WM-Party dank Neymar – Van Gaal grantelt
Die bisher beste Leistung Brasiliens bei der WM hat vor dem Achtelfinale gegen Chile die Stimmung ordentlich angeheizt. Eher eisig ist die Stimmung von Louis van Gaal, obwohl die WM für Oranje so gut läuft. Ein Altstar kritisiert Coach Finke nach Kameruns Aus.
Berlin – Jetzt geht die WM-Party in Brasilien erst richtig los. Die Tore von Superstar Neymar zum Gruppensieg haben nach dem 4:1 über Kamerun nicht nur die Fans im Gastgeberland, sondern sogar die eigenen Mitspieler verzückt. Auch bei Mexiko herrscht nach dem Achtelfinal-Einzug Euphorie – ganz anders als beim Trainer des nächsten Gegners, und das trotz bislang drei Siegen.
Louis van Gaal erzürnt die Kritik an der defensiveren niederländischen Taktik. Für seine Kollegen Vicente del Bosque, Volker Finke und Niko Kovac geht es nach den letzten Auftritten ihrer Mannschaften um die eigene Zukunft. Finke denkt bei Kamerun ebenso wenig ans Aufhören wie Kovac bei den ebenfalls gescheiterten Kroaten.
Del Bosque ließ offen, ob er beim gescheiterten Titelverteidiger Spanien aufhören wird. Die Mannschaft traf am Dienstag nach dem 3:0 über Australien als erstes WM-Team daheim ein, gab keine Erklärungen mehr ab und verließ durch einen Hinterausgang den Flughafen von Madrid – vielleicht saß auch der Schrecken nach einem Blitzeinschlag ins Flugzeug noch tief.
Ans nach Hause gehen dachten Zehntausende Brasilianer an der Copacabana noch lange nicht, nachdem Neymar mit seinen Turniertoren drei und vier die Basis zum Erfolg über Kamerun gelegt hatte. „Wenn Neymar es auf dem Platz regnen lässt, wundert sich keiner“, sagte sein Teamkollege David Luiz im Estádio Nacional von Brasília. Während seine Teamkollegen nach dem zwischenzeitlichen 1:1 nervös waren, wirbelte Neymar weiter.
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„Da ist kein Druck, wenn du einen Traum wahr machen kannst. Heute spiele ich die Spiele, von denen ich geträumt habe“, erklärte der 22-Jährige seine Lockerheit. Am Samstag steigt der Druck auf die Brasilianer gegen Chile noch ein ganzes Stück mehr, auch wenn in allen drei bisherigen K.o.-Spielen bei Weltmeisterschaften Siege gelangen. „Brasilien ist ein Alptraum für Chile gewesen, aber die Dinge haben sich geändert“, warnte der Ex-Leverkusener Arturo Vidal die Hausherren schon.
Wie die schwer zu spielenden Chilenen zu bezwingen sind, zeigten die geduldigen Niederländer beim 2:0. Trotzdem musste sich van Gaal gegen seinen Kollegen Jorge Sampaoli und Kritik der heimischen Medien an seinem 3-5-2-System zur Wehr setzen, das nicht mehr dem einstigen „Fußball total“ ähnelt. „Mich interessiert nicht, was der Nationaltrainer von Chile sagt“, empörte sich der frühere Bayern-Coach.
Auch das Fazit der Zeitung „De Volkskrant“ mit den Worten „Erst totmachen, dann zuschlagen“ juckt van Gaal nicht. „Ich will gewinnen. Also wähle ich das System aus, von dem ich mir am meisten verspreche.“ Der bisher überragende Arjen Robben nahm van Gaal in Schutz: „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir ihm vertrauen und ihm folgen.“ Das ist schon am Sonntag im Achtelfinale gegen Mexiko zum nächsten Mal der Fall.
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Trainer Miguel Herrera zeigte nach dem 3:1-Sieg im entscheidenden Gruppenspiel gegen Kroatien Respekt, aber keine Angst vor der Oranje-Auswahl. „Das ist ein starkes Team, aber wir haben schon gegen das stärkste Team der Welt gespielt und nicht verloren“, meinte Herrera mit Blick auf das 0:0 der Mexikaner gegen Brasilien. Die „Tri“ machte bislang fast alles richtig, Kamerun kaum etwas.
„Ja, sonst wären wir nicht Letzter der Gruppe“, räumte Trainer Finke ein. Dass er trotz Vertrages bis 2015 wie gewünscht im Amt bleiben darf, scheint nach drei Niederlagen und 1:9 Toren unwahrscheinlich. Der einstige Star Roger Milla warf Finke vor, falsche Entscheidungen bei der Aufstellung und Auswechslung von Spielern getroffen zu haben. Milla holte nach dem WM-Aus im dpa-Gespräch zu einem Rundumschlag auch gegen den Verband aus. Sein Resümee: „Die einst gefürchteten Unbezähmbaren Löwen regen heute niemanden mehr auf.“
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