Geht Podolski zurück zu Köln?

Ein klares Bekenntnis zum FC Bayern hat Lukas Podolski bisher nicht abgegeben. Jetzt will ihn Christoph Daum zurück nach Köln holen – das Geld dafür hat er schon.
PALMA DE MALLORCA Alle Plätze am Tisch von Nationaltorhüter Jens Lehmann waren besetzt. Nichts ging mehr. Es ging um die Zukunftsplanung des 38-Jährigen. Doch Konkretes konnte Lehmann auch auf Mallorca nicht verkünden – außer das er einen kühnen Plan hat. „Vielleicht bleibe ich ja Nationalspieler – ohne Verein“, sagte er und fragte in die Runde: „Geht das?“
Beim FC Arsenal hatte der Keeper nach fünf Jahren keinen neuen Vertrag mehr erhalten, nun möchte ihn der VfB Stuttgart unbedingt in die Bundesliga zurückholen. „Im Moment ist der Stand der Dinge, dass ich aufhöre, weil ich zum 1. Juli keinen Verein habe“, sagte Lehmann, der Interessent Stuttgart aber dezidiert lobte: „Der VfB ist seriös geführt, hat eine gute Mannschaft, die attraktiven Fußball spielt und folgerichtig einen guten Trainer hat.“ Seine Zukunft ist unklar. Dennoch wirkte Lehmann entspannt, weil er weiß: „Natürlich werde ich spielen bei der EM, deshalb bin ich ja hier.“
Deshalb ist auch Lukas Podolski vor Ort. Aber im Gegensatz zu Lehmann weiß der Bayern-Profi nicht, was passiert. Beim Interview-Termin mit dem gesamten Kader auf der Terrasse eines Golf-Klubs saß Poldi nur ein paar Meter von Lehmann entfernt. Und dennoch trennten sie Welten. Der eine weiß nicht mal, ob er nach der EM seine Karriere beendet und nimmt das völlig locker, der andere reagierte gereizt auf manche Nachfrage. Podolski gab seine üblichen Stakkato-Antworten. Etwa: „Jeder will sich hier beweisen, nicht nur ich. Jeder will dabei sein. Ich sehe meine Chance auf einen Platz im Sturm.“ Trotz der Konkurrenten Mario Gomez, Miroslav Klose und Kevin Kuranyi? Poldi: „Na, klar. Warum nicht?“ Weil es womöglich einfacher ist als beim FC Bayern in der abgelaufenen Spielzeit – weil Hitzfeld Luca Toni und Miro Klose gesetzt hatte? „Das war eben so.“
Und soll das auch weiter so gehen? Podolskis Vertrag läuft bis 2010, ab Sommer übernimmt Jürgen Klinsmann. Eine Einsatz- oder gar Stammplatzgarantie gibt es nicht. Aber plötzlich bietet sich eine Chance, eine Ausfahrt zu nehmen. Zurück zum 1. FC Köln. Nach dem Aufstieg sagte Trainer Christoph Daum im „Express“: „Gibt es eine Möglichkeit, diskutieren wir den P-Plan. Wenn es einen Lukas gibt, der von Bayern die Freigabe erhält, dann bin ich mir sicher, dass es hier externe Leute gibt, die uns unterstützen, die ihn finanzieren können.“ Man müsse aber die Spielregeln beachten. „Alles andere wäre unfair gegenüber den Bayern, Klinsmann und Podolski“, meinte Daum. Für rund 18 Millionen Euro darf Daum sein Team verstärken, dabei gehe es auch um Leute, „die sich eher in der Champions League sehen.“ Also um Podolski, den „kölsche Jong“. Zurück zum FC? „Ich bin Kölner mit Herz, Freunde und Familie leben dort. Mehr will ich dazu nicht sagen“, meinte er.
Ein klares Bekenntnis zum FC Bayern war das nicht. Er ist sich unsicher. Hin- und hergerissen. Noch einmal ein knallharter Konkurrenzkampf bei Bayern mit Klinsmann oder das Paradies FC mit Daum, wo er Poldi-Superstar wäre?
„Jeder weiß, dass ich nicht behaupten kann: Das war ’ne super Saison“, bilanzierte er. Bei 25 Bundesligaspielen war er meist nur eingewechselt worden, hat nur fünf Treffer erzielt. Ob er sich als 100-Prozent-Meister fühle? Podolski gereizt: „Ich bin Meister und Pokalsieger. Das wird auch auf meiner Autogrammkarte so draufstehen.“ Fragt sich nur, welcher Verein die ab Sommer druckt.
Patrick Strasser