Gesten statt Schweigen - Sportler zeigen, dass sie mündige Bürger sind
Das mantramäßig vorgetragene Gefasel vom Sport, der unpolitisch zu sein hat, haben wir während der Olympischen Spiele bis zur Grenze des kalten Erbrechens gehört. Dazu nur so viel: Am 2. Dezember 2021 haben 193 UN-Mitglieder eine Resolution verabschiedet, die den olympischen Frieden vom 28. Januar (eine Woche vor der Eröffnungsfeier) bis zum 20. März (eine Woche nach Ende der Paralympics) garantiert. Eine der zustimmenden Nationen: Russland. Was Worte, Verträge, Versprechen des russischen Präsidenen Wladimir Putin wert sind, hat er mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine unter Beweis gestellt. Krieg ist keine Politik, sondern das Manifest des Scheiterns und Versagens jeder Politik.
Sportler erheben ihre Stimmen
Die Athleten, denen gerne nachgesagt wird, dass ihr Horizont am Spielfeldrand endet, haben angesichts dieser Invasion bewiesen, dass sie mündige Sportler, mündige Bürger sind. Während der Fußball-Weltverband Fifa aus Angst vor finanziellen Konsequenzen immer noch nicht die Courage und die Ehrhaftigkeit gefunden hat, den Aggressor zu sanktionieren, haben Sportler weltweit ihre Stimmen erhoben, ihre Zeichen der Wut, Trauer, Solidarität und Empörung gesetzt. Sport hat vielleicht nicht die Kraft, die Welt zu verändern, wie es Anti-Apartheidskämpfer Nelson Mandela einst postuliert hat, aber er kann mahnen, er kann die Ohnmacht im Angesicht des Machtmissbrauches verdrängen.
Schweigen ist nicht Gold, Schweigen ist viel zu oft der Mantel, den die Skrupel-, Herz- und Seelenlosen brauchen, um ihre Untaten zu begehen. Politik ist viel zu oft unsportlich, Sport ist aber nicht unpolitisch. All diese Bekundungen werden Putin nicht stoppen, die symbolhaften Gesten kein einziges Menschenleben retten, aber sie verhindern, dass Stille als Schwäche verstanden und als Zustimmung (fehl-)interpretiert werden kann.