Gehaltswunsch: Dritte Liga

Gagendebatte im Frauenfußball: In der Liga werden im Schnitt 5000 Euro gezahlt, Popstars wie Lira Bajramaj kommen auf 100.000 im Jahr.
Frank Hellmann |
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Gagendebatte im Frauenfußball: In der Liga werden im Schnitt 5000 Euro gezahlt, Popstars wie Lira Bajramaj kommen auf 100.000 im Jah

Mönchengladbach - Mittlerweile schauen ihnen fast 50000 im Stadion und mehr als 15 Millionen im Fernsehen zu. Die deutschen Fußballerinnen können sich vor Aufmerksamkeit kaum retten – zum letzten Gruppenspiel heute gegen Frankreich (20.45 Uhr) sind neue Rekordzahlen zu erwarten. Und noch mehr Rummel – fast mehr als den Hauptdarstellerinnen lieb ist.

„Man kann nicht sagen, ich will jetzt nichts von der WM mitbekommen, denn egal was man tut: Wer den Fernseher oder das Radio anmacht, kommt gar nicht an uns vorbei", sagt Abwehrspielerin Saskia Bartusiak. „Wir sind eben total im Fokus – das ist ja Wahnsinn, dass in jeder Zeitung in Deutschland mehrere Seiten über uns stehen.”

Und doch zahlt sich das vorerst noch nicht in klingender Münze aus. Klar, ein Glamourgirl wie Fatmire Bajramaj erzielt Einkünfte jenseits der Marke von 100 000 Euro – durch ihren vielen Werbeverträge, Die 23-Jährige konnte es sich leisten, sogar ihre Ausbildung als Steuerfachgehilfin abzubrechen. Der dreimaligen Weltfußballerin Birgit Prinz wäre das nie in den Sinn gekommen, die 33-Jährige will aber nach ihrer Karriere und nach ihrem Psychologie-Studium unbedingt bald in einem normalen Beruf arbeiten. „Ich kann mir nicht vorstellen, mein Leben auf einem Golfplatz zu verbringen." So wie es viele männliche Ex-Profis tun. Davon haben aber auch viele ausgesorgt – das ist im Frauenfußball ganz anders."

"Ein Spagat zwischen Schule und Beruf"

„Es ist bei uns immer noch ein Spagat zwischen Schule und Beruf – das geht eigentlich die ganze Karriere so", erklärt die Frankfurterin Saskia Bartusiak. „Das Geld fließt nicht so, dass man viel davon zurücklegen kann.”
Die 28-jährige Verteidigerin hat just ihr Studium der Sportwissenschaften abgeschlossen. Ihre Vereinskameradin Kerstin Garefrekes, 31, seit zehn Jahren Nationalspielerin, arbeitet parallel im Controlling der Stadtkämmerei Frankfurt, ihre 21-Stunden-Woche kann sie „flexibel gestalten”.

Die duale Karriere – für alle wichtig. Allein sechs Spielerinnen (Simone Laudehr, Fatmire Bajramaj, Babett Peter, Bianca Schmidt, Ursula Holl und Lena Goeßling) sind bei der Sportförderkompanie der Bundeswehr Unterschlupf untergekommen. „Das Geld ist sicher und kommt immer pünktlich”, sagt Lena Goeßling. Verena Faißt und Martina Müller (beide VfL Wolfsburg) profitieren davon, dass sie mit VW einen starken Konzern im Rücken haben – die eine (Faißt) arbeitet auf der VfL-Geschäftsstelle, die andere (Müller) in der Autostadt. Solide Berufe.
„Man muss sehen, welche wirtschaftlichen Dimensionen der Fußball bei den Männern erreicht hat. Das ist bei den Frauen noch nicht der Fall. Unser Ziel muss sein”, so DFB-Präsident Theo Zwanziger, „die Frauen-Bundesliga mit ihren Spielerinnen in vier, fünf Jahren auf das Niveau der Dritten Liga zu bringen." Dort werden den Spielern aber teils schon fünfstellige Monatsgehälter gezahlt.

Größenordnungen, die weder Turbine Potsdam, FCR Duisburg oder der 1. FFC Frankfurt ihren Spielerinnen bieten. „In Frankfurt können die ersten 15, 16 aus dem Kader vom Fußball leben, sie bekommen kein schlechtes Gehalt, aber auch keine gigantischen Summen", erklärt Frankfurts Manager Siegfried Dietrich, der einen Etat von 1,8 Millionen Euro verwaltet. Auszugehen ist von monatlichen Bruttogehälter von 5000 bis 6000 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Bundesliga-Profis beträgt nach DFL-Angaben gut eine Million Euro.
„Die Verdienstmöglichkeiten entwickeln sich zwar stetig, aber wir sind noch nicht so weit, dass die Spielerinnen ihr berufliches Standbein vernachlässigen können”, räumt Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen ein. Die weltweite Ausnahme stellt die Brasilianerin Marta dar, die längst als Millionärin gilt – ihr Kontrakt in der US-Profiliga garantiert der 25-Jährigen neben 180000 Euro Grundgehalt 200 000 Euro Sponsorengeldern.

Doch an den deutschen Spielerinnen winkt ja noch eine hübsche zusätzliche Summe – wenn sie denn ihren den dritten WM-Titel holen, gibt es 60000 Euro Prämie.

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