WM 2018: Nach Österreich-Schmach - daran muss Joachim Löw noch arbeiten

Eppan - Eigentlich ist Joachim Löw ein Mann mit badischer Gelassenheit. Doch nach dem 1:2 im WM-Test der deutschen Nationalmannschaft gegen Österreich brodelte es im Bundestrainer (Hier der Liveticker zum Nachlesen). Und zwar merklich. Das fünfte Spiel einer deutschen Auswahl ohne Sieg in Folge – das gab es zuletzt vor 30 Jahren – wurmte ihn.
"Ich ärgere mich, aber nicht über die Niederlage, sondern mehr über das Wie. Es gibt einiges aufzuarbeiten. Wenn wir so spielen, haben wir keine großen Chancen", sagte er vor der Generalprobe am Freitag gegen Saudi-Arabien. Die AZ erklärt, woran Löw – bitte, bitte, bitte – bis zum ersten WM-Spiel der deutschen Mannschaft in Russland am 17. Juni gegen Mexiko noch arbeiten muss.
Mehr Konzentration, bitte!
Deutschland spielte im Regen von Klagenfurt fahrig. "Wir hatten das Spiel nach dem 1:0 eigentlich unter Kontrolle", sagte Löw. Doch vor allem in den zweiten 45 Minuten baute seine Mannschaft ab. "Dadurch haben wir Österreich zurückgebracht. Mancher war nicht ganz so frisch. Beim anderen waren es Konzentrationsmängel – oder Schlampigkeit im Passspiel."
Bitte den Ball halten!
"Wir haben so viele Bälle verloren, das habe ich selten so erlebt", sagte Löw, "wir hatten Ballverluste im Minutentakt." Vor allem im Zentrum machte sich das Fehlen eines etablierten, souveränen Spielgestalters bemerkbar. Zum Glück ist Real Madrids Toni Kroos, der nach dem Gewinn der Champions League Sonderurlaub genoss, im Kreis der Nationalmannschaft zurück, wird sich Löw denken.
Chancen bitte besser verwerten!
Bis auf Mesut Özil, der den Fehler von Österreichs Torwart Jörg Siebenhandl clever ausnutzte (11.), gab es kaum gute deutsche Chancen. "Wir sind drei-, viermal in Überzahl auf das gegnerische Tor zugelaufen und haben die Aktionen nicht mal zum Abschluss gebracht", ärgerte sich Löw. Freiburgs Stürmer Nils Petersen, lange die Sturmspitze der deutschen Elf, blieb bei seinem Länderspieldebüt blass. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich mit einer guten Aktion oder einem Tor auf mich aufmerksam mache", sagte er. Leider Fehlanzeige.
Bitte besser verteidigen!
"Wir haben in der Defensive Fehler gemacht. Das ist für den Gegner etwas Schönes, er hat daraus Stärke gewonnen. Das war so schlecht", sagte Löw.
Bayerns WM-Innenverteidigung mit Jérome Boateng und Mats Hummels wurde an dem Abend in Klagenfurt schmerzlich vermisst, Ebenfalls-Bayer Joshua Kimmich auf rechts und sein Pendant Jonas Hector auf links erreichten auch nicht WM-Form.
Besonders eklatant: Als mit Sami Khedira der Defensivanker des deutschen Mittelfelds zur Halbzeit in der Kabine blieb und durch Bayerns Sebastian Rudy ersetzt wurde, geriet auch die Abwehr ins Wanken.
Mehr Etablierte, bitte!
Während der Test gegen Österreich vor allem eine Bewährungschance für die Nationalspieler aus der zweiten Reihe – wie Leroy Sané, Julian Brandt, Antonio Rüdiger Nils Petersen, Leon Goretzka, Sebastian Rudy – gewesen war, wurde stattdessen deutlich: Um bei der WM in Russland ein Wort um die Titelvergabe mitreden zu können, braucht es erfahrene, etablierte Kräfte. Ohne Kroos im Mittelfeld, eine Innenverteidigung um Boateng und Hummels und Offensivkräfte wie Thomas Müller geht es einfach nicht. Sie sind die wahren Gewinner des WM-Tests.
"Ich bin überzeugt, in zwei Wochen wird die Mannschaft ganz anders präpariert sein", sagte Löw. Und personell besser besetzt.
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