WM-Kolumne von Marie Lang: Die Leidenschaft zählt

Ich hätte mir irgendwie das Finale Argentinien gegen Portugal gewünscht, dass Lionel Messi und Cristiano Ronaldo auf der ganz großen Bühne ein letztes Mal aufeinandertreffen und einer von beiden am Ende mit dem Pokal in den Händen abtreten kann. Es sollte nicht sein, die Leidenschaft, der Wille, die Begeisterung, die Marokko aufs Feld bringt, war zu viel für die Portugiesen. Und ich muss auch sagen: Ich gönne es dem Underdog, allein die Bilder, wie der Spieler Sofiane Boufal mit seiner Mama auf dem Platz tanzt, waren herzerwärmend.
Christiano Ronaldo kam am Ende wieder nicht als Teamplayer rüber
Die einen tanzen, der andere weint. Ronaldos Tränenabgang war bitter. Man hätte ihm einen anderen Abgang gegönnt. Auch wenn Ronaldo extrem selbstverliebt und egoman rüberkommt, er war – und ist – ein toller Spieler. Ich kenne es ja selber, die Frage, wann man zurücktritt, ist einer der schwierigsten in der Karriere. Niemand weiß, wann man wirklich seinen Zenit überschritten hat – man selber will es oft als Letzter wahrhaben.
Bei Ronaldo hat man halt jetzt das Gefühl, dass es vielleicht besser gewesen wäre, er hätte sich (und auch uns) diese letzten Monate erspart. Die Art, wie seine Lebensgefährtin in den Sozialen Medien gegen alle ausgeteilt hat, die ihren Cristiano nicht entsprechend gewürdigt haben, hat mir gar nicht gefallen, ist aber sicher der Emotion geschuldet. Gerade Spielerfrauen haben ja die Finger oft zu schnell am Abzug, äh, dem Handy. So kam Ronaldo am Ende wieder nicht als Teamplayer rüber. Schade.
Lionel Messi: Das Feuer brennt
Messi ist da ganz anders. Aber bei ihm merkt man gerade, wie sehr er diesen Titel will. Dass er sich mit Niederlande-Coach Louis van Gaal und einigen Oranje-Spielern anlegt, so kenne ich ihn nicht. Das Feuer brennt. Das ist auch eine der Lehren dieser WM. Egal, ob Argentinien, Marokko oder Kroatien, es ist die Leidenschaft, die ein Team trägt, nicht reine Pflichterfüllung und Buchhalter-Mentalität, die im Sport zählt.