Gestatten, München 2018
Warum sich das Bewerbungskomitee für die Winterspiele auf die lange Reise nach Colorado machte – und warum man hofft, dass Madrid bei den Sommerspielen 2016 durchfällt.
DENVER Pescara, der Nachbar am Messestand 604, interessierte die Münchner eher weniger. Natürlich, schon rührig, wie sich die Abruzzen-Stadt an der Adria präsentierte, als Ausrichter der „XVI. Mittelmeer-Spiele 2009“ im Sommer. Als Gastgeber für 23 Nationen.
Für München an Stand 603 ging es letzte Woche bei der Messe „Sportaccord“ in Denver freilich um Größeres. Um die Olympischen Spiele. Denn München will die ganze Welt begrüßen. 2018 im Winter.
Bei „Sportaccord“ treffen sich seit 2003 die wichtigsten internationalen Sportverbände zum einwöchigen Austausch. Immer an anderen Orten, Madrid, Lausanne, Berlin, Seoul, Peking, Athen, nun also Denver. Ein Stelldichein vieler Funktionäre, wo es um Kontaktpflege geht, Lobbyarbeit, ums Netzwerkknüpfen. Und genau deswegen fuhren Richard Adam und Bernhard Schwank, die Geschäftsführer der Münchner Olympia-Bewerbung, nun nach Colorado.
Auf Stimmenfang für 2018 zeigte München dann auch mehr Präsenz als die bisher feststehenden Konkurrenten Auf der Teilnehmerliste trat man offiziell als „Bid Committee 2018“ an. Pyeongchang dagegen war nur vertreten durch das koreanische NOK, von Annecy und Frankreich sah man nichts. Ein vielleicht wichtiger Vorsprung für München.
Adams Fazit klang jedenfalls zufrieden. „Hier sind 20 Prozent der 2000 wichtigsten Menschen im Sport“, sagte er, „ich habe jedem von ihnen die Hand geschüttelt und gesagt: Gestatten, Richard Adam, München 2018.“
So plauderten Adam und Schwank mit wichtigen IOC-Größen. Mit Ex-Stabhochspringer Sergej Bubka, heute Chef der IOC-Athletenkommission. Mit Frankie Fredericks, dem IOC-Athletensprecher. Mit Gianfranco Kasper, dem Boss des Weltskiverbands FIS, seit jeher ein alter Fürsprecher der Münchner Olympia-Pläne. „Es ging darum, Bewusstsein zu schaffen“, sagte Adam, „wir sind da in Phase eins. In Phase zwei muss man Überzeugungsarbeit leisten, in Phase drei eine Bindung zu den Entscheidern aufbauen, dass es für 51 Prozent der Stimmen reicht.“ Der Münchner Drei-Stufen-Plan.
Partner Schwank schaute derweil bei den Kandidaten für die Sommerspiele 2016 vorbei. Madrid, Rio, Tokio, Chicago, die in Denver alle schon im finalen Wahlkampf streckten. Vor der Vergabe durch das IOC schon im Oktober, wo ein Zuschlag für Spaniens Hauptstadt fatal sein könnte für München. Olympische Spiele 2018 zum vierten Mal hintereinander in Europa nach London (2012), Sotchi (2014) und Madrid? Kaum denkbar. Viel wird davon abhängen, wie gut die Seilschaften von Juan Antonio Samaranch, dem 88-jährigen Ex-IOC-Regenten, bei den Mitgliedern noch funktionieren. Für den Spanier wären Spiele in Madrid ein letzter Lebenstraum.
Über die Winterspiele 2018 entscheidet das IOC dann im Sommer 2011. Es wird bald Zeit für Phase zwei. fk