Gold für den "unverwüstlichen"Zanardi
LONDON Nur noch mit 45 statt 300 Stundenkilometern, nur noch auf drei statt vier Rädern. Doch die Leidenschaft, der stärkste Antrieb, ist dieselbe. Alessandro Zanardi ist zurück auf der Rennstrecke. Und wie. Mit dem Handbike gewann der frühere Formel-1-Pilot in Brands Hatch, jenem legendären Kurs südöstlich von London, bei seiner Paralympics-Premiere sensationell Gold. Der Italiener lag im Zeitfahren fast eine halbe Minute vor dem Zweiten Norbert Mosandl aus Cottbus.
„Es ist nicht so wie 1996 (Sieg in Laguna Seca/Anm. d. Red.), wo ich von einer Sekunde zur anderen zum König der Welt wurde. Ich habe das kommen sehen, weil ich jahrelang hart dafür gearbeitet habe. Dadurch ist es aber ungleich schöner: Als alter Mann mit 45 Jahren noch einmal ganz oben zu stehen, ist etwas Besonderes”, sagte Zanardi.
Fast genau elf Jahre liegt es zurück, als ein verheerender Unfall auf dem Lausitzring sein Leben veränderte. Als er am 15. September 2001 bei einer Kollision von einem Konkurrenten mit 320 Stundenkilometer getroffen wurde, riss es seinen Boliden regelrecht in zwei Teile. Zanardi musste sieben Mal wiederbelebt werden. Er verlor beide Beine, aber nicht seinen Lebensmut.
Nicht einmal zwei Jahre später kehrte er an den Unglücksort zurück, um sich wieder ins Rennauto zu setzen und die 13 Runden und „sein Rennen” zu Ende zu fahren. Sein Kämpferherz hatte er nie verloren, seinen Humor auch nicht. So passiert es immer mal wieder, dass er Witze auf seine eigene Kosten macht und Dinge sagt wie: „Wenn ich mir jetzt noch einmal die Beine breche, dann brauche ich nur noch einen Inbusschlüssel.” Er liebt das Leben, wie es ist.
Zanardi versprüht Lebensfreude, egal wo er auftritt. Und er sucht ständig neue Herausforderungen. Daher werden diese Paralympics wohl seine ersten und letzten sein. Nach seinem Unfall fuhr er von 2006 bis 2009 bei der Tourenwagen-WM mit und gewann dort drei Rennen. Als Testpilot erlebte er 2006 ein Gastspiel in der Formel 1. Als nächsten Kick träumt der „Unverwüstliche” von einem Start bei der DTM oder beim legendären Indy 500. Zunächst hat Zanardi noch zwei paralympische Rennen vor sich. Er wird wieder Vollgas geben, weil Rennen fahren nun mal sein Leben ist: ob mit oder ohne Beine.
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