Gesucht: Die Kaymers von morgen
30 Eltern kamen mit ihren Kids zur großen AZ-Jugendsichtung. Am Ende waren alle begeistert: „Es ist toll, mit welchem Eifer die Kinder dabei sind.“
MÜNCHEN Ein kurzer Blick Richtung Himmel, kein Jubel: Als Martin Kaymer mit einem gelochten Putt aus eineinhalb Metern seinen Sieg bei der Players Championship in Florida besiegelt hatte, war das vor allem eines: pure Erleichterung. Weniger wegen der 1,8 Millionen US-Dollar Gage. Für Kaymer war es der erste Turniersieg seit 18 Monaten.
Derselbe Tag, ein anderer Ort. Wir sind in der Nähe von München – in Egmating. Das Trainer-Duo Tino Schuster und Felix Lubenau hatte gemeinsam mit der AZ aufgerufen, die Kaymers von morgen zu finden.
30 Eltern kamen mit ihren Kids zur AZ-Jugendsichtung. Pro Felix Lubenau kümmert sich um die Sieben- bis Neunjährigen: „Es ist toll, mit welchem Eifer Kinder bei der Sache sind.“
„Sollen wir ein Tee benutzen“, fragt der sechsjährige Steppke Luis, nachdem er gerade einen Ball in Profimanier auf die Trainingswiese gejagt hat. Antwort Lubenau: „Das Tee brauchen wir erst beim Spiel mit dem Driver.“ Alle Kids jubeln, weil sie jetzt mit dem „Dicken“ ran dürfen.
Die Begeisterung der Kleinen ist riesig. Jugendtrainer Clemens Otto, der die Kinder während und nach der Jugendsichtung weiter unterrichtet, sagt: „Kinder in Golf zu unterrichten, ist absolut erfrischend. Du zeigst ihnen den richtigen Griff und alles andere geht wie von allein.“
Neben der Gruppe der kompletten Neulinge stechen vor allem zwei Mädchen heraus, die die Kugel schon richtig fliegen lassen. Janna (10) besitzt bereits ein recht ordentliches Handicap von 34 und trainiert zweimal die Woche. Auf die Frage, warum sie an der Sichtung teilnimmt, antwortet sie selbstbewusst: „Ich hoffe, in den Kader zu kommen!“
Tour-Pro Tino Schuster bestätigt, dass gerade Mädchen in diesem Alter zielstrebiger sind als Buben: „Vor allem dieses Mädchen ist mit großer Freude und Hingabe beim Üben, da kann richtig was draus werden.“ Vater Karlheinz wird es freuen. Die ganze Familie fliegt in Golfurlaub und Jannas Brüder mit 14 und 18 Jahren sind ebenfalls vielversprechende Golfer. Der Ältere schwitzt gerade im Abitur und hat nicht so viel Zeit, aber der Jüngere spielt schon im bayerischen Jugendkader.
Ein anderes Mädchen, die ebenfalls zehnjährige Theresa, kommt aus Aschheim nach Egmating, um zu sehen, wo sie steht. Ihre kleinere Schwester Anna (7) hat die Kinderschläger der Älteren dabei. Begleitet werden die beiden von der Mutter: „So wie die ganze Familie zum Skifahren fährt, so werden wir in Zukunft auch auf den Golfplatz gehen.“ Vater Peter unterstützt seine Töchter nach Kräften, vor allem, wenn die Trainer bei der Sichtung Talent feststellen. „Aber“, betont er, „die Kinder müssen Spaß dabei haben, das ist das Wichtigste.“
Felix Lubenau und Tino Schuster haben für die Kids am Sichtungstag ein leuchtendes Beispiel mitgebracht. Sarina Schmidt war bei den beiden Pros von Anfang an Golfschülerin in Egmating und spielt heute in Valley (bei Holzkirchen). Sie ist amtierende bayerische Meisterin der Altersklasse 14.
Was wird aber nach der Sichtung aus den begabten kleinen Golfern? Für sie gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmal nehmen Tino & Felix mit den Jugendtrainern der jeweiligen Heimatklubs Kontakt auf. Tino Schuster ist zudem Initiator des „Golf Junior Supports Club“, einem gemeinnützigen Verein, der sich um begabte Nachwuchsgolfer kümmert.
Zum anderen hat auch der Golfclub Schloss Egmating eine Jugend-Initiative gegründet. „Wir wollen Kindern, die sich anstellig für Golf zeigen, Golftraining ermöglichen, unabhängig davon, ob das Elternhaus Geld für Sport ausgeben kann oder nicht“, sagt GC-Egmating-Clubmanager Dietmar Strunz. Der Förderverein „Golf for Kids“ hat im Vorjahr 50 Kinder und Jugendliche unterstützt und im Golf gefördert. In diesem Jahr soll ein Charity-Turnier am 12. Juli zusätzliche Mittel aufbringen, um die Aktion auf noch breitere Basis zu stellen.
Schon am 1. Juni will der Golfclub Schloss Egmating einen weiteren Golf-Schnuppertag anbieten, um Erwachsenen wie Kindern gleichermaßen Golf als Breitensport schmackhaft zu machen.
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