WM-Streitfrage: Darf ein Ausländer Bundestrainer werden?

Die AZ-Redakteure Gunnar Jans (l.) und Jochen Schlosser debattieren darüber, ob auch ein Ausländer Bundestrainer sein könnte.
PRO
Welch unsinnige Frage! Und Theo Zwanziger sagt auch noch: Nein, die Zeit sei nicht reif dafür. Hat der Präsident, der sich schon in der Amerell-Affäre beschämend vergaloppiert hat, die eigene Kampagne „DFB – más integracion“ nicht gesehen und die Elogen auf die Multi-Kulti-Elf nicht gelesen? Oder ist es ein hinreichendes Qualitätskriterium, wenn ein Trainer in Würselen (Derwall), Büttgen (Vogts) oder Wuppertal (Ribbeck) geboren ist?
Die Wahrheit ist: Zwanziger, der „gute Mensch von Altendiez“, hat im eigenen Haus Intrigen gegen Jogi Löw zugelassen – und dessen Nachfolger in Matthias Sammer (Dresden) längst gefunden. Eine Debatte um van Gaal, bei der es mit Sicherheit nicht um dessen niederländischen Pass ginge, käme ihm da äußerst unrecht. Eine sinnvolle Frage wäre wohl: Darf Theo Zwanziger noch DFB-Präsident sein? Ich finde: Nein!
Gunnar Jans
KONTRA
Theo Zwanziger will keinen ausländischen Coach zum Bundestrainer machen. Und so schwer es fällt, dem zuletzt seltsam agierenden DFB-Chef (Affäre Amerell, Löw-Ultimatum) Recht zu geben, in diesem Punkt liegt er richtig. Deutschland hat viele anerkannte Trainer hervorgebracht. Nicht umsonst setz(t)en kleinere Fußball-Nationen wie Griechenland oder die Schweiz auf die Meistercoaches Rehhagel und Hitzfeld.
Sollte Löw aufhören, gibt es Sammer, Magath, Klopp – und Hitzfeld. Nichts gegen den überragenden Vereinstrainer van Gaal, aber warum einen 58-jährigen Holländer nehmen, der 2002 gescheitert ist, mit Oranje die WM überhaupt nur zu erreichen? Und ganz am Rande: Gab es jemals einen Weltmeister, der von einem Ausländer gecoacht wurde? Natürlich nicht.
Jochen Schlosser