Genervte Exoten

Der Münchner Stefan Keppler und seine Abfahrtskollegen wollen beim Super-G am Mittwoch in Val d'Isere beweisen, dass sie nicht nur WM-Touristen in Frankreich sind.
von  Abendzeitung
„Ich bin nicht hier, damit ich um Platz 20  mitfahre“: Stefan Keppler.
„Ich bin nicht hier, damit ich um Platz 20 mitfahre“: Stefan Keppler. © Minkoff/Augenklick

VAL D'ISERE - Der Münchner Stefan Keppler und seine Abfahrtskollegen wollen beim Super-G am Mittwoch in Val d'Isere beweisen, dass sie nicht nur WM-Touristen in Frankreich sind.

Sie dürften eigentlich gar nicht da sein. Fänden in Val d'Isere anstelle der alpinen Weltmeisterschaften die Olympischen Winterspiele statt, Stephan Keppler, Andreas Strodl und Peter Strodl wären allenfalls als Zuschauer auf eigene Kosten hier. „Dass wir Touristen oder Exoten sind, müssen wir uns ja jedes Mal anhören“, sagt Keppler achselzuckend. Im Super-G am Mittwoch (11.00 Uhr/live in der ARD und Eurosport) will das Trio deshalb beweisen, dass seine Anwesenheit nichts mit bezahltem Urlaub zu tun hat.

Wer zu Olympia will, für den gilt: Einmal unter die ersten Acht oder zweimal unter die ersten 15 im Weltcup. Für die WM gilt das im Grunde genommen auch, aber nur irgendwie. 24 (Keppler), 24 (Andreas Strodl), 21 (Peter Strodl) waren in diesem Winter die jeweils besten Platzierungen der drei schnellsten deutschen Ski-Rennläufer. Es sind nach Ansicht von Sportdirektor Wolfgang Maier „Achtungserfolge“ – und deshalb, betont er mit Verve, „muss man dann als Verband auch mal zu seinen Läufern stehen“.

Rückendeckung für die Alpinen kommt von Ski-Verbandspräsident Alfons Hörmann, der die scheinbar ungerechtfertigte Nominierung der Schussfahrer ja auch im DSV irgendwie rechtfertigen muss. „Wir sehen die WM in Val d'Isere als Zwischenschritt zu den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver und zur Heim-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen“, erklärt er: „Deshalb ist es wichtig für uns, dass einige Athleten mit Blick auf die kommenden Großereignisse Erfahrung sammeln. Aber sie sind sicher auch gefordert, das mit Leistung zurückzugeben.“

Diesen letzten Satz ihres Präsidenten wollen sich die Drei zu Herzen nehmen. „Ich bin nicht hier, damit ich um Platz 20 mitfahre“, versichert Keppler kess. Der Wahl-Münchner hatte sich im vergangenen März einen Kreuzbandriss zugezogen, gemessen daran ist er in diesem Winter ganz gut unterwegs. Talent und Wille soll er auch haben. „Er ist ein wilder Hund“, sagte Abfahrtstrainer Walter Hlebayna über den seit Sonntag 26-Jährigen und bezeichnet ihn zudem als „risikobereit, entschlossen, zielorientiert“.

Dass Keppler mit nach Val d'Isere fahren würde, war irgendwie schon klar, noch ehe am vergangenen Wochenende die Heim-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen ausfiel. Gleiches galt für Youngster Andreas Strodl (21), der spätestens nach seiner mutigen Fahrt in Kitzbühel eben auf Platz 24 den Sportdirektor überzeugt hatte, sich vehement für ihn einzusetzen. „Der macht das, was wir sehen wollen. Der ist ein Skifahrer aus Leidenschaft“, sagt Maier. Hlebayna ergänzt: „Er ist ehrgeizig, andererseits unbekümmert, scheut kein Risiko.“

Keppler startet zum zweiten Mal nach Are 2007 bei einer WM – die Brüder Strodl jeweils zum ersten Mal. Der ältere Peter (26) erhielt seine Fahrerlaubnis erst am vergangenen Sonntagnachmittag und hat zumindest medaillenreif schnell gepackt. Doch es ist vor allem sein jüngerer Bruder, dem die respekteinflößende, enge, sehr verwinkelte „Face de Bellevarde“ liegen sollte: Andreas (21) gilt als ein technisch guter Skifahrer, dem besonders enge Kurvenradien im steilen Gelände entgegenkommen.

„Natürlich“, wirft Stephan Keppler ein, „wäre es uns lieber, wenn wir uns richtig qualifiziert hätten.“ Aber wo sie jetzt schon mal da sind ... Der freche Andreas Strodl jedenfalls hat sich einiges vorgenommen. „Punkte“, sagt er, „wären schön.“ Übersetzt heißt das für eine WM: Eine Platzierung unter den ersten 15. Das wäre eine mittlere Sensation.

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