Gibt's Fußball bald nur im Internet?

Das Wett-Bieten um die Bundesliga-Rechte hat begonnen: Erstmals könnten Spielberichte zuerst im Netz und dann im Fernsehen gezeigt werden – eine halbe Milliarde Euro für alle Clubs?
Frankfurt - Sie tragen so harmlos klingende Namen wie Gold, Klassik oder Neue Medien – für Deutschlands Fußballfans könnten die so bezeichneten Rechtepakete für die Bundesliga-Berichterstattung bittere Konsequenzen haben: Ab 2013 könnten die Spiele der Ersten Liga samstags erst ab 21.45 Uhr in der ARD zu sehen sein. Wer kostenlos Bundesliga schauen will, müsste dies dann ab 19Uhr im Internet tun. Wer keinen oder einen zu langsamen Internet-Anschluss hat, schaut in die Röhre.
Erstmals hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Rechte so ausgeschrieben, dass zwei Szenarien für die kostenfreie Berichterstattung möglich sind: Beim Szenario „Klassik“ bliebe alles beim Alten. Die Spielberichte werden samstags ab 18.30 Uhr im Free-TV - mutmaßlich in der ARD-Sportschau – gezeigt. Und das Szenario „Neue Medien“ – hier würde die Berichterstattung samstags von 19 bis 20.15 Uhr nur im Internet gesendet werden. Kostenlose TV–Bilder gäbe es erst samstags ab 21.45 und sonntags von 19 bis 21.15Uhr.
15 Bieter hat die DFL seit einer Woche zugelassen, die „Auktion“ endet Anfang April. Wer welche Rechte bekommt, soll spätestens im Mai feststehen. Offiziell gibt die Liga die Interessenten nicht bekannt – es wird aber vermutet, dass neben den öffentlich-rechtlichen Sendern mindestens die Free-TV-Anbieter Sat1 und Sport1 dabei sind. Sky und die Telekom bieten für die Pay-TV-Rechte – und selbst der verstorbene Leo Kirch soll noch im Rennen sein: Die von ihm gegründete Münchner Firma KF15 könnte – wie bereits 2007 – sämtliche Übertragungsrechte für die Bundesliga erwerben.
KF15 wollte damals die Berichterstattung im Free-TV samstags erst nach 22 Uhr zulassen. Das Kartellamt stoppte das und forderte eine frei empfangbare Berichterstattung zwischen 18 und 20 Uhr. Darauf beharren die Wettbewerbshüter diesmal nicht – trotzdem sieht Kartellamts-Präsident Andreas Mundt, gute Chancen, dass die Sportschau wieder den Zuschlag bekommt.
Sollte das nicht der Fall sein, könnte es zu einer „Web-Sportschau“ kommen – es wird darüber spekuliert, ob sich Google mit Youtube oder der Springer-Verlag mit bild.de dafür interessieren. Zunächst war auch Yahoo als Interessent gehandelt worden. Das Unternehmen, dessen Deutschland-Zentrale in München sitzt, will jetzt aber – wenn die ARD-Sportschau weiter existiert – kostenpflichtige Zusammenfassungen ab 18.15 Uhr im Internet anbieten.
Ein Zweikampf deutet sich bei den Pay-TV-Rechten an: Der bisherige Rechte-Inhaber Sky tritt gegen die Telekom an. Der Münchner Pay-TV-Sender zahlt bisher 250 Millionen Euro pro Saison – Gesicht des Senders ist Moderatorin Jessica Kastrop. Die Telekom präsentiert über die TV-Plattform Entertain und auf dem iPhone „Liga total“ mit Johannes B. Kerner. Das zum Teil noch im Staatsbesitz befindliche Unternehmen zahlt dafür nur 25 Millionen im Jahr. Sky hat der Telekom jetzt angeboten, künftig zusammenzuarbeiten.
Lachender Dritter könnte Kirchs KF15 sein. Falls das Unternehmen das komplette TV-Paket erhält, könnte es Lizenzen weiterverkaufen – zum Beispiel auch an die Telekom.
Die neue Regelung gilt bis zum Ende der Saison 2016/17 und bringt Erst- und Zweitliga-Vereinen wohl mehr Geld: Statt nun 412 Millionen ist inklusive Auslandsrechten von mehr als 500 Millionen Euro pro Saison die Rede.