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Deutschland sucht den Superstar der Winterspiele– und die AZ wagt den Vergleich zwischen Lena Neuner und Maria Riesch. Lesen Sie mal, wer in welcher Kategorie besser abschneidet
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Deutschland sucht den Superstar der Winterspiele– und die AZ wagt den Vergleich zwischen Lena Neuner und Maria Riesch. Lesen Sie mal, wer in welcher Kategorie besser abschneidet

WHISTLER Nach dem Rennen hieß es bereits, dass es 1:1 stünde. Dass Maria Riesch ausgeglichen habe im Duell mit Lindsey Vonn. Gleichgezogen hatte die neue Kombinations-Olympiasiegerin aber auch mit einer anderen Sportlerin, die 25 Kilometer weiter gerade die Chance versäumt hatte, ihr zweites Gold bei den Spielen von Vancouver zu holen. Aber wer liegt am Ende vorne? Angesprochen auf den Zweikampf mit Magdalena Neuner sagte Riesch: „Ich halte nicht viel von solchen Vergleichen." Die AZ schon. Schließlich haben noch beide die Chance, zum Medaillenhamster bei Olympia zu werden. Riesch oder Neuner, DSDSW: Deutschland sucht den Superstar der Winterspiele. Der Vergleich.

KARRIEREANFANG

Beide kamen in Garmisch-Partenkirchen zur Welt, Riesch 1984, Neuner drei Jahre später. Riesch stand mit drei Jahren das erste Mal auf Alpin-Skiern, mit fünf kam sie zum SC Partenkirchen - und blieb dabei.

Neuner ist dagegen eine Umsteigerin: Mit acht wurde sie Langlauf-Meisterin in ihrem Heimatverein SC Wallgau. Mit neun machte sie ein Biathlon-Schnuppertraining – und fand Gefallen. Ähnlichkeiten dagegen bei den internationalen Erfolgen als Jugendliche: Riesch wurde fünfmal Junioren-Weltmeisterin, Neuner siebenmal.

DURCHBRUCH

Riesch debütierte im Weltcup mit 16, Neuner mit 18. Die ersten großen Siege feierten beide mit 19. Da holte Neuner den ersten Sieg in einem Weltcup-Rennen und kurz darauf holte die ersten drei von bislang sechs WM-Titeln. Riesch gewann 2004 ihre ersten drei Weltcups, in Super-G, Abfahrt und Slalom. 2009 folgte dann WM-Gold.

RÜCKSCHLÄGE

Bei Riesch mehr als bei Neuner. Zwei Kreuzbandrisse innerhalb eines Jahres warfen sie weit zurück. Zwangspause bei der WM 2005 und Olympia 2006.

Neuner kämpfte eher mit den Folgen des Ruhms. Sie mutete sich zu viele Termine zu, ob bei Interviews oder PR-Auftritten. Daheim in Wallgau nervte sie der Belagerungszustand durch die Fans. All das schwächte ihr Immunsystem, sagte sie einmal. 2008 schleppte sie lange einen Virus mit sich herum. Der folgende Winter war eher durchwachsen.

UMFELD

Beide legen viel Wert auf Familie. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir immer den Rücken freigehalten", sagt Riesch über Mama Monika und Papa Sigi. Neuner sagt das auch über die Eltern Paul und Margit. Beide sind zwar daheim ausgezogen, leben aber noch in ihrem Heimatort. Neuner in Wallgau bei der Oma in einer Wohnung im ersten Stock, Riesch in einem eigenen Apartment an der Grenze zwischen Garmisch und Partenkirchen.

STÄRKEN

Ob Biathlon-Coach Uwe Müssiggang, ob Alpin-Trainer Matthias Berthold: Beide sprachen bei Neuner und Riesch in diesen Tagen immer von der Bodenständigkeit der beiden, von der mentalen Stärke. Anders als Riesch vertraut Neuner dabei seit letzten Sommer auf die Hilfe eines Mentaltrainers, gerade gegen die Schwäche beim Stehendschießen. Das hat sich bisher ausgezahlt: Die Fehlerquote sinkt beträchtlich.

