"Gigant, Krieger, König": Boxlegende Marvin Hagler ist tot

Marvelous - das wird mit wunderbar, fantastisch, fabelhaft oder herrlich übersetzt. Und genau das war Marvelous Marvin Hagler. Der vielleicht beste Mittelgewichtsboxer, der je auf dieser Erde wandelte.
Der Mann, der 1982 ganz legal seinen Namen auf Marvelous Marvin Hagler ändern ließ, weil ein Promoter den Spitznamen nicht auf das Kampfplakat drucken wollte, war furchteinflößend, von unglaublicher Intensität, von unbrechbarem Willen getrieben - aber er war eben auch fabelhaft, wunderbar, herrlich.
Marvelous Marvin Hagler: Animalische Gefährlichkeit im Ring
Die Geschmeidigkeit, mit der er sich im Ring bewegte, erinnerte stets an eine Raubkatze. Anmut - gepaart mit animalischer Gefährlichkeit. Seit Samstag ist die Welt, nicht nur die Box-Welt, um einen ihrer großartigsten Champions ärmer. Hagler verstarb mit nur 66 Jahren in Bartlett/New Hampshire, wie seine Frau Kay, mit der er fast 21 Jahre verheiratet war, bestätigte.
Haglers Sohn James (aus erster Ehe) erklärte bei TMZ, dass sein Vater über Schmerzen in der Brust geklagt habe und Schwierigkeiten hatte, Luft zu kriegen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er vier Stunden später verstarb.
"Marvin war ein Gigant, ein Krieger, ein König", erklärte der legendäre Promoter Lou DiBella: "Der Boxsport hat einen Teil seines Herzens und seiner Seele verloren." Und der nicht minder legendäre Promoter Bob Arum meinte: "Hagler war mit der großartigste Athlet, mit dem ich je zusammenarbeiten durfte. Er war ein Ehrenmann, auf dessen Wort immer Verlass war. Kein Mensch hat je mit solcher Hingabe im Ring gestanden. Er war ein echter Sportler, ein echter Mann. Ich vermisse ihn bereits zutiefst."

Hagler war einer der vier Könige, die das Mittelgewicht in den 70er und 80er Jahren prägten. Zusammen mit Robero "Hands of Stone" Duran, Thomas "Hitman" Hearns und Sugar Ray Leonard stand er für die goldene Epoche dieser Gewichtsklasse.
1983 kämpfte Hagler gegen Duran. Der führte nach 13 Runden noch, doch Hagler machte Reserven locker, von denen nicht mal er selbst wusste, dass er sie hatte. Er gewann die beiden letzten Durchgänge und damit den Kampf.
1985 der Fight, der unter dem Slogan "The War" (der Krieg) propagiert wurde, die Ringschlacht gegen Hearns. Der Fight ging nur über drei Runden, aber es waren "die vielleicht besten drei Runden, die es im Boxen je gegeben hat", wie Arum es beschrieb. Blutüberströmt knockte Hagler Hearns aus. Beide konnten sich aus der Tiefe ihrer Boxerherzen nicht ausstehen.
"Beast" Hagler - ein wütendes Karriereende
1987 dann der Kampf, der Hagler mit dem Boxsport brechen ließ. Jahrelang wollte Hagler gegen Leonard antreten, doch der zog sich lieber in die Boxrente zurück. Nach fünf Jahren kehrte er zurück, Hagler machte viele Zugeständnisse, um Leonard endlich vor die Fäuste zu bekommen.
Bei dem Kampf in Las Vegas trieb Hagler Leonard, der schnell auf den Beinen war, regelrecht vor sich her. Es war die Ringversion von "The Beauty and the Beast" (Der Schöne und das Biest), in der Hagler das Biest war. Am Ende stand ein umstrittenes Urteil. Punktrichter JoJo Guerra wertete lächerlich hoch 118:110 für Leonard, Lou Filippo 115:113 für Hagler und Dave Moretti 115:113 für Leonard, der zum Sieger erklärt wurde.
Hagler beendete wutentbrannt seine illustre Karriere (67 Kämpfe, 62 Siege - davon 52 durch K.o. -, drei Niederlagen, zwei Remis) und wandte sich vom Boxen ab. Den beiden Ringrichtern, die gegen ihn gewertet hatten, vergab er nie.
Haglers Boxrente in Italien
Hagler zog nach Italien, lernte dort seine Frau Kay kennen, schauspielerte ein bisschen, und engagierte sich bei der Laureus-Stiftung. Das Leonard-Urteil akzeptierte er nie. Bis zu seinem Tod erklärte er immer wieder, dass Leonard ihm nach dem Fight im Ring gestanden habe: "Du hast gewonnen."
Der AZ sagte Hagler vor ein paar Jahren: "Solange Leonard das nicht öffentlich zugibt, können wir keine Freunde seien, habe ich keinen Frieden." Kann man nur hoffen, dass The Marvelous One jetzt in Frieden ruhen kann.