Glamour-Gutti und der blamierte Herr Seehofer

Während der Verteidigungsminister und seine Frau auf dem Parkett mit den Champions glänzen, unterläuft dem Ministerpräsidenten ein Fauxpas, der die Münchner Bewerbung für 2018 trübt.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Während der Verteidigungsminister und seine Frau auf dem Parkett mit den Champions glänzen, unterläuft dem Ministerpräsidenten ein Fauxpas, der die Münchner Bewerbung für 2018 trübt.

WHISTLER Der Dienstherr war zufrieden, Oberfeldwebel Angerer hatte seine Pflicht erfüllt und kam erfolgreich vom Einsatz zurück. Auf der Tribüne des Langlauf-Stadions vom Olympic Park hatte Karl-Theodor zu Guttenberg verfolgt, wie sich der oberbayerische Soldat über 30 Kilometer auf den zweiten Platz kämpfte. Am Abend hieß es: Antreten zur Medaillenfeier! Melde gehorsamst, habe Silber!

Ganz so verkrampft ging es freilich nicht zu, als sie sich im Deutschen Haus von Whistler trafen, Tobias Angerer, der Langläufer aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr, und der Herr Verteidigungsminister, sie tauschten sogar ihre Handynummern aus. Angerer sah müde aus, angestrengt von den Strapazen des Tages, an dem er Silber gewann. Zu Guttenberg zu seiner Rechten wirkte bestens erholt. Der Minister trug einen jener Rollkragenpullis, die er auch einst beim Truppenbesuch in Afghanistan anhatte, nur dass diese Mission nun eine ganz andere war, es liegen ja aber auch Welten zwischen Kundus und Kanada.

Das Haar bestens getrimmt und braun gebrannt erzählte zu Guttenberg, dass er hier im Whistler einen Tag bereits „extensiv beim Skifahren“ war. Zusammen mit Ehefrau Stephanie, der Ururenkelin von Otto von Bismarck, die zwar vor gut 33 Jahren in München auf die Welt kam, deren Mama aber aus Stockholm stammt, weshalb sich die Minister-Gattin beim Langlauf auch über das Gold des Schweden Johan Olsson freute.

Der Besuch der Winterspiele von Vancouver wirkte für das politische Glamour-Paar wie entspannter Après-Ski. Stephanie parlierte lange mit Maria Riesch, die sie am Donnerstag an gleicher Stelle kennengelernt hatte, und bevor Riesch zum Abschied noch „schööne Grüße an Theo" ausrichtete, verabredeten sich die beiden zum Skifahren nach dem Winter in Garmisch. Nie zuvor war das Auftreten eines Poltiker-Ehepaars bei Olympia jetset-lastiger als hier, und natürlich überstrahlten Karl-Theodor und Stephanie auch Horst und Karin.

Das Ehepaar Seehofer.

Der Herr Ministerpräsident war auch da, am Freitag war er gekommen, aber kaum war er in Vancouver gelandet, gab es auch schon Irritationen.

So hatte Seehofer am Freitag nicht nur zu einem Bayerischen Abend im Deutschen Haus von Vancouver geladen, sondern auch zu einem Pressegespräch. Darin sollte Seehofer laut Staatskanzlei „über erste Eindrücke und Ziele seiner Reise" informieren. Eine Reise, die unter anderem überschrieben war mit dem Motto „Werben für Olympia 2018 in Bayern“. Doch genau das war das Problem.

Denn das IOC erlaubte den Olympia-Bewerbern für 2018 während der Spiele von Vancouver nur genau eine Pressekonferenz zum Thema, eine zweite würde das Statut verletzten und die Bewerbung gefährden. Und die eine gab es schon. Also wurde die Pressekonferenz schleunigst zum Hintergrundgespräch umbenannt, Fragen zu 2018 waren nicht erlaubt.

Später jedenfalls, nach dem Gespräch, durften die Journalisten im direkten Dialog dann doch fragen. Aber nicht lange, weil die Meldung kam, dass vor der Tür schon ein IOC-Kontrollposten stünde und man breche jetzt lieber ab.

Schon der zweite Fauxpas der Münchner Bewerber. Nachdem OB Christian Ude vor der Weltpresse 30 Jahre nach dem Wiesn-Attentat mit 13 Toten erklärt hatte, es habe auf dem Oktoberfest „nie einen ernsthaften Zwischenfall“ gegeben (eine Aussage, die er tags darauf nach dem AZ-Bericht bedauerte, schuld sei ein Manuskriptfehler gewesen) nun also die Blamage der Staatskanzlei, die auch DOSB-Boss Thomas Bach unwirsch stimmte. „Dazu sage ich nichts. Ich muss es nicht kommentieren“, meinte Bach. „Es hat schon gereicht, dass ich davon lesen musste.“

Zwei solcher Aussetzer, gerade hier vor versammelter IOC-Mannschaft, verspielt München hier bereits seine Chancen für 2018?

Das Auftreten der beiden bayerischen Politiker jedenfalls hätte unterschiedlicher nicht sein können. Hier ein Seehofer auf einer glücklosen Stippvisite, der sich in seinem Trachtenjanker nur einmal an einem rustikalen Maibaumaufstellen samt Goasslschnalzern in Whistler erfreuen konnte. Dort der strahlende Dressman zu Guttenberg, der lässig über exzessives Skifahren sprach.

Angerer meinte übrigens, er wolle seinen Dienstherrn nach Olympia einmal zum Langlaufen einladen. Und was macht dann Gattin Stephanie? Klar, die geht Skifahren, mit Maria Riesch.

Florian Kinast

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.