TRÄUME

Haben sich beide erfüllt. Neuner träumte vom Olympiasieg, seit sie neun war und mit dem Biathlon anfing, sagte sie. Und Riesch hatte diesen Traum auch mehr als ein Jahrzehnt lang. Seit 1998: „Damals sah ich im Fernseher die Spiele von Nagano", sagte sie, „wie bei der Siegerehrung der Kombination Katja Seizinger, Martina Ertl und Hilde Gerg am Podium standen. Da wusste ich: Da will ich auch hin." Am Donnerstag stand sie da auch. In Whistler, nicht in Nagano.

AUSSICHTEN

Bestens. Neuner hat noch zwei Starts, im Massenstart und in der Staffel, eventuell sogar noch in der Langlauf-Staffel am 25. Februar. Riesch tritt in jedem Fall noch dreimal an, in Super-G, Riesenslalom und Slalom. Bei letzterem, am 26. Februar, hat sie die besten Aussichten, um vielleicht das Duell mit Neuner für sich zu entscheiden. Oder zumindest wieder auszugleichen.

VERMARKTUNG

Die Forbes-Liste führt Maria Riesch mit geschätzten 750000 Euro Jahresgehalt an Platz sieben der bestverdienenden Olympia-Teilnehmer. Magdalena Neuner taucht in dieser Liste nicht auf. Kein Zufall, wie Marketing-Experte Peter Ehm glaubt: „Riesch hat wesentlich bessere Voraussetzungen für den Abschluss langfristiger Werbeverträge, da sie mit Marcus Höfl einen professionellen Vermarkter hat. Der betreut auch Franz Beckenbauer, Boris Becker und Franziska van Almsick. Das ist schon die Königsklasse. Und mit dem Erfolg geht jetzt natürlich voll die Post ab.“

Neuner hat sich dagegen von ihrem Manager Stefan Peplies getrennt und lässt sich von der dem DSV nahe stehenden Agentur „Trizeps“ vermarkten. Ehm sagt: „Es war schon mutig, eine so junge, attraktive Athletin wie Neuner mit Strickwaren zu positionieren. das wird große Konzerne kaum zum Einsteigen bewegen. Aber es ist natürlich auch die Frage, was der Athlet will.“

LIEBE

Schwierig bei Sportlern, die fast das ganze Jahr über durch die Welt jetten. Bei Riesch scheiterte die letzte Beziehung an den 512 Kilometer zwischen Garmisch und Bad Nauheim. Dort stand der Eishockeyspieler Marco Ludwig unter Vertrag, mit dem Riesch knapp drei Jahre zusammen war. Derzeit ist sie Single. Der „Bild“-Zeitung sagte sie mal, ihre Kontaktanzeige würde so aussehen: „Maria, 24, sportlich, dynamisch, sucht charmanten, zuvorkommenden, witzigen Begleiter. Nicht unter 1,85 Meter.“ Er dürfte sogar einen Bierbauch haben, wenn der Rest passt.

Magdalena Neuner achtet sehr darauf, wenig Privates preiszugeben, zumal die Trennung von ihrem letzten Freund für Aufregung sorgte: Nach 19 Monaten war im September Schluss mit Björn Weisheit – ihrem Skitechniker. Nun gibt es zwar ein neues Herzblatt, doch dazu sagte sie nur: „Den will ich nicht zeigen. Mein Sport soll im Mittelpunkt stehen.“ Tut er ja auch, aber wenn ihre Olympia-Medaillen gefeiert werden, dann rutscht halt schon mal ein bisschen was durch. Seppi heißt Neuers Neuer, spielt Klarinette in der Wallgauer Blaskapelle und kennt seine Magdalena schon aus Sandkastenzeiten.

Florian Kinast/Th. Becker

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