WM-Schiedsrichter: Löw fordert Fingerspitzengefühl
Pretoria (dpa) - Joachim Löw wünscht sich mehr Fingerspitzengefühl, Herbert Fandel fordert die FIFA zum Umdenken auf und Schweizer Medien schimpfen auf ein «Kamel»: Die Schiedsrichter kommen bei der Fußball-WM nicht aus den Schlagzeilen.
«Die Gelben Karten werden relativ schnell gezogen. In manchen Situationen wäre es nicht schlecht, etwas mehr Zurückhaltung zu zeigen», sagte Bundestrainer Löw in Pretoria. Bei dem «brutalen Foul» gegen den Brasilianer Elano habe es indes nicht mal eine Gelbe Karte gegeben. Dagegen sei bei normalen Zweikämpfen oft zu schnell verwarnt worden, meinte Löw. «Das tut dem Spiel nicht immer gut.»
Nach zahlreichen Fehlentscheidungen bei der WM in Südafrika appellierte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach an den Fußballweltverband, die Nominierungs-Richtlinien für Referees zu überdenken. «Man kann ein solches Turnier nicht nur mit Schiedsrichtern aus Europa bestücken. Das Hauptziel der FIFA muss sein, ein einheitliches Niveau der Unparteiischen zu gewähren», sagte Niersbach der Tageszeitung «Die Welt».
Für DFB-Schiedsrichterchef Fandel ist eine Ursache für die schwankenden Leistungen bei der WM, «einen Schiedsrichter von den Seychellen oder aus Mali mit einem aus England oder Deutschland auf Augenhöhe zu bringen». Aus Sicht des Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission ist dies «nicht möglich und das spiegelt sich in den Leistungen wider». Die Spanne bei dieser WM sei bisher einfach zu groß: «Da würde ich mir mehr Einheitlichkeit wünschen. Die Spieler müssen sich darauf einstellen können, was sie erwartet», sagte der frühere FIFA-Referee aus Kyllburg.
Wegen seiner umstrittenen Roten Karte für den Schweizer Valon Behrami beim 0:1 gegen Chile ist der saudische Referees Khalil Al Ghamdi in das Visier der eidgenössischen Medien geraten. «Schiri, du Kamel», tönte die Boulevard-Zeitung «Blick». «Ein Skandal», befand das Blatt und rechnete vor, dass der Referee in drei Spielen vor der WM fünfmal Rot und achtzehnmal Gelb zeigte.
Der Kolumbianer Oscar Ruiz setzte die Serie von fragwürdigen Entscheidungen fort, als er den Franzose Yoann Gourcuff im Spiel gegen Südafrika nach einem relativ harmlosen Ellbogenseinsatz mit rot vom Platz schickte.
Uwe Seeler zeigte sich entsetzt über die Leistungen der Unparteiischen in Südafrika. Dies habe mit internationaler Klasse nichts zu tun, sagte der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft in einem Interview mit Radio Rheinland-Pfalz. «Man kann Fußball nicht körperlos spielen. Die vielen gelben Karte ... das hat jeder gesehen. Das ist absoluter Wahnsinn, was dort passiert.»
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