WM-Generalprobe: „Bringt die armen Leute ins Stadion!“
Der Confed-Cup, Generalprobe für die WM 2010, läuft - und das bislang relativ reibungslos. Die südafrikanischen Organisatoren sind guter Dinge, trotz nicht ausverkaufter Stadien. Brasilien besiegt Ägypten 4:3, Italien schlägt die USA 3:1.
JOHANNESBURG Das Turnier hatte noch nicht begonnen, als die erste Mini-Krise zu meistern war: Warnstreik der Stadion-Ordner im Ellis Park, Spielstätte des Confed-Cups. 600 Rand (ca. 54 Euro) waren den Ordnern versprochen worden, 200 Rand sollten dann gezahlt werden. Man einigte sich auf 250 Rand; das Spiel zwischen den Gastgebern und Irak konnte über die Bühne gehen. Noch mal gut gegangen.
Es sind wenige Meldungen über kleinere Pannen, die den Auftakt des Confed-Cups, bei9 dem am Montag Brasilien durch einen Last-Minute-Elfmeter von Kaka Ägypten 4:3 besiegte, Italien gegen die USA 3:1 gewann, begleiten. So mussten in Bloemfontein Offizielle und Journalisten eine beispiellos aufwändige Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. „Das wird bei der WM noch schlimmer“, unkte ein Fifa-Funktionär. Während sein Boss Sepp Blatter die Südafrikaner nach Kräften lobt („Ich kann die Vorbehalte nicht nachvollziehen“), erinnert Danny Jordaan, Chef des Organisations-Komitees, an Mexiko vor der WM 1986: „Südafrika ist ein Entwicklungsland, das darf man nicht vergessen.“
Wie fit für die WM ist Südafrika? Ein Überblick:
Stadien:Beim Confed-Cup wird in vier Stadien gespielt, die WM-Spielstätten sind. Die übrigen sind entweder bereits fertig gestellt (Nelspruit), gerade eingeweiht (Port Elizabeth) oder sollen bis zur WM-Auslosung im Dezember fertig sein (Kapstadt, Durban, Polokwane sowie Soccer City in Johannesburg). Fifa-Kommunikations-Direktor Hans Klaus sagt: „Es sieht so aus, als würde alles rechtzeitig fertig.“
Sicherheit: „Die Fifa kann Südafrika nicht in ein sicheres Land verwandeln“, sagte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke. Vor allem außerhalb der Stadien und besonders geschützter Routen rechnen Experten mit gezielten Aktionen krimineller Banden. Andererseits fühlten sich die Veranstalter bestätigt, als im Frühjahr die Indian Premier League im Cricket ihren Wettbewerb in Südafrika austrug – weil Indien zu unsicher war. 40000 Polizisten sollen nächstes Jahr für Sicherheit sorgen. Allerdings müssen Gäste sich an Regeln halten, die in ganz Afrika gelten: keine Solo-Touren in unbekannte Ecken der Stadt, schon gar nicht in der Dunkelheit – und die setzt früh ein.
Verkehr: Weder der neue Nahverkehrszug Gautrain, der den Flughafen Johannesburgs mit dem Nobelvorort Sandton und der Hauptstadt Pretoria verbinden soll, noch das geplante Schnellbussystem sind in Betrieb. Der Gautrain wird womöglich erst nach der WM fertig; die Schnellbusse werden von der mächtigen Taxi-Mafia ausgebremst.
Unterkünfte: Zwar wird eifrig gebaut, doch dürfte es in kleineren Spielorten wie Rustenburg und Polokwane eng werden – und wohl auch in und um Johannesburg, da die Hälfte aller Spielstätten von dort aus zu erreichen sind und der Großteil der Gästefans hier Quartier suchen wird.
Tickets: Halbleer war das Stadion, als Europameister Spanien Neuseeland mit 5:0 abschoss – so was ärgert Sepp Blatter: „Bringt die armen Leute ins Stadion, auch die, die sich keine Karte leisten können!“ Die WM-Karten werden in sechs Zyklen verkauft; derzeit läuft der zweite. Die Hälfte der drei Millionen Tickets soll an Gäste-Fans gehen. Bisher wurden davon 556000 verkauft, etwa 30000 an deutsche Fans.tbc
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