Zé: Anklage gegen Bayern

Der HSV-Star glaubt, sein Ex-Klub sei schuld am WM-Aus. Er hätte Dankbarkeit erwartet .
von  Abendzeitung
Für die schwächelnden Bayern wäre Ze?Roberto definitiv noch eine Verstärkung und Bereicherung.
Für die schwächelnden Bayern wäre Ze?Roberto definitiv noch eine Verstärkung und Bereicherung. © dpa

Der HSV-Star glaubt, sein Ex-Klub sei schuld am WM-Aus. Er hätte Dankbarkeit erwartet .

HAMBURG Der Mann ist gläubiger Christ. Seine Erklärung dafür, dass er im fortgeschrittenen Fußballeralter von 35 Jahren noch derart fit ist, fällt Zé Roberto denn auch erstaunlich leicht. „Meiner Meinung nach ist das ein Geschenk Gottes“, sagte der Mittelfeld-Dauerläufer des HSV im ZDF-Sportstudio. Klar, dass er fleißig trainiere, spiele eine Rolle, Ernährung auch: „Ich esse seltener bei McDonalds.“ Aber zuvorderst sei alles von Gott gegeben. „Später, nach meiner Karriere, will ich Theologie studieren und Pastor werden“, verkündete er, „das ist eher eine Berufung als ein Beruf.“

Entsprechend erstaunlich war dann jedoch, was der Seelsorger in spe über den FC Bayern sagte. Denn seine Worte in Bezug auf die Bosse waren, kennt man den Gutmenschen Zé, ziemlich hart, es war eine Anklage. „Ich bin schon frustriert, dass ich damals (2007, d.Red.) aus der brasilianischen Nationalmannschaft zurückgetreten bin“, sagte er, „denn diese Entscheidung kam nicht nur auf eigenen Wunsch: Bayern hatte mich gebeten, mich ganz auf den Verein zu konzentrieren, mich nicht bei den Länderspielen zu verausgaben.“

Dies koste ihn nun wahrscheinlich die WM-Teilnahme 2010 in Südafrika. Umso enttäuschter ist er bis heute, dass sich Bayern in den Verhandlungen um einen Zweijahresvertrag in der vergangenen Saison stur gezeigt habe: „Ich hatte gehofft, dass sich der Klub bewusst wäre, dass ich einmal zurückgesteckt hatte, nämlich bei der Selecao“, so Zé Roberto, „da war ich schon ein wenig enttäuscht, dass ich nicht den Zweijahresvertrag erhalten habe.“

Ihm Verbitterung zu unterstellen, würde seinem lebensfrohen Wesen nicht entsprechen. Doch ungerecht behandelt fühlt er sich schon. Natürlich seien die sechs Jahre beim FC Bayern schön gewesen, natürlich sei der FC Bayern ein großartiger Verein. Doch so ganz überwunden hat es der 35-Jährige eben nicht, dass Manager Uli Hoeneß offenbar nicht mehr überzeugt war, dass er noch mehr als ein Jahr auf Topniveau spielen könne. So dürfte es eine Genugtuung für ihn sein, dass zuletzt auch Präsident Franz Beckenbauer meinte, dass es falsch gewesen sei, ihn gehen zu lassen.

Dass er derzeit bei Bayerns Titelrivale HSV so gut spiele, habe jedoch nichts damit zu tun, den Bossen in München eine Lektion erteilen zu wollen. Revanchegelüste sind ihm fremd. Zé Roberto sagte: „Ich wollte einfach weiterspielen. Ich wollte zeigen, dass ich auf diesem hohen Niveau noch mehrere Jahre weiterspielen kann.“ Wem auch immer.

Sein Ehrgeiz ist somit ungebrochen. Es war ihm anzumerken, dass ihn das 2:3 zu Hause gegen den Abstiegskandidaten Mönchengladbach sehr ärgerte. Er schimpfte zum Beispiel darüber, dass HSV-Coach Bruno Labbadia den verletzten Verteidiger Jerome Boateng zu lange auf dem Feld gelassen habe: „Ich denke schon, dass der Trainer zu spät gewechselt hat. Jerome ist ja die ganze Zeit nur auf einem Bein gelaufen.“ Dennoch hält er den HSV weiter für einen Titelkandidaten. „Drei, vier Mannschaften“ könnten Meister werden, auch sein Ex-Klub: „Bayern wird sich noch fangen, die werden sich wieder nach vorne arbeiten.“

jos

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