WM-Viertelfinale gegen Uruguay: Das ist die französische Dreiecksbeziehung
Moskau - In Uruguay erzählt man sich, dass Antoine Griezmann eigentlich einer von ihnen sei. "Er isst gerne unser Grillfleisch, er liebt unsere Musik und er trinkt mehr Mate-Tee als ich", sagt Diego Godin. Und der eisenharte Verteidiger der Urus muss es ja wissen. Seit 2014 spielt Godin zusammen mit Frankreich-Star Griezmann bei Atlético Madrid, er ist sogar Patenonkel von Griezmanns Tochter Mia. "Diego ist ein sehr guter Freund", sagt Griezmann: "Ich verbringe einen Großteil meiner Freizeit mit ihm. Auch deshalb wird es für mich ein besonders emotionales Spiel."
Im WM-Viertelfinale an diesem Freitag (16 Uhr, ZDF live) treffen die beiden Kumpels direkt aufeinander. Während Uruguay noch um den Einsatz von Stürmerstar Edinson Cavani (Wadenblessur, trainierte am Donnerstag individuell) bangt, kann Frankreich sein komplettes Star-Team aufbieten: Neben Griezmann werden auch Paul Pogba und Kylian Mbappé zur Startelf gehören.
Ein formidables Trio, das auf Godin und die Urus zukommt. Die AZ erklärt die französische Dreiecksbeziehung.
Antoine Griezmann
Der Offensivstar (27) stand zu Beginn dieser Weltmeisterschaft in der Kritik, weil er nicht so auffällig spielte wie gewohnt. Zudem gefiel vielen Fans die öffentliche Inszenierung seiner Vertragsverlängerung bei Atlético Madrid nicht. Griezmann soll für die Unterschrift unter den neuen Kontrakt ein Handgeld von 20 Millionen Euro erhalten haben.
Doch seit seinem Elfmetertor im Achtelfinale gegen Argentinien hat sich die Stimmung gedreht, die Franzosen haben ihr "Pollito" (zu deutsch: Küken) wieder lieb. So wie immer eigentlich. Denn Griezmann, dessen Schwester 2015 das Attentat im Pariser Club Bataclan überlebte, wird in seiner Heimat als Nationalheiligtum angesehen, er gilt in der verwöhnten Fußballer-Branche als vergleichsweise bodenständiger Typ. Das liegt auch an Griezmanns Freundin, der Spanierin Erika Choperena, die Lehramt studiert hat und sich anders als viele andere Spielerfrauen aus der Öffentlichkeit zurückhält.
Paul Pogba
Der Mittelfeldspieler von Manchester United ist das Gegenteil von Griezmann, in fast jeder Hinsicht: extrovertiert, unbeherrscht, immer mal für ein Skandälchen zu haben. Bei der EM 2016 erlaubte sich Pogba (25) eine abfällige Geste Richtung Pressetribüne, weil er sich mal wieder zu schlecht bewertet fühlte.
Zu einer Teamsitzung kam er zu spät und in Badelatschen. Das verärgerte seinen Trainer, den Disziplinfanatiker Didier Deschamps, gewaltig. Und kurz vor der WM wurde Pogba, das Frisuren-Chamäleon, im Test gegen Italien (3:1) von den eigenen Fans ausgepfiffen. In Russland allerdings zeigt Pogba bislang gute Leistungen, er spielt etwas defensiver, stellt sein Ego zurück. Und er lobt jetzt sogar andere, nicht mehr nur sich selbst. "Seht ihr, was er in seinem Alter macht?", sagte er anerkennend über seinen Mitspieler Kylian Mbappé: "Ich hatte nie sein Talent."
Kylian Mbappé
Mon dieu, was für ein Spieler! Der Youngster (19) hat gute Chancen, zum besten Spieler des Turniers gekürt zu werden. Mbappé traf im Achtelfinale gegen Argentinien doppelt, holte einen Elfmeter heraus und war bei manchen Sprints fast so schnell wie Usain Bolt. Unwiderstehlich. "Ich möchte, dass er mir hilft, die WM zu gewinnen“, sagte Griezmann, der seinen Sturmpartner als Superstar der WM sieht: "Den goldenen Ball überlasse ich ihm gerne."
Paris-Spieler Mbappé wird schon als Nachfolger der Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Lionel Messi gehandelt, es gibt sogar Vergleiche mit dem großen Pelé. Doch der Angreifer geht damit bislang erstaunlich cool um, wirkt sehr reif. Lobenswert: Mbappé will seine gesamten WM-Prämien an eine Wohltätigkeitsorganisation spenden.
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