WM 2014: Lahm nimmt den Druck raus
München - Nanu, ist Philipp Lahm etwa titelmüde? Fünf Trophäen gewann der Kapitän im laufenden Jahr mit seinen Bayern – nur einen weniger, als überhaupt möglich. 2014 wären theoretisch sogar sieben Titel drin – schließlich findet die WM statt. Lahm und Co. könnten das schon jetzt legendäre Jahr 2013 toppen. Natürlich wäre Lahm wohl der letzte, der da was dagegen hätte. Das einst von Oliver Kahn geprägte weiter-immer-weiter-Mantra ist ihm natürlich längst auch ins Blut übergegangen.
Und doch warnt Lahm nun in einem Interview bei „dfb.de“ vor überzogenen Erwartungen. Erfolg, sagt der Kapitän, sei nicht unbedingt gleichbedeutend damit, am Ende den WM-Pokal zu gewinnen. Nicht, dass Lahm den Pokal nicht haben wollte. Es wirkt eher, als wolle er Mitspieler und Bundestrainer Joachim Löw auf der Jagd nach dem vierten WM-Stern vom Druck befreien. „Wir wissen, wie schwierig es ist, Weltmeister zu werden. Ein WM-Sieg ist vor uns gerade mal drei deutschen Nationalmannschaften gelungen – und die Konkurrenz ist sicher nicht schlechter geworden“, sagt Lahm.
Am meisten warnt Lahm vor einer überzogenen Erwartungshaltung – die sich die Spieler durch die Erfolge der letzten Zeit womöglich aber auch selbst eingebrockt haben. „Alles andere als eine Enttäuschung zu bezeichnen, empfinde ich auch als Respektlosigkeit vor der Arbeit und dem Talent anderer Nationen“, sagt Lahm aber.
Der Kapitän nimmt den Druck raus – und stapelt ein wenig tief. „Für mich wäre die WM erfolgreich, wenn wir einen guten Teamspirit entwickeln, wenn wir unsere fußballerische Klasse auf den Platz bringen, wenn wir uns taktisch intelligent verhalten“, sagt er. Und: „Vor allem, wenn wir mit viel Begeisterung, viel Leidenschaft und viel Herz guten Fußball spielen.“ Dies wäre, gepaart mit ein bisschen Glück, schon fast eine Finalgarantie für Deutschland.
Denn natürlich weiß auch Lahm, dass Deutschland als Mit-Favorit ins Turnier geht und die Fans nach 24 Jahren auch endlich mal wieder einen WM-Titel feiern wollen. Das will er auch. Und „selbstverständlich“ könne seine Mannschaft mit Qualität und viel Potenzial jedes andere Team besiegen. Das Ziel müsse sein, das „Potenzial auszuschöpfen und so weit wie möglich zu kommen“, so Lahm.
So sieht es auch Wolfgang Niersbach. Die DFB-Elf dürfe sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen, sagt der DFB-Präsident. „Allerdings immer in dem Wissen, dass wir auf der berühmten Augenhöhe mit vielen Mannschaften sind“, so Niersbach in einem Video-Interview auf „dfb.de“. Neben dem derzeit bestens aufgelegten Gastgeber und Rekordweltmeister Brasilien rechnet Niersbach Titelverteidiger Spanien, Argentinien mit Superstar Lionel Messi und die wiedererstarkten Italiener zu den Hauptkonkurrenten. Niersbach erwartet wie Löw in Brasilien eine „WM der Strapazen“ – und warnt davor, sich dies als Ausrede zurechtzulegen. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, das jeden Tag zu beklagen, zu lamentieren und zu nörgeln. Wenn wir das anfangen, werden wir nicht bestehen“, so Niersbach, der dem Fußball-Jahr 2013 aus DFB-Sicht eine „glatte Zwei“ geben würde. Für 2014 darf es dann eine Eins sein – mit (WM-)Sternchen: „Von Spiel zu Spiel denken und möglichst weit kommen, bis zum Finale am 13. Juli 2014 – das sollte unsere WM-Formel sein“, so Niersbach. Lahm wird nicht widersprechen.