Gleichgewichtsstörungen beim FC Bayern

Die Basketballer patzen auch gegen Tübingen – Trainer Pesic hadert mit der Qualität des Kaders
MÜNCHEN Auswärtsspiele der Basketballer des FC Bayern laufen fast immer nach dem gleichen Schema ab: Der Gegner und dessen Fans inszenieren die Partie als Aufeinandertreffen von David und Goliath. Als das Kräftemessen von Herz und Tradition gegen Kohle und Kommerz. Und ein Sieg, so wie am Samstagabend in Tübingen, wird als epochales Ereignis gefeiert.
„Igor Perovic, der Trainer der Tübinger, hat nach dem Spiel von einem historischen Sieg gesprochen. Da habe ich mich schon gewundert. Ein historischer Sieg wäre, wenn die Fußballmannschaft der Tübinger gegen die Fußballmanschaft des FC Bayern gewinnt”, sagt Bayern-Coach Svetislav Pesic am Tag nach dem 86:89. Und: „Dass die Basketballer gegen uns gewinnen, ist nicht besonders ungewöhnlich.” Weil sich die Bayern nicht entscheiden können, ob sie nun wirklich ein Spitzenteam sein wollen.
An guten Tagen, wie am vergangenen Sonntag, gewinnen sie mal eben gegen den amtierenden Meister und Tabellenführer Bamberg, eine Woche später verlieren sie gegen eine Durchschnittsmannschaft wie Tübingen. Allzuviele Niederlagen können sie sich im Kampf um Platz zwei und drei in der Tabelle nicht mehr leisten. „Wir müssen weiter lernen, in der Offensive in wichtigen Phasen bessere Entscheidungen zu treffen. Und Kontinuität in der Defense erreichen”, sagt Pesic. Er fürchtet offenbar, qualitativ bei der Mannschaft, die nicht er, sondern Vor-Vorgänger Dirk Bauermann zusammengestellt hat, am Limit angekommen zu sein. „Ganz entscheidend ist auch, dass wir kein Gleichgewicht zwischen Offense und Defense haben, oft passiert es, dass Spieler in der Verteidigung gut sind, aber dafür im Angriff nicht viel bringen – oder anders herum. Das ist eine Sache, die wird langsam besser, aber nicht viel besser.”
Grundlegend ändern wird sich das wohl erst im Sommer, wenn Pesic den Kader nach seinen Vorstellungen verändern und den ein oder anderenSpieler austauschen kann – dann wird sich zeigen, ob die Bayern den hohen Ansprüchen von inner- und außerhalb beständig gerecht werden können – ein neuer Vertrag für Pesic vorausgesetzt.
Die türkische Nationalmannschaft wird hierbei nicht in die Quere kommen – Pesic bestätigte den AZ-Bericht über das Interesse des Verbandes: „Ich habe kein konkretes Angebot aus der Türkei vorliegen. Man hat mich gefragt, was meine Pläne sind, was ich so vorhabe.” Und das ist: aus den Bayern ein echtes Spitzenteam machen.