprung in noch vier Spielen. „Das schafft kein Mensch der Welt mehr, uns da weg zu bringen“, sagte Manager Uli Hoeneß. Nächsten Sonntag in Wolfsburg wollen die Bayern dann endgültig und nach der Rückkehr in München so richtig feiern.
Die Ribéry-Minuten
Es waren die Minuten 75 und 76, die in die Geschichte des FC Bayern wohl als die Ribéry-Minuten eingehen. 120 Sekunden französischer Wahnsinn. Erst drosch er den Ball aus 25 Metern haargenau in den Winkel (75.). Franck, le hammer. „Das wird Tor des Monats, ganz sicher“, erklärte Präsident Franz Beckenbauer sogleich. „So etwas gibt’s nicht nochmal“, schwärmte Manager Uli Hoeneß. „Ein normaler Mensch schießt so gar nicht aus dem Winkel! Wahnsinn.“
Eine Minute nach dem Traumtor tanzte Ribéry dann drei Stuttgarter aus, schob die Kugel flach rein zum 4:1 (76.). Slalom-Nachhilfe mit Franck.
Doch nach dem Schlusspfiff brauchte der Filou selbst Nachhilfe. In den Fächern Deutsch und Fangesänge. Die Bayern-Anhänger forderten Ribéry als Vortänzer und brüllenden Einpeitscher für die Party in der Kurve. Teil eins vor der Südkurve hatte Michael Rensing absolviert, nun war der Franzose dran. Er verweigerte. Die Kollegen schubsten ihn nach vorne, er wollte nicht. „Er hat mir gesagt, er versteht das nicht“, erzählte Bastian Schweinsteiger. Ribéry sollte Humba-tätäraa laut buchstabieren, den Fans zuliebe. Schließlich kniete sich Schweinsteiger neben ihn: „Ich habe es ihm ins Ohr geflüstert und er es nachgesagt. Wir hatten Spaß.“ Wie gut klappte das? Schweinsteiger: „Ich würde ihm eine Drei geben.“
Französisch-italienisches Championat
Dafür verdiente der Franzose für seinen 33-Minuten-Auftritt zuvor eine glatte Eins. Um zehn nach sechs hatte Trainer Ottmar Hitzfeld das trotz der 2:1-Führung etwas unruhige Publikum erlöst und Ribéry gebracht. Endlich. Als der Virtuose kam, brandete Jubel auf wie den ersten beiden Treffern. Und lange ließ sich Ribéry nicht bitten, ehe er loslegte. So eindrucksvoll, wie man es auch von ihm nicht alle Tage sieht. Zwei Traumtore des Franzosen sicherten die Meisterschaft! Ribéry sei Dank. Gott sei Franck.
Das französisch-italienische Championat, denn der 21. Titel ist ein Gesamtkunstwerk von Monsieur Ribéry und Signore Toni. Der hatte – wieder mal – das 1:0 erzielt. Es war sein 21. Bundesliga-Treffer.
Chapeau, FC Bayern!
Patrick Strasser