WM-Spiel gegen Südkorea: So kommt Deutschland ins Achtelfinale

Moskau - Im Campo Bahia, dem sagenumwobenen Beach-Quartier der deutschen Nationalelf bei der WM in Brasilien, prangte auf einem Banner ein Sinnspruch, der zum Leitmotiv für den Weg zum Titel wurde: "Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin".
Das Motto passte wie die Faust aufs Auge zum Turnierverlauf. Ein furioses 4:0 gegen Portugal zum Start, am Ende schuftete man sich zum 1:0-Finalsieg gegen Argentinien. Nun, da das DFB-Team in Russland im Titelverteidiger-Modus unterwegs ist, müsste es eher heißen: "Aller Anfang ist schwer." Nach dem 0:1 zum Auftakt gegen Mexiko wäre "#DieMannschaft" gegen Schweden beinahe "#ZSAMMN" gescheitert. Diese Twitter-Hashtags wären dem DFB nur so um die Ohren geflogen. In der Nachspielzeit der Zitterpartie, die bei einem Remis tausend Fragezeichen aufgeworfen hätte, setzte Toni Kroos mit seinem Freistoß zum 2:1 ein dickes Ausrufezeichen (So tickt der Traumtorschütze).
Deutschland gegen Südkorea: Die Lage in Gruppe F
Daher sollte sich die Nationalelf vor dem abschließenden Gruppenspiel am Mittwoch gegen Südkorea in Kasan (16 Uhr, ZDF und Sky, Liveticker auf az-muenchen.de), beim römischen Philosophen Cicero bedienen: "Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge". Gegen Südkorea, auf Rang 57 der Fifa-Weltrangliste und bei dieser WM noch ohne Punkt, gilt es, das erste Ziel zu erreichen, das Minimalziel: Einzug ins Achtelfinale. Alles andere wäre historisch schlecht. "Wir müssen unsere Pflicht tun und das Spiel gewinnen, am besten nicht mit 1:0, sondern höher", sagte Marco Reus.
Denn dann wären alle Rechenspiele obsolet. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied oder mehr garantiert Deutschland das Ticket für die erste K.o.-Runde. Wie schwer sich Favoriten teilweise in Gruppen mit Underdog-Gegnern tun, zeigte sich am Montagabend, als Portugal beinahe gegen den Iran ausgeschieden wäre (1:1) und sich Spanien fast gegen Marokko blamierte (2:2). "Bis auf Kroatien ist bislang kein Team durch das Turnier marschiert", findet Timo Werner und erklärt: "Das ist aber auch irgendwo normal, weil man in der Gruppenphase auf Teams trifft, die sich hinten reinstellen und einem so das Leben schwer machen. Da gilt es, sich dann durchzusetzen."
Aus in der Vorrunde: Liegt ein Fluch auf den Titelverteidigern?
Schönheitspreise? Ruhm und Ehre? Später vielleicht. Mit einem Weiterkommen wäre aus Sicht des DFB diese leidige, nervenaufreibende Gruppenphase überstanden, in der man kaum glänzen, sondern - vor allem aus psychologischer Sicht - nur verlieren kann. Ein Stresstest für die Nerven in drei Etappen. Kaugummiartig gedehnt auf elf Turniertage. Vorbei wäre das Gerede und die für die Spieler nervigen Nachfragen: Scheidet auch das DFB-Team wie die Weltmeister Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 vier Jahre später bereits in der Vorrunde aus? Liegt auf den Titelverteidigern ein Fluch?
Weg mit den Zweifeln, Augen zu und durch - ab ins Achtelfinale. Denn dann beginnt die wahre WM, dann kann sich die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw beweisen - wenn es hart auf hart kommt gleich gegen Brasilien. Endlich können die DFB-Stars glänzen, müssen nicht mehr nur Niederlagen abwenden. Außerdem kommen in der K.o.-Phase eher Gegner, die mehr riskieren, die selbst mitspielen wollen. Das liegt dem Löw-Team.
WM in Russland: Schafft Deutschland die Titelverteidigung?
Vorher wartet Südkorea, die letzte Pflichterfüllung. "Sie haben schon viele Mannschaften vor Probleme gestellt", sagte Reus vor der Abreise nach Kasan, fügte aber mit neu gewonnenem Selbstvertrauen an: "Wir sind trotzdem überzeugt, wenn wir befreit aufspielen, wenn wir unseren Kombinationsfußball auf den Platz bringen, mit der gleichen Leidenschaft auf den Platz gehen wie gegen Schweden, wird es Südkorea schwer haben." Auf dem Bus, der die Nationalelf zu den Flughäfen, Stadien und Hotels bringt, steht: "Zusammen. Geschichte schreiben".
Die Titelverteidigung wäre eine Riesengeschichte.
Am Ende könnte das Los entscheiden - So kommt Deutschland weiter
In der Gruppe F ist die Rechnung so kompliziert wie in keiner anderen. Selbst ein Sieg gegen Südkorea garantiert Deutschland noch nicht in jedem Fall das Weiterkommen. Aber selbst eine Niederlage könnte fürs Achtelfinale reichen. Sicher ist: Ein Erfolg mit zwei Toren Unterschied reicht für die nächste Runde - egal, wie das Parallelspiel von Mexiko gegen Schweden in Jekaterinburg ausgeht.
Deutschland (2:2 Tore, 3 Punkte) kommt weiter....
... bei einem Sieg gegen Südkorea mit zwei Toren Unterschied.
... bei einem Sieg gegen Südkorea, wenn Schweden nicht gegen Mexiko gewinnt.
... bei einem Sieg gegen Südkorea, wenn Schweden mit einem anderen Ergebnis gegen Mexiko gewinnt und Deutschland anschließend die bessere Tordifferenz als Mexiko hat oder bei gleicher Tordifferenz mehr Tore als Mexiko hat.
.. bei einem 1:0-Sieg gegen Südkorea, wenn Schweden ebenfalls mit 1:0 gegen Mexiko gewinnt. Sollten Deutschland und Schweden jeweils mit 2:1 gewinnen, käme es zu einem Vergleich der Fairplay-Wertung von Deutschland und Mexiko. Sollte auch hier Gleichheit herrschen, müsste das Los entscheiden.
... bei einem Unentschieden gegen Südkorea, wenn Schweden gegen Mexiko verliert.
... bei einem Unentschieden gegen Südkorea, wenn Schweden gegen Mexiko ebenfalls ein Remis erreicht. Dann muss Deutschland mehr oder gleich viele Tore bei seinem Unentschieden erzielen als Schweden.
... bei einer 0:1-Niederlage gegen Südkorea, wenn Schweden gegen Mexiko ebenfalls 0:1 verliert, käme es zu einem Vergleich der Fairplay-Wertung von Deutschland und Schweden. Sollte hier Gleichheit herrschen, müsste das Los entscheiden.
... bei allen weiteren Niederlagen mit einem Tor Unterschied gegen Südkorea, wenn Schweden gegen Mexiko ebenfalls mit dem gleichen Ergebnis verliert.
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