Gewichtheber Steiner: „Vier Schmitts kann ich schon stoßen“

Gewichtheber Matthias Steiner, der Olympiasieger von Peking, erklärt seine Begeisterung für die federleichten Skispringer, die seltsamen Seiten der Popularität – und hofft auf eine Zukunft im Fernsehen.
AZ: Herr Steiner, was machen Sie denn beim Skispringen?
MATTHIAS STEINER: Ich bin als Ehrengast zur Vierschanzentournee nach Garmisch eingeladen worden. Eine nette Geste. Hier Neujahr zu verbringen ist auch für mich mal etwas anderes. Und Skispringen hat mir schon immer gefallen.
Ein Koloss wie Sie wirkt wie der perfekte Gegenentwurf zu den leichtgewichtigen Skispringern.
Das mag schon sein. Trotzdem hat mich dieser Sport schon immer fasziniert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Kind Skispringen im Fernsehen geschaut habe. Und wer wie ich in Österreich geboren ist, hat natürlich eine gewisse Nähe zu jeder Art von Wintersport.
Aber jetzt drücken Sie doch dem deutschen Hoffnungsträger Martin Schmitt die Daumen, oder?
Na klar. Egal ob Martin Schmitt beim Skispringen oder Maria Riesch beim Skifahren: Mein Herz schlägt voll und ganz für die Deutschen. Auf eine andere Idee würde ich gar nicht kommen. Manchmal sagen Österreicher: Ach, der ist doch eh einer von uns. Aber ich denke mir dann: Ich muss wegen so etwas niemanden beleidigen. Und lasse diese absurden Aussagen dann einfach im Raum stehen.
Haben Sie Skispringen, vielleicht in Ihrer Jugend, schon mal ausprobiert?
Nein. Aber das kam für mich auch nie in Frage. Schon als Kind war ich ja schwer. Und es war klar, dass ich noch viel größer werden würde. Aber ich war im Sommer in Hinterzarten und stand ganz oben auf der Schanze. Da dachte ich: Wahnsinn! Wer den Mumm hat, da runterzufahren, vor dem habe ich höchsten Respekt.
Nicht erst seit Sie zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt wurden, sind Sie in der Öffentlichkeit sehr präsent. Das Rampenlicht scheint Ihnen gut zu gefallen...
Ja, das gebe ich gerne zu. Es war nach meinem Erfolg bei Olympia natürlich eine ganz neue Welt, in der ich mich da plötzlich bewegte - aber auch eine schöne und interessante Welt. Und ich gebe auch gerne Interviews.
Können Sie sich vorstellen, irgendwann mal selbst die Fragen zu stellen? Zum Beispiel als Moderator im Fernsehen?
Auf jeden Fall. Ich finde Fernsehen wirklich sehr interessant. Dafür zu arbeiten, könnte ich mir gut vorstellen. Aber da müsste ich erst Sprechunterricht nehmen.
Wegen Ihres Dialekts?
Auch. Aber vor allem rede ich eindeutig viel zu schnell. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich mich selbst im Fernsehen sehe und höre.
Bekommen Sie immer noch so viel Fanpost?
Oh ja, so viel wie fast noch nie. Sogar immer mehr Beschwerdebriefe kommen jetzt, weil ich einfach mit dem Antworten nicht nachkomme.
Und auf der Straße erkennt Sie jeder?
Ich war vor kurzem in Berlin. Ich dachte, dort würde ich in der Masse untergehen. Aber sogar dort kamen die Leute und haben mir gratuliert und nach Autogrammen gefragt. Mittlerweile muss ich schon Mütze und Sonnenbrille aufziehen, um nicht erkannt zu werden.
Was war das skurrilste Geschenk, das Ihnen ein Fan je gemacht hat?
Hm... Einmal hat jemand eine Packung selbst gemachte Nudeln geschickt. Das war schon sehr seltsam.
Und haben Sie die Nudeln gegessen?
Nein, ich koche kaum noch für mich selbst.
Einfach weggeworfen?
Ich habe sie meiner Mutter geschenkt. Die hat sie dann gekocht. Sie meinte, die Nudeln hätten ihr sehr gut geschmeckt.
Man nennt Sie bekanntlich den stärksten Mann der Welt: Wie viele Martin Schmitts können Sie denn hochheben?
(lacht) Oh, das weiß ich nicht. Wie viel wiegt der?
Etwa 66 Kilo.
Naja, vier Martin Schmitts kann ich schon stoßen.
Und die Skier noch oben drauf?
Könnte klappen.
Interview: Reinhard Keck