WM-Quali: Rauf auf die Welle!
Hannover - Vom Umschalten war viel die Rede dieser Tage in Barsinghausen, Schneller umschalten, früh stören, gegen den Ball spielen. Taktische Feinheiten im Zuge der Dortmundisierung des DFB-Teams. Doch in erster Linie geht es gegen den Frust. Der EM-Kater steckt immer noch in den Gliedern, am Freitag gegen die Färöer will man sich die bösen Gedanken an Warschau, an Italien, an Balotelli, an die Aufstellungsfrage, an die Taktik – ach, das rüde Ende eines Titeltraums von der Seele ballern.
Mit der Partie gegen die Kicker von den Schafsinseln im Nordatlantik (20.45 Uhr, ZDF live) beginnt ein neuer Turnus, eine neuer Weg: der Start in die WM-Qualifikation mit dem Fernziel Rio, das legendäre Estádio Municipal do Maracanã, der Austragungsort des Endspiels. Für Bundestrainer Joachim Löw und die Seinen heißt es daher: Schwung holen und wie es Thomas Müller formulierte: „Es gilt, wieder eine leichte Welle der positiven Stimmung zu erzeugen.”
Gegen Insel-Kicker: 49000 Einwohner, ein Liga-Zuschauerschnitt von 600 Fans, 154 Halbprofis, in der Fifa-Weltrangliste zwischen den Salomon-Inseln und Fidschi auf Platz 154, der letzte Sieg ein 2:0 im Juni 2011 gegen Estland. Ein Sparringspartner, der gerade recht kommt, um den 500. Länderspiel-Erfolg der DFB-Geschichte (im 865. Spiel) zu feiern. „Das ist ein guter Gegner, um vorn Druck zu machen und Fehler zu erzwingen”, sagte Müller. Der Haken: Man kann noch viel mehr falsch machen.
Ein paar Ausreißer aus der DFB-Geschichte gegen die Kleinen des Weltfußballs – nach oben wie nach unten:
Die Färöer-Zittersiege
Die bisher einzigen Duelle endeten 2:0 und 2:1 im Rahmen der Qualifikation zur EM 2004. Bei ekligem Wind und widerlichem Wetter in Tórshavn (vor nur 6500 Fans) bewahrten Klose und Bobic die Nationalelf vor einem Desaster – in Minute 89 und 90.
Der Albanien-Schock
Eine Woche vor Weihnachten 1967 stolperte man sich in Tirana ein 0:0 ab und verpasste erstmals (und letztmals) ein Turnier, die EM ’68. Das 0:0 im Februar ’79 auf Malta blieb folgenlos. Auch für die Knochen, gekickt wurde auf Sand!
Das Weizenbier-0:0
Allein dieser Ortsname: Laugardalsvöllur. Dort landete man am 6. September 2003 in der EM-Quali gegen Island auf dem „tiefsten Tiefpunkt”. Nach dem 0:0 wütet Teamchef Völler gegen die Kritiker, meinte zu Moderator Hartmann: „Du hast doch schon drei Weizenbier getrunken.”
Das Rekord-16:0
Vor genau 100 Jahren fegte man bei Olympia in Stockholm in der Trostrunde (nach einem 1:5 gegen Österreich!) die russische Auswahl mit 16:0 vom Platz. Der bisher höchste Länderspiel-Sieg. Zehn Treffer erzielte Gottfried Fuchs (auch Rekord!).
Der Sieg mit Berti-Kopf
Zwei Länderspiel-Tore erzielte Berti Vogts: Ein Eigentor bei der WM 1978 gegen Österreich (2:3) und ein Kopfballtor – kein Witz! – beim 8:0 im Februar 1976 gegen Malta. Mit der Kraft von 1,68 m.
Die typische Poldi-Show
Der zweithöchste Sieg aller Zeiten gelang am 6. September 2006 unter Löw: ein 13:0 in San Marino, mit vier Treffern von Lukas Podolski. Man weiß, was Bayern-Präsident Uli Hoeneß von solchen Partien hält.