WM 2018 in Russland: So will Deutschland den Titel verteidigen

Eppan - Die Region Eppan ist nicht nur als größtes Weingebiet Südtirols bekannt, sondern auch als Paradies für Radfahrer. Wenn man den Passo della Mendola mit dem Auto hinauffährt, sieht man viele Hobbyradler, die sich über 15 Kilometer und 15 Kehren bis zur Passhöhe quälen. Ein bisschen verrückt muss man dafür wohl sein. Bundestrainer Joachim Löw hat im Trainingslager bislang darauf verzichtet, seine Stars die Passstraße hochzujagen, er setzt auf fußballnahes Fitnesstraining. Nach den Übungseinheiten radeln die DFB-Spieler nur locker bis zum Hotel – eine klitzekleine Etappe.
Für Löw hingegen gibt es bis zum ersten WM-Spiel am 17. Juni gegen Mexiko und der Bergtour Titelverteidigung noch größere Etappen zu bewältigen. Die AZ erklärt, welche das sind.
1. Etappe - das Österreich-Testspiel:
Ein Spiel namens Manuel Neuer. Der Torhüter des FC Bayern wird am Samstag in Klagenfurt (18 Uhr im ZDF und im AZ-Liveticker) im Tor stehen. Erstmals seit September, nach insgesamt drei Mittelfußbrüchen. "Alles läuft nach Plan bei ihm", sagte Löw am Freitag. "Er hat im Training und in den beiden Spielen mit der U20 einen guten Eindruck gemacht." Die Entscheidung über Neuers WM-Nominierung falle Sonntagabend, so der Trainer. "Wir haben vereinbart, dass er sich offen und ehrlich uns gegenüber äußert. Er muss sagen, ob er das Gefühl hat, sein Topniveau erreichen zu können." Um Marc-André ter Stegen, die Nummer zwei, kümmerte sich Löw am Freitag ganz besonders. Vor dem Training unterhielt sich der Bundestrainer lange mit dem Barcelona-Torhüter. "Ich habe ihm gesagt, wie gut seine Saison war", verriet Löw: "Er ist ein sehr, sehr starker Torhüter geworden und als Persönlichkeit unheimlich gereift."
2. Etappe – die WM-Nominierung:
Bis Montag um 12 Uhr muss Löw seinen 23-köpfigen WM-Kader bei der Fifa melden, vier Spieler werden noch gestrichen. "Das ist kein schönes Gefühl für den Trainerstab", sagte Löw: "Im persönlichen Gespräch tut mir das weh für die Spieler. Es bricht eine kleine Welt für sie zusammen." Wackelkandidaten sind vor allem Bayerns Sebastian Rudy, die Leverkusener Julian Brandt und Jonathan Tah, Stürmer Nils Petersen sowie die Torhüter Bernd Leno und Kevin Trapp, von denen nur einer nominiert wird. Petersen wird gegen Österreich zum Einsatz kommen. "Ich bin absolut zufrieden mit ihm", so Löw.
3. Etappe – die Weltmeister in Form bringen:
Toni Kroos reist erst an diesem Samstag zur Mannschaft, Thomas Müller und Mats Hummels werden gegen Österreich geschont. Für Abwehrchef Jérôme Boateng kommt die Partie zu früh. Der Bayern-Star absolvierte am Freitag eine intensive Einheit, nach seiner Adduktorenverletzung geht es für den 29-Jährigen um Fitness. Bei Mesut Özil, der in Eppan bislang einen schlappen Eindruck macht, ist der Bundestrainer zuversichtlich. "Er muss körperlich aufholen und hat das auch schon gemacht", sagte Löw.
4. Etappe – den Titelgeist entwickeln:
Nach dem letzten Test gegen Saudi-Arabien am 8. Juni in Leverkusen hebt das DFB-Team vier Tage später nach Moskau ab. Gelingt es Löw wie 2014, einen Titelgeist zu entwickeln? Im Trainingslager werde man "mehr und mehr zur Einheit", sagte Joshua Kimmich dem "Kicker". "Ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass nicht alle hier schon Weltmeister sind, sondern, dass wir auch ein paar Spieler haben, denen das fehlt und die das unbedingt wollen." Er spüre "den absoluten Hunger und die Gier", so der Bayern-Profi. Die Bergtour zur Titelverteidigung – sie kann beginnen.
<strong>Alle News zur WM in Russland finden Sie hier</strong>