Giro-Start: So sind die Chancen für Kletter-Ass Emanuel Buchmann
Fausto Coppis Stern ging einst im Schatten des Langkofels auf. Hier, rauf zum Pordoijoch auf 2239 Meter, besiegte "Il Campionissimo" die Zweifel an sich selbst, trat durch und fuhr zu seinem ersten Sieg beim Giro d'Italia.
Wo nun ein Denkmal für die Radsport-Legende steht, fällt aller Voraussicht nach die endgültige Entscheidung der diesjährigen Italien-Rundfahrt, die am heutigen Freitag beginnt.
Drei heftige Anstiege, darunter der zum Pordoijoch, zeichnet die vorletzte Etappe von Belluno (358 m) nach Marmolada (2057 m) in die Landschaft. Zwischenzeitliche Steigung: 18 Prozent. Es ist die Königsetappe des Giros 2022.

Giro d'Italia: 50.600 Höhenmeter zwischen Start und Ziel
Sportdirektor Mauro Vegni hält die diesjährige Ausgabe ohnehin für "zweifellos einen den härtesten Giros der vergangenen Jahre". Es ist ein Rennen für die Kletterspezialisten: Auf den 3.438 Kilometern zwischen dem Start in der ungarischen Hauptstadt Budapest und der Ankunft in Verona sind 50.600 Höhenmeter zu ertreten. Eine Tortur, die die Fahrer aber anzieht.
Der deutsche Hoffnungsträger Emanuel Buchmann lässt für sie sogar die Tour de France aus, denn: "Das Giro-Profil hat mich schon ein bisschen angelacht. Ich habe nach dem letzten Jahr noch eine Rechnung offen." Da lag das Tour-Vierte von 2019 in der Gesamtwertung auf Rang sechs, ehe er wegen eines Sturzes auf der 15. Etappe aufgeben musste. Läuft die Fitnesskurve nun umgekehrt?
Buchmann: Chancen auf das Rosa Trikot sind ausgezeichnet
Er geht "nicht mit absoluter Topform", sagt er. "Wenn aber alles gut läuft, dann passt die Form hoffentlich in der dritten Woche, und da wird auch die Entscheidung fallen", sagt der Bora-hansgrohe-Fahrer.
Und die Chancen auf das Rosa Trikot sind in diesem Jahr ausgezeichnet, der Titelverteidiger fällt ja aus. Egan Bernal kollidierte im Januar im Training mit einem Bus, erlitt bei dem Horror-Crash mehrere Knochenbrüche - die Ärzte retteten auf der Intensivstation das Leben des Kolumbianers. Während er um sein Comeback kämpft und die beiden unglaublich starken Slowenen Primoz Roglic und Tadej Pogacar pausieren, ziehen Konkurrenten aus dem Windschatten mit der Hoffnung auf Sieg beim Giro 2022.
So hat etwa der Niederländer Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) angekündigt, sowohl beim Giro als auch bei der Tour de France um den Sieg zu fahren. Auch mit Olympia-Sieger Richard Carapaz (Ineos-Grenadiers) ist wie mit Simon Yates vom Rennstall Team BikeExchange - Jayco und Mikel Landa (Team Bahrain - Victorious) zu rechnen. Interessant: Viele Teams, darunter Buchmanns, gehen mit zwei Anwärtern auf den Gesamtsieg an den Start.
Ersten drei Etappen finden in Ungarn statt
Los geht die Italien-Fahrt am Freitag in Budapest (Eurosport, 12.10 Uhr). Tatsächlich finden die ersten drei Etappen in Ungarn statt, ehe es per Flugzeug an die Südspitze des italienischen Stiefels geht. Die vierte Tagesfahrt führt den Feuerberg Ätna hinauf. Endstation nach saftigem Schlussanstieg von über 25 Kilometern ist bei der Schutzhütte Sapienza (1892 m). Eine weitere interessante Etappe ist Nummer 14, die nach Turin führt - wie gemacht für Ausreißer! Auf Etappe 16 von Salò nach Aprica strampeln die Fahrer böse 5440 Höhenmeter ab.
Und ehe es zur Parade-Zeitfahrt durch Verona kommt, steigt die Königsetappe beim Coppi-Monument am Pordoijoch. Dort ist heuer auch der höchste Punkt des Giro und wird darum ehrenhalber als "Cima Coppi" bezeichnete. Kletter-Ass Buchmann will da vorne dabei sein.
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