"Würde mich freuen, wenn Basti von Anfang an spielt"

Vor dem EM-Achtelfinale gegen die Slowakei gibt es noch Fragezeichen bei Jerome Boateng. Aber auch Kapitän Schweinsteiger könnte sein Comback in der Startelf geben. "Ich bin bereit, die Binde sofort abzugeben", meint Manuel Neuer.
von  sid/az
Manuel Neuer (r.) würde sich über ein Startelf-Einsatz von Bastian Schweinsteiger freuen.
Manuel Neuer (r.) würde sich über ein Startelf-Einsatz von Bastian Schweinsteiger freuen. © dpa

Evian - Hoffen auf den Kapitän, Bangen um den Abwehrchef: Mit gemischten Gefühlen startet Weltmeister Deutschland am Sonntag in die K.o.-Runde und damit die heiße Phase der EM in Frankreich.

Dazu kommt in der Slowakei ein Gegner (Sonntag 18.00/ZDF und AZ-Liveticker), der eigentlich keine Probleme bereiten sollte, einen Test am 29. Mai in Augsburg aber mit 3:1 gewann.

Der Bundestrainer aber scheint auf alles vorbereitet, vor allem auf den Achtelfinal-Kontrahenten. "Wir wissen, was auf uns zukommt", sagte Joachim Löw. Am Donnerstag, als die Spieler frei hatten, sichtete er ausgiebig Videomaterial über den EM-Debütanten.

"Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen"

Übermut soll nicht aufkommen. "In einem Spiel kann immer alles passieren. Wir dürfen keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen", warnte Kapitän Manuel Neuer, sagte aber auch: "Wir sind gut vorbereitet und wollen das Spiel so früh wie möglich für uns entscheiden."

Lesen Sie hier: Schweinsteiger vor Rückkehr in die Startelf

Ob der Torhüter, der mit vier Spielen ohne Gegentor den 50 Jahre alten deutschen Rekord von Hans Tilkowski (6) jagt, auch im vierten EM-Spiel die Kapitänsbinde tragen wird, hängt von der Fitness von Bastian Schweinsteiger ab. "Ich bin absolut bereit, die Binde sofort abzugeben", versicherte der 30-Jährige: "Ich würde mich Freude, wenn Basti von Anfang an spielen kann."

Als Stabilisator wichtig könnte der etatmäßige Spielführer vor allem dann werden, wenn Abwehrchef Jerome Boateng nicht spielen könnte. Boateng selbst und der DFB geben sich gelassen, sehen den 27-Jährigen "voll im Plan". Doch ähnliche Aussagen gab es seit Beginn des Trainingslagers auch bei letztlich ausgefallenen Spielern wie Mats Hummels.

Boateng noch nicht im Mannschaftstraining

Mindestens leichte Bedenken und Sorgen gibt es bei Boateng auf jeden Fall. Zwei Tage vor dem Achtelfinale trainierte der Innenverteidiger noch nicht mit der Mannschaft. Laut DFB ist "der Indikator für einen Einsatz am Sonntag die Tatsache, ob er am Abschlusstraining am Samstag teilnehmen kann".

Auch Neuer betrachtet die Entwicklung abwartend. "So, wie ich Jerome kenne, wird er am Sonntag auf dem Platz stehen", meinte der Münchner Klubkollege Boatengs: "Falscher Ehrgeiz wäre ein falscher Ratgeber. Aber Jerome ist Profi genug, um zu wissen, ob er ja oder nein zu einem Einsatz sagt.

Lesen Sie hier: Wer wird Europameister 2016?

Um die Körper und auch den Geist mal ruhen zu lassen, hatte Löw seinen Spielern am Donnerstag einen zweiten freien Tag während dieser EM gewährt. Es war mit über 30 Grad prompt der schönste seit der Ankunft in Evian. Während der Bundestrainer mit dem E-Bike am Genfer See entlangradelte, spielten Mario Götze, Benedikt Höwedes und Jonas Hector im Strandbad Beachvolleyball.

Fehlende "Riesen-Euphorie" für Neuer normal

Dass in der Heimat "die Riesen-Euphorie noch nicht da" ist, findet Neuer normal. "Gegen Mannschaften wie Nordirland, die sich hinten reinstellen, kann man als Deutschland nicht viel gewinnen. Da löst ein Sieg kein Hurra aus", erklärte er: "Wir haben unsere Pflicht erfüllt. Nun gibt es natürlich ein andere Drucksituation. Wenn wir die Slowakei schlagen und danach gegen eine große Mannschaften weiterkommen, kann jeder sehen, dass die Nationalmannschaft da und präsent ist."

Lesen Sie hier: Dieser Schiedsrichter pfeift das deutsche EM-Achtelfinale

Das "Minenfeld" mit einem möglichen Viertelfinale gegen Angstgegner Italien oder Titelverteidiger Spanien und einem Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich macht auch Sami Khedira keine Angst. Im Gegenteil. Im kicker verwies der 29-Jährige darauf, dass die Gegner auf dem Weg zum WM-Triumph 2014 Frankreich, Brasilien und Argentinien hießen. "Wir wollen das Ding gewinnen, und da ist es mir persönlich lieber, wenn wir gegen Top-Mannschaften spielen, weil wir deren Spieler und deren Mentalität kennen", meinte der Mittelfeldspieler, der im Fall der Fälle allerdings Schweinsteiger weichen müsste: "Ich spiele lieber gegen Frankreich als gegen eine Turnier-Mannschaft, von der man nicht weiß, wie sie wirklich ist."

Um sicherzugehen, bauen die Weltmeister auch auf Glücksbringer. Die meisten tragen von einer Schmuck-Designerin eigens angefertigte Armbänder in den französischen Nationalfarben, an ihnen befestigt sind Anhänger mit Umrissen des Eiffelturms und von Frankreich. "Ich Freude mich, dass wir diese Bänder wieder haben", sagte Boateng der Bild-Zeitung: "Sie haben uns schon in Brasilien Glück gebracht."

Ihm müssen sie erst einmal Glück zu einer baldigen Gesundung bringen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.