Zukunftsperspektive: Hier kickt die Hoffnung
Von wegen alles grau und trüb: Der deutsche Fußball hat noch viele Talente, die schon 2014 dabei sein können
WARSCHAU Das nächste Länderspiel? Die Spieler werden wohl kaum einen Gedanken daran verschwenden in den kommenden Tagen, den Bundesligamanagern und -trainern ist der Termin schon lange ein Dorn im Auge. Am 15. August, rund zehn Tage vor Bundesliga-Start (24. August) kommt es in Frankfurt zum Test gegen Argentinien.
Ein nettes Spielchen, mehr nicht. Höchstens für Spieler aus der zweiten Reihe, die bei dieser EM in Polen/Ukraine nicht (Gündogan, Torwart Zieler) zum Einsatz kamen oder nur als Teilzeitkräfte (Lars Bender, Reus, Schürrle, Götze). Sie gelten als Hoffnungsträger auf dem Weg zur WM 2014 in Brasilien. Die Auslosung hat dem DFB-Team eine einfache Gruppe beschwert: Schweden, Irland (beide jeweils Letzter in ihren EM-Vorrundengruppen), Österreich, Kasachstan und die Färöer-Inseln. Zum Auftakt der WM-Qualifikation geht es am 7. September in Hannover gegen die Färöer, vier Tage später in Wien gegen Österreich. Hat der Bundestrainer im Herbst 2011 also Zeit für Experimente?
„Sie haben nicht nur angeklopft, sie haben die Tür aufgestoßen”, sagte Löw zu den Perspektiven der vier Akteure, die er Ende Mai aus dem vorläufigen Aufgebot gestrichen hatte: Sven Bender, Julian Draxler, Cacau und Torwart Marc-André ter Stegen. „Wir werden sie schon im August vielleicht wiedersehen”, lautete die Botschaft, die einzig auf Stürmer Cacau (31) vom VfB Stuttgart nicht zutrifft.
Die AZ listet Hoffnungsträger auf, die für die 2014 in Brasilien und danach in Frage kommen. Es ist übrigens nur einer vom FC Bayern dabei.
Marco Reus (23): Sein Auftritt gegen Griechenland verblüffte. Wochenlang ohne Einsatz wirbelte der künftige Dortmunder, den die Bayern auch wollten, frech und selbstverständlich drauf los, traf zum 4:1. Dass Löw gegen Italien erneut Lukas Podolski auf dem linken Flügel brachte und seine Entscheidung in der Pause mit der Einwechslung revidierte, zeigt die Wertschätzung für den Tempo-Dribbler. Prognose: Stammspieler.
Die Benders (23): Lars hatte eine makellose EM. Ein Einsatz von Beginn an als Ersatz für Boateng. Er sicherte gegen die Dänen die rechte Seite und vollstreckte am Ende zum 2:1. Danach schaute der Leverkusener nur noch zu. Wie Zwillingsbruder Sven, Double-Sieger mit Dortmund, während des gesamten Turniers. Die beiden sind fußballerisch und taktisch zu gut, als dass Löw auf sie verzichten könnte. Einziges Problem: Auf der Sechser-Position spielen Schweinsteiger/Khedira.
Mario Götze (20): Der BVB-Held hatte nur einen Kurzeinsatz, gegen die Griechen, als alles gelaufen war. Zu wenig für einen Top-Fußballer wie ihn. Aufgrund seiner Klasse wird er sich durchsetzen. Einziger Haken: Müsste auch seine Brillanz zeigen, wenn einmal nicht sein Mentor Jürgen Klopp an der Seitenlinie steht.
Julian Draxler (18): „Er ist ein guter Eins-gegen-eins-Spieler, geht mit Tempo drauf, hat Zug aufs Tor”, sagte Löw über das Schalker Mittelfeld-Talent und prognostizierte: „Er wird bei uns dauerhaft seinen Weg machen.”
Moritz Leitner, Julian Schieber, Emre Can: Ein Ex-Löwe, jetzt beim BVB, der Klein-Klein wie die Spanier beherrscht. Ein Neu-Dortmunder, den Klopp zum Top-Stürmer formen will und doch wenigstens einer vom FC Bayern: Der Mittelfeldspieler (18) erhielt einen Profivertrag, gilt als Talent wie (einst) Toni Kroos.