WM-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Hut ab vor Marokko
Frankreich hat das WM-Finale erreicht und kann am Sonntag etwas Historisches erreichen – die erste erfolgreiche Titelverteidigung seit 1962, als Brasilien mit Pelé zum zweiten Mal in Folge Weltmeister wurde. Der Mannschaft von Trainer Didier Deschamps kann ich dazu nur gratulieren, Frankreich hat sich bis auf den kleinen Ausreißer beim 0:1 gegen Tunesien als kompakte Einheit präsentiert, die ihren Matchplan konsequent verfolgt und absolut verdient im Finale steht.
Traumfinale gegen Argentinien
Mbappé kam gegen Marokko nicht ganz so zur Geltung wie in den vorangegangenen Spielen, aber alleine seine Präsenz auf dem Platz und seine Ausstrahlung versetzen den Gegner in höchste Alarmbereitschaft. Einen Spieler von dieser Qualität kann man nie ganz ausschalten. Nun kommt es also zum Traumfinale gegen Argentinien, die ebenfalls verdient im Endspiel stehen. Einen klaren Favoriten kann ich dabei nicht ausmachen, beide haben die Qualität, um den Titel nach Hause zu holen. Es wird ein enges Spiel, in dem die Kleinigkeiten am Ende den Ausschlag geben werden.
Für Marokko: Traum geplatzt
Für Marokko ist gestern ein ganz großer Traum zerplatzt. Wieder haben die Afrikaner mit ihrer Leistung die Fans begeistert, haben Leidenschaft gezeigt und um ihren Traum vom WM-Finale gekämpft wie die Löwen. In der Schlussphase hat man aber auch gesehen, dass sie mit ihren Kräften am Ende waren. Nicht verwunderlich nach den großen Leistungen in den Spielen zuvor.
Natürlich herrscht jetzt erst einmal eine riesige Enttäuschung, weil man es nicht geschafft hat, auch den letzten Schritt zu gehen. Mit einigem Abstand aber werden alle in Marokko stolz sein auf das, was diese Mannschaft geleistet hat.
Die Gewissheit, als erstes afrikanisches Land überhaupt unter die letzten Vier gekommen zu sein, das wird die Enttäuschung über die Niederlage schnell vergessen machen. Marokko und seine Fans war eine Bereicherung für diese WM. Vor ihnen kann man nur den Hut ziehen.
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