„Golfen? Blödsinn!“
Die Münchner Golf-Proette Martina Eberl (28) über ihre verletzungsbedingte Zwangspause, den Abschied vom amerikanischen Traum, die Trennung von ihrem Freund und die Vorfreude auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio.
Von Florian Kinast
AZ: Frau Eberl, ihre Kolleginnen golfen gerade bei einem Profi-Turnier in Shanghai, nur Sie sind nicht dabei. In den Ergebnislisten tauchen Sie seit den Austrian Open Anfang September nicht mehr auf. Was ist denn los mit Ihnen?
MARTINA EBERL: Es hat einfach keinen Sinn mehr gemacht. Ich bin verletzt. Eine Sehnenscheidenentzündung an der linken Hand. Und das schleppe ich schon verdammt lange mit mir herum. Eigentlich seit den German Open im Mai.
Da lief ja noch alles bestens, Ihrem Heimturnier in Gut Häusern im Dachauer Hinterland, als Sie Dritte wurden.
Ja, das war ein wunderbares Turnier. Aber danach ging’s los. Ich habe eine Woche lang nur von der Matte trainiert. 300, 400 Bälle am Tag, rausbolzen auf der Driving Range. Das war eigentlich nicht schlecht. Nur war das eine Zeit, wo es auch ziemlich viel geregnet hat, und die Belastung und das Wetter haben mir gar nicht gut getan. Mit Verlaub, danach war meine Hand im Arsch. Das Dumme war: Ich hab’s einfach komplett ignoriert, die Zähne zusammengebissen und gedacht, das wird schon wieder. Aber das war ein Fehler.
Das sieht man an den Ergebnissen. Sie sind ja bei allen Turnieren danach fast immer nach zwei Runden am Cut gescheitert.
Eben, ich habe das einfach nicht auskuriert. Und genau deswegen bin ich in so einen Abwärtsstrudel geraten. Ich war ständig frustriert, darum hat mich das mental auch runtergezogen. Pausieren und herumliegen, das mag ich eigentlich gar nicht, aber in dem Fall wäre es dann das Beste gewesen. Weiter zu golfen? Das wäre absoluter Blödsinn gewesen! Darum die Pause. Vielleicht spiele ich noch das Saisonfinale im Dezember in Dubai, aber eigentlich ist das Jahr für mich vorbei.
Im Mai bei den German Open sprachen Sie noch von Ihrem Traum, sich heuer für die US-Profi-Tour zu qualifizieren. Daraus wurde dann also auch nichts mehr.
Nein, und ganz ehrlich gesagt, hat das auch völlig seinen Reiz verloren. Durch die Finanzkrise sind in Amerika jetzt so viele Sponsoren abgesprungen, die haben für 2010 gerade einmal zehn bestätigte Turniere. Da ist enorm viel zusammengestrichen worden. In Europa schaut das ganz anders aus, auf der Tour hier steht schon jetzt fest, dass nächstes Jahr 20 Turniere stattfinden.
Die in den USA sind doch besser dotiert.
Das heißt ja aber nicht, dass du dann auch Erfolg hast und mehr verdienst. Schauen Sie sich doch Anja Monke an. Die spielte heuer 15 Turniere auf der US-Tour, ihre beste Platzierung war ein 26. Rang. Auf der European Tour lief es bei ihr viel besser, da war sie etwa im September in Frankreich Dritte. Viel Geld bringt das in Amerika nicht, wenn du nicht ganz vorne mitspielst. Und außerdem bist du da drüben ständig allein. Die ganze US-Tour ist ja von Koreanerinnen überflutet, da kann es ganz schnell einsam werden für einen. Das wäre nichts für mich.
Sie brauchen also den Wohlfühlfaktor beim Spielen?
Ja, und wie. Leistungssport hin oder her. Wenn ich keinen Spaß habe und ständig daran denke, dass ich hoffentlich bald wieder daheim bin, dann bringt das doch nix. Ich bin einfach so gerne in Europa, das weiteste, wo wir weg sind, sind drei Stunden, da kommst du meistens Sonntagabend nach den Turnieren wieder heim nach München. Nein, in die USA zieht es mich da nicht mehr.
Aber zu Ihrem Lebensgefährten doch schon noch, Thad Kael, dem Caddy aus Florida.
Ach, den Lebensgefährten gibt es schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Mein damaliger Freund war natürlich auch immer ein Hauptgrund, dass ich immer da rüber bin, jetzt hat sich das erledigt. Und so toll zum Golfen war Florida auch nicht, gerade im Winter, da hat es immer die ganzen Stürme. Das ist sehr schwer, da zu trainieren. Wenn Amerika, dann bin ich immer lieber an die Westküste. Aber jetzt auch kaum mehr. Am liebsten bin ich jetzt in Dubai.
Lieber in Arabiens Wüste als in Amerikas Westen?
Ja, die haben da so super Trainingsmöglichkeiten hingestellt, in fünf Stunden bist du da auch dort. Da brauche ich Amerika nicht mehr.
Und Südamerika? Mit Rio und den Olympischen Spielen 2016?
Das wäre der Wahnsinn. Ich habe mich total Freude, dass das IOC Golf ins Programm aufgenommen hat. Da dabei zu sein, wäre ein Traum.
Sie waren ja schon mal bei Olympia.
Ja, aber nur passiv zum Zuschauen. 2006 bei den Winterspielen in Turin, mit meinem damaligen Freund Tobi Angerer.
Der gewann damals zwei Medaillen. Silber mit der Langlauf-Staffel, Bronze über 15 Kilometer.
Ich habe das damals live mitverfolgt, und auch die Feierlichkeiten im Deutschen Haus von Sestriere mitbekommen. Olympia selber zu erleben, aktiv als Sportler dabei zu sein, das ist ein Traum. Erst mal schauen, was die überhaupt für einen Modus da spielen, wie das läuft mit der Qualifikation. Aber cool wäre es schon, ein großes Ziel, langfristig.
Und kurzfristig?
Mich auf nächstes Jahr Freude, hoffen, dass ich gesund bleibe, und dass die Hand wieder mitspielt. Und dann hoffe ich, dass es noch ein paar sonnige Herbsttage hat. Ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass ich jetzt bissl daheim sein darf. Bei aller Rumfahrerei, München ist halt doch am schönsten.