Gesucht: Geldgeber und Anschieber

Bei der Sitzung des Aufsichtsrates droht der Löwen-Geschäftsführung Ungemach. Vizepräsident Wettberg: "Der Dienstag wird entscheidend sein für die Zukunft von 1860." Worum geht ? - Die AZ nennt die wichtigsten Themen.
von  Abendzeitung
Enge Vertraute: Ziffzer (r.) neben Reuter
Enge Vertraute: Ziffzer (r.) neben Reuter © sampics/Augenklick

MÜNCHEN - Bei der Sitzung des Aufsichtsrates droht der Löwen-Geschäftsführung Ungemach. Vizepräsident Wettberg: "Der Dienstag wird entscheidend sein für die Zukunft von 1860." Worum geht ? - Die AZ nennt die wichtigsten Themen.

Nein, 1860-Finanzchef Stefan Ziffzer ist übers Wochenende nicht nach Moskau gereist, um einen russischen Oligarchen aufzutreiben, der 1860 mit Geld überschüttet. Der Gedanke hätte zwar seinen Reiz. Aber Ziffzer war bloß als Mitglied der 1860-Delegation beim internationalen B-Jugendturnier, das die Löwen-Bubis gewonnen haben vor Gastgeber Torpedo Moskau.

Der Gedanke an die Finanzschwäche des TSV 1860 hat den Geschäftsführer freilich auch im fernen Russland beschäftigt. Beim Essen in einem vornehmen Moskauer Restaurant überlegte er laut: „Soll ich jetzt mal an jeden Tisch gehen und fragen, ob jemand Geld für 1860 hat?“ Die Löwen-Runde lachte.

Entscheidend für die Zukunft des Vereins

Am Dienstag wird es ernster zugehen. Bei den Löwen kommt der Aufsichtsrat (u. a. mit OB Christian Ude) im dritten Stock der Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Ab 18 Uhr sollen Ziffzer und Sportdirektor Stefan Reuter praktikable Vorschläge machen, wie 1860 wieder nach oben zu bringen ist. Vizepräsident Karsten Wettberg, auf dessen Anregung diese Sitzung stattfindet, hat erklärt: „Der Dienstag wird ganz entscheidend sein für die Zukunft von 1860.“ Die Geschäftsführung darf sich offenbar auf wenig Wohlwollen seitens des Aufsichtsrates einstellen, auch wenn Ziffzer abwiegelt: „Für mich wird das eine ganz normale Sitzung. Ich verstehe gar nicht, warum das von allen Seiten so aufgebauscht wird.“ Die AZ nennt drei wichtige Themen der Aufsichtsratsitzung.

Frisches Geld

Unter Geschäftsführer Stefan Ziffzer macht die Sanierung des Klubs Fortschritte. 1860 bekommt die Lizenz für die kommende Saison mit Auflagen. Vorher nicht kalkulierte Einnahmen aus dem DFB-Pokal, in dem die Löwen das Viertelfinale erreichten, haben den Klubfinanzen gut getan. Ziffzer ist es aber bislang nicht gelungen, weitere große Geldquellen zu erschließen – mal abgesehen von der umstrittenen Spendenaktion („Ein starker Kader mit Eurer Hilfe“), die 300000 Euro einbrachte.

Wettberg geht mit hohen Erwartungen in die Sitzung: „Wir sind gespannt, welche Vorschläge die Geschäftsführung uns macht.“ Auch Präsident Albrecht von Linde will Ziffzer daran messen. Eine Eigenkapital-Erhöhung mittels Ausgabe von Genussscheinen wird wohl nicht kommen. Ziffzers Seitenhieb gegen von Linde & Co: „Bei anderen Vereinen ist es auch so, dass das Präsidium das Thema mit anschiebt.“

Etat

Rund 6,3 Millionen Euro stehen für den Lizenzspielerbereich in dieser Saison zur Verfügung, im Finanz-Ranking gehört 1860 zum unteren Drittel der Zweiten Liga. Fürs kommende Jahr soll mehr Geld in die Mannschaft fließen. Auch weil der Verein weniger Miete an die Stadion GmbH zahlen muss. Statt bislang drei Millionen Euro ist in der neuen Saison nur noch eine Million fällig. Ziffzer gestern zur AZ: „Unser anvisiertes Budget liegt seit sechs Wochen dem Aufsichtsrat vor. Es wird nicht weniger sein als im vergangenen Jahr.“

Transfers

In Teilen des Aufsichtsrats wird die Arbeit von Manager Stefan Reuter offenbar kritisch gesehen. Mit Ausnahme von Daniel Bierofka hat keiner von Reuters Neuverpflichtungen eingeschlagen. Auch die frühen Vertragsverlängerungen von Torben Hoffmann (33) und Toni di Salvo (29) um jeweils zwei Jahre und Gregg Berhalter (34, bis 2009) sollen heute diskutiert werden. Die Routiniers blieben seit der Vertragsverlängerung hinter den Erwartungen zurück.

Zuletzt sagte Wettberg: „Wir brauchen unbedingt Verstärkungen, das ist lebensnotwendig.“ Ein Aufsichtsrat, der nicht genannt werden will, glaubt: „Wenn wir uns nicht verstärken, dann spielen wir nächstes Jahr gegen den Abstieg.“ Ziffzer bleibt bei diesem Thema allerdings entspannt: „Es wäre schön, wenn wir den Kader verstärken könnten. Schlimmstenfalls bleibt der Kader so, wie er zur Zeit ist. Mit allen Talenten ist verlängert. Und Berkant Göktan hat einen Vertrag bis 2009. Wir sind in einer komfortablen Situation.“ Ob das Wettberg & Co. auch so sehen?

Oliver Griss

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