Gehirn und Gewissen

Tüftler Newey ist die Basis für Vettels Erfolg, Teamchef Horner muss ihn manchmal bremsen.
Filippo Cataldo |
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Tüftler Newey ist die Basis für Vettels Erfolg, Teamchef Horner muss ihn manchmal bremsen

MÜNCHEN In der Box hat Adrian Newey meistens ein iPad in der Hand. Darauf kann der Brite, der bei Red Bull den schlichten Titel „Technikdirektor” trägt, während der Trainings und Rennen in Echtzeit Daten von Sebastian Vettel und Mark Webber ablesen – und sofort sehen, ob seine Errungenschaften auf der Strecke funktionieren.


Wenn Newey aber wieder mal eine geniale Idee hat, pfeffert er die technischen Gerätschaften in die Ecke. Noch heute zeichnet Newey seine Kreationen mit Bleistift am Zeichenbrett. Diese Entwürfe verfeinert er so lang, bis sie nach und nach zu Teilen des Autos werden. In der technikhörigen Welt der Formel 1 wirkt Newey da wie ein Fremdkörper. Und doch erschafft er an seinem Zeichenbrett, nur mit seinen Ideen, regelmäßig die innovativsten Autos im Rennzirkus. Die Saison ist fast vorbei, Vettel Weltmeister und bis jetzt hat die Konkurrenz immer noch nicht verstanden, wie der Frontflügel des Weltmeister-Autos so viel flexibler und besser als alle anderen sein kann – und doch legal.

Dass Vettel dieses Jahr mit Abstand das beste Auto im Feld hatte, hat viel mit Newey, diesem netten und eher leisen Briten zu tun. Vettel weiß das: „Er ist der Kopf von uns, das Hirn. Aber es braucht um ihn herum auch immer die richtigen Leute, die ihn verstehen und seine Ideen umsetzen.” Seit 1992 gewannen Fahrer der von ihm gezeichneten Fahrzeuge acht Fahrertitel. Dazu kommen bislang sieben Konstrukteurstitel für Williams, McLaren und eben Red Bull.


Newey ist der Design-Guru der Formel 1, kein anderer ist so gut darin, Schlupflöcher im Regelwerk zu finden und keiner ist so innovationsfreudig. „Das Gehirn ist eine ganz komische Sache. Manchmal schlafe ich am Schreibtisch ein, ohne dass ich irgendwas zu Papier gebracht habe. Und dann stehe ich am nächsten Morgen unter der Dusche und habe plötzlich irgendeinen Einfall. Ich kann das schlecht steuern, aber es funktioniert. Ich habe immer wieder neue Ideen”, sagte Newey der „FAZ”.


Wenn Newey das Gehirn von Red Bull ist, ist Christian Horner das Gewissen. Der Teamchef überwacht, dass Neweys Genialität nicht überschäumt. Das gleiche gilt für Vettels Fahrstil. Der Heppenheimer neigt dazu, überehrgeizig zu sein, er hat schon Rennen weggeschmissen, weil er die Rivalen an den unmöglichsten Stellen überholen wollte. Horner (37) ist dann der einzige, der ihn bremsen kann. Dabei ist Horner selbst ein Racer, der es einst bis in die Formel 3000 schaffte. 1999 entdeckte er aber, dass sein Talent auf der Renstrecke nicht ausreichte für die Spitze und wurde Teamchef. Es war die beste Entscheidung, die er treffen konnte.

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