Georg Hackl rügt Felix Loch: Lern saufen!

Krasnaja Poljana - Ein bisschen wie ein König sieht er aus, als er um 1.15 Uhr das „Kufenstüberl“ betritt. Applaus brandet auf, als Felix Loch den Raum durchquert. Um die Schultern trägt er eine schwarz-rot-goldene Fahne wie einen royalen Umhang, in den Händen hält er ein Weißbier – wie ein Königszepter.
Felix Loch (24) ist wahrlich ein König. Der Regent der Rodler. Achtmal WM-Gold hat er, nun steht er zum zweiten Mal bei Olympia oben: überlegener Sieg am Sonntag vor den Oldies Albert Demtschenko (Russland) und Armin Zöggeler (Italien). „Mir sind schon ein paar Steine vom Herzen gefallen“, sagt er. „Im Moment ist es wie ein Traum, aber der ist richtig geil.“ Doch einen Makel hat der König, schonungslos aufgedeckt von seinem Berater, dem vormaligen Regenten, Georg Hackl. Der sagt auf die Frage, was der Felix denn nicht so gut könne wie er: „Er kann sich nicht richtig voll laufen lassen.“ Will sagen: Der Loch Felix fremdelt mit dem Weizensaft, wo er, der Hackl Schorsch, stets kräftig zulangte. Das Drei-Liter-Weißbier-Glas war jedenfalls Hackls ständiger Begleiter während dessen olympischer Karriere. Als der Hackl Schorsch 2006 in Turin selbst das letzte Mal vom Schlitten gestiegen war, sagte er: „I am having a Weißbier now in the Kufenstüberl.“ Dort blieb er dann bis 5.30 Uhr, trotz Handbremse.
2002 hatte Hackl in Salt Lake City Silber gewonnen, aber wenige Wochen zuvor seinen Vater Georg sen. verloren. 2006 gab’s zum Abschluss seiner Karriere „nur“ Platz sieben, 2010 lag über dem ersten Olympiasieg seines Schützlings Loch der Tod des georgischen Rennrodlers Nodar Kumaritaschwili, der beim Training verunglückt war.
2014 trübte die Party nun nichts mehr – und das Bier floss. 3 Uhr war’s immerhin, bis Loch im Bett war. Etwas müde präsentierte er sich morgens im Deutschen Haus, rieb sich ein ums andere Mal die Augen. „Die Nacht war leider sehr kurz, ich habe nur drei Stunden geschlafen“, sagte er mit olympischen Augenringen: „Ich habe bei meiner Freundin übernachtet, und es hat ein bisschen gedauert, um das alles zu organisieren.“ Allein den Dopingjägern seinen neuen Aufenthaltsort über das Online-Meldesystem mitzuteilen, hat ihm eine Stunde Schlaf geraubt.
Seine Lisa hatte sich zuvor schon in den Zielraum der Rodelstrecke gemogelt, um ihrem Olympiasieger nahe zu sein. „Ich habe mir einfach eine Teammütze aufgesetzt und mich als Sportlerin verkleidet reingemogelt“, sagte sie. „Wenn sie etwas will, dann bekommt sie es auch“, meinte Loch.
„Ich bin einfach ultraerleichtet“, sagte die Lisa, die sich nach der Siegernacht mit ihrem Felix verabschieden musste – sie flog am Montag schon wieder heim, wird sich das Staffelrennen, bei dem Loch mit seinem Sieg nach Goldmedaillen mit Hackl gleichziehen könnte, „daheim von der Couch aus anschauen“. Ob ihm das was ausmache? Lisa: „Quatsch. Der ist arschcool.“