Goldbänke und Adabeis
MÜNCHEN - Ein Ausblick auf die deutschen Hoffnungen bei der Titeljagd im kommenden Winter.
MÜNCHEN Am Schluss geht’s nach Chanty-Mansisk. Am 28. März endet die Wintersport-Saison mit dem letzten Weltcup der Biathleten. Ab dem alpinen Auftakt am Samstag in Sölden gut fünf Monate, in denen es um Weltcup-Punkte geht – und im Februar auch um Olympia-Medaillen, beim Saisonhöhepunkt, den Winterspielen von Vancouver (12. bis 28. Februar). Ein Überblick über die die deutschen Saisonerwartungen.
SKI ALPIN
Bei den Frauen hofft Cheftrainer Matthias Berthold vor allem auf die Weltmeisterinnen Maria Riesch (Slalom) und Kathi Hölzl (Riesenslalom). „Wir wollen in Vancouver zwei Medaillen“, sagt Sportchef Wolfgang Maier. Eine davon kann auch gerne von den Männern kommen. Doch kommt einzig Felix Neureuther in Frage, der sich wohl völlig auf den Slalom konzentriert, andere Fahrer wie etwa Fritz Dopfer, der einzige deutsche Starter am Sonntag, scheinen chancenlos.
SKISPRINGEN
Ein durchwachsener Sommer-Grand-Prix und altersschwache Stammkräfte, alle bereits aus der Ü30-Liga. Martin Schmitt (31), Michael Uhrmann (31) und Michael Neumayer (30) waren bei den Mattenspringen außer Form, hoffnungsvoller Nachwuchs ist vorerst nicht in Sicht. „Das ist nicht befriedigend“, so Cheftrainer Werner Schuster. Zuversicht klingt anders.
BIATHLON
Skijäger und Medaillensammler, wohl auch in diesem Winter: Wilhelm, Neuner, Henkel, Beck oder Greis, Birnbacher, Rösch, Stephan – alles Mitfavoriten für Vancouver. Auch dank noch professionellerer Vorbereitung in der wetterunabhängigen neuen Skihalle in Oberhof. „Die Bedingungen hier sind optimal“, schwärmt Frauen-Trainer Uwe Müssiggang.
LANGLAUF
Im Sommer hat sich Evi Sachenbacher ein neues Auto, einen Mini, geleistet. Zumindest damit ist sie nun flott unterwegs. In den Loipen war sie das die vergangenen Jahre selten. Gebeutelt von Verletzungen und viel Ärger mit Bundestrainer Jochen Behle, vieles lief unglücklich bei der Staffel-Olympiasiegerin von 2002. Mehr Glück, zumindest privat, hatte zuletzt Tobias Angerer. Nach der Geburt von Tochter Karlotta vor einem Jahr heiratete er nun seine Partnerin Romy. Stabilität, die ihm im Sport in den vergangenen beiden Wintern zuletzt fehlte. Zu viele Auf und Abs beim Weltcup-Sieger von 2006 und 2007.
NORDISCHE KOMBINATION
Unverwüstlich, Ronny Ackermann. 28 Weltcup-Siege, vier WM-Titel, nur Olympia-Gold blieb dem 32-Jährigen bisher verwehrt. Vancouver ist wohl seine letzte Chance. Dafür trainiert er, zur Zeit selbst unter großen Schmerzen. Folgen des Horror-Sturzes am 12. August, als ihm an der Schanze Oberstdorf im Flug die Bindung aufging,er aus sechs Metern Höhe auf den Rücken krachte. „Ronny hatte unglaubliches Glück“, sagt Trainer Hermann Weinbuch, „er hätte auch gelähmt sein können.“ Die Gesundheit, Ackermanns größter Sieg. Und Ansporn für Olympia.
KUFENSPORT
Frauenrodeln ist so vorhersehbar wie Kälte im Winter und Feuerwerk an Silvester. Die deutschen Damen dominieren seit Jahren, auch bei den Männern läuft es meist glatt im Eiskanal. Möglich ist oberbayerisches Dreifachgold: im Einzel mit Natalie Geisenberger und Felix Loch und den Haudegen Leitner/Resch im Doppel.
Groß sind auch die Hoffnungen im Bob mit André Lange und Karl Angerer, im Skeleton wird wohl Junioren-Weltmeister Sandro Stielicke für Aufsehen sorgen. Könnte lange Siegesfeiern geben, gleich neben dem Deutschen Haus in den Bergen von Whistler, wo es für die Sportler wie immer bei Winterspielen ein nettes Refugium gibt. Natürlich das Kufenstüberl.
Florian Kinast