Geschasst auf Druck der Sponsoren

Manager Uwe Schwenker tritt beim THW Kiel zurück, weil er die Bestechungs-Affäre nicht aufklären konnte.
KIEL Einen sagenhaften Ausblick bietet der größte Saal des Hotels Maritim-Bellevue: Die wunderschöne Kieler Förde, von Wäldern begrenzt, breitet sich unter dem Hotel aus, und doch fand Dr. Georg Wegner gestern Mittag keine Zeit für die Idylle mit Segelbooten. Der Notar, der 1992 das Modell der THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG erfand und seitdem als Gesellschafter des Handball-Rekordmeisters fungiert, hatte einen unangenehmen Auftrag: Er verkündete das Ende der Ära Uwe Schwenker.
Kiel-Manager Schwenker geht: "Es war kein Rausschmiss"
„Es war kein Rausschmiss", beteuerte Wegner, man habe den Vertrag mit dem Geschäftsführer einvernehmlich aufgelöst. Schwenker habe „für einen Neuanfang beim THW Kiel gesorgt". Später wurde deutlich, dass Schwenker einer Entlassung zuvorgekommen war. "Er hat leichten Druck gespürt", so Wegner.
Damit ist auch die zweite zentrale Figur, die seit 1993 für den atemberaubenden Aufstieg des Turnverein Hassee-Winterbek Kiel zu einer der besten Handballmannschaften der Welt verantwortlich war, Geschichte. Bereits im Juni 2008 war Trainer Noka Serdarusic, der gemeinsamen mit Schwenker elf Meisterschaften, fünf Pokalsieger und 2007 auch den Champions League-Triumph gefeiert hatte, beurlaubt worden.
Nach AZ-Informationen verhandeln die Gesellschafter bereits mit THW-Kapitän Stefan Lövgren. Der 38-Jährige Schwede, der im Sommer seine Karriere beendet, soll Sportmanager werden. „Wir haben mit ihm gesprochen", berichtet ein Gesellschafter.
Das einstige Erfolgsduo Schwenker/Serdarusic steht für den dunkelsten Fleck in der Vereinsgeschichte: Diese vermeintlichen Schiedsrichterbestechungen, die den Champions League-Sieg 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt ermöglicht haben sollen. Mindestens zehn Spiele soll der THW in der Champions League verschoben haben. „Natürlich hat der THW einen Schaden erlitten, der nur zum Teil wieder herstellbar ist", weiß Wegner.
Kiel-Manager Schwenker geht: Zehn Spielen sollen verschoben worden sein
Schwenker musste laut Wegners Darstellung aber aus anderen Gründen den Hut nehmen: Weil er obskure Vorgänge in der THW-Buchhaltung, die mit den Manipulationsvorwürfen zusammenhängen, nicht aufklären wollte. „Er war bereit, Hinweise zu geben, aber erst nach den Ermittlungen", berichtete Wegner.
Die Sponsoren des THW sollen Druck ausgeübt haben. „Wir begrüßen die aktuelle Entwicklung sehr", sagte Ulrich Rüther, der Vorstandsvorsitzende des Hauptsponsors Provinzial-Versicherung. Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung seien nun mal ein "unhaltbarer Zustand".
Erik Eggers