Zwei gegen Podolski
Am Samstag misst er sich mit Russlands EM-Stars Andrej Arschawin und Pavel Pogrebnjak – an beiden ist sein Verein, der FC Bayern, interessiert.
DÜSSELDORF Jetzt ist er also wieder mal zur Kur. Diesmal in Düsseldorf. Bei der Nationalmannschaft kümmern sie sich liebevoll um Lukas Podolski, allen voran Joachim Löw. Zwar bemüht sich der Bundestrainer, die Reservistenrolle des 23-Jährigen beim FC Bayern schön zu reden, gleichzeitig jedoch denkt er selbst nicht daran, den Offensivspieler aus dem Team zu nehmen. Sollte am Samstag gegen Russland (20.45 Uhr, ARD live) Patrick Helmes neben Miroslav Klose stürmen, überlegt Löw, Podolski im linken Mittelfeld aufzubieten.
Er ist also gesetzt. „Jogi Löw ist von meinen Qualitäten überzeugt – genauso wie ich. Wir beide wissen, was ich kann“, sagte der Angreifer in „Bild“. Im Umkehrschluss heißt das: Jürgen Klinsmann, sein Vereinstrainer, weiß es nicht. Und auch wenn Podolski sagt, dass er „bis zum Winter nicht mehr an einen Wechsel denkt“, so wird er morgen auf dem Platz unfreiwillig daran erinnert. Denn für die „Sbornaja“ spielen zwei Angreifer, die Bayerns Interesse geweckt haben: Andrej Sergejewitsch Arschawin (27) und Pavel Wiktorowitsch Pogrebnjak (24). Kommt nur einer der Stars von Zenit St.Petersburg, steht Podolski vor dem Aus.
Zwei gegen Podolski – die AZ stellt die beiden vor:
Andrej Arschawin: Der schmächtige Bursche, nur 1,72 Meter groß, gilt als launische, machthungrige Diva. Seinen ersten Trainer bei Zenit, Vastimil Petrzela, soll er auf dem Gewissen haben. Der Star warf dem Coach Woche um Woche öffentlich Unfähigkeit vor. Am Ende wurde der Tscheche 2006 gefeuert. Auch mit dem aktuellen Coach Dick Advocaat geriet Arschawin aneinander. Vor einem Spiel gegen Erzfeind Spartak Moskau soll er die ganze Nacht mit zwei Kollegen durchgezecht haben. Das Trio schlich über den Platz. Advocaat verbannte alle drei ins B-Team, musste seinen (von den Fans geforderten) Star aber schnell begnadigen. Jedoch entzog Advocaat Arschawin die Kapitänsbinde, ebenso reagierte Nationaltrainer Guus Hiddink.
Arschawin ist ausgebildeter Modedesigner, er hat eine eigene Kollektion für den russischen Markt entworfen und ist zudem erfolgreicher Buchautor: Sein erstes hieß „555 Fragen, 555 Antworten", das zweite ist eine Sammlung seines Blogs und sein drittes, „Wir haben’s gemacht“, handelt von Zenits Uefa-Cup-Sieg.
Nun zieht es den heimatverbundenen Kicker – 2006 kandidierte er bei der Wahl zum Petersburger Stadtparlament für Putins Partei „Edinja Rossija“ (Einiges Russland) – im Winter ins Ausland. „Ich kann mir meine Zukunft nur außerhalb Russlands vorstellen“, sagte er. Außer Tottenham und Barca ist Bayern an ihm interessiert. Er sagt: „Es ist eine Ehre in München zu spielen.“ Hat man so von Podolski noch nie gehört.
Pavel Pogrebnjak: Der Stoßstürmer ist einer wie Luca Toni. 1,88 Meter groß, schlaksig, manchmal etwas ungelenk. In Russland kickte er lange zweitklassig, später – nachdem er bei seinem Heimatklub Spartak Moskau aussortiert worden war – beim Provinzklub Tom Tomsk. Von dort wechselte der „Stier“ zu Zenit, für die er in 54 Spielen 30 Treffer erzielte. Verheiratet ist er mit seiner Sandkastenliebe Maria. Der jähzornige Pogrebnjak, er neigt zu Wutausbrüchen auf dem Platz, ist eine treue Seele. Über die Bayern sagt er: „Das ist mein Lieblingsteam, seit ich klein war. Mein Vater hat mir als Kind ein Trikot mit der Nummer 18 von Jürgen Klinsmann geschenkt.“ Podolski übrigens hat seinen Sohn beim 1. FC Köln angemeldet.
Jochen Schlosser, Christian Henkel