WM 2014: Die Regeln fürs Feiern - 22 Uhr Nachtruhe

Vom behördlich korrekten Fahnenmeer bis zur Nachtruhe, vom Herzinfarktrisiko bis zur After-Show-Party auf der Leopoldstraße: Hier sind die Regeln fürs richtige Feiern.
Public Viewing ist in, aber nicht jedermanns Sache. Auch „WM dahoam“ mit ein paar Freunden kann eine Super-Party sein. Ein paar Reglen gibt’s aber auch. Das geht schon bei der Dekoration der heimischen Wohnung los.
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„Poster der Nationalmannschaft oder Nationalfahnen dürfen auf der Innenseite der Fenster der Mietwohnung angebracht werden, auch auf dem Balkon darf eine Fahne wehen“, sagt Anja Franz vom Mieterverein. „Allerdings muss hier darauf geachtet werden, dass sie dem Nachbarn nicht die Aussicht nehmen.“ Und sollte die Flagge vom Balkon flattern, braucht’s außerdem eine Genehmigung des Vermieters – weil das laut Mieterverein ein Eingriff in die Bausubstanz sein könnte. Und natürlich muss der Fahnen-Fan dafür sorgen, dass das Ding sicher befestigt ist.
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OPEN-AIR-TV:
Es ist soweit: Die Steaks brutzeln auf dem Grill, das Bier ist kalt gestellt und der Fernseher ist schon auf den Balkon oder auf die Terrasse geschoben. Aber ist es überhaupt in Ordnung, mit den Freunden draußen zu schauen? „Natürlich“, meint Anja Franz, aber: „Trotzdem muss das allgemeine Rücksichtnahmegebot beachtet werden. Lachen, Schreien, laute Musik oder der Original-Fernseherkommentar werden im Freien viel stärker wahrgenommen als in der Wohnung bei geschlossenen Fenstern und Türen.“ Und dadurch können sich empfindliche Nachbarn schnell gestört fühlen.
SPERRSTUNDE.
Was die Stadt für Lokale und Biergärten an Ausnahmeregelungen zulässt, gilt eben nicht für den heimischen Garten, die Terrasse oder den Balkon: „Nach 22 Uhr ist Nachtruhe, auch im Sommer und auch während der WM“, so Franz. Dann hat der Nachbar das Recht auf seine Nachtruhe und könnte theoretisch die Polizei alarmieren. Es empfiehlt sich also, sich mit den Nachbarn gut zu stellen – oder sie gleich mit einzuladen. Spät startende Spiele sollten lieber drinnen oder eben doch beim Public Viewing in der nächsten Kneipe angeschaut werden. „Die WM ist kein Freifahrtschein“, sagt auch Jürgen Thalmeier, Pressesprecher der Polizei. „Übermäßige Lärmbelastung wird nach wie vor konsequent geahndet.“
VORSICHT: DAS HERZ
Spannend wie nie ist die Partie – und das kann auch verhängnisvoll sein. „Es hat sich gezeigt, dass die Zahl der Herz-Attacken in München und Umgebung während eines Deutschland-Spiels der Fußball-WM signifikant steigt“, sagt Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie in der Schön Klinik Starnberger See. Betroffen sind vor allem Männer, bei denen schon ein Herzleiden diagnostiziert wurde: Sie haben ein zweieinhalb mal so großes Risiko, beim Spiel der Nationalmannschaft einen Anfall zu erleiden als sonst. Der Arzt empfiehlt: Einen langen Spaziergang vor dem Spiel, gegebenenfalls etwas Yoga – und in einer aufregenden Spielsituation bewusst tief durchatmen. In Absprache mit dem eigenen Arzt kann eine Medikamentierung an entsprechenden Spieltagen angepasst werden. Sollte doch etwas sein: Nicht zögern, den Notarzt zu rufen!
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AUTOCORSO
Nun ist das Spiel vorbei, alle Gäste sind wohlauf, und Deutschland hat tatsächlich gewonnen – die Privatparty soll mit den anderen Fussballfans auf der Leopoldstraße fortgeführt werden oder einfach nur mit einem Siegeszug durch die Stadt. Aber auch hier muss man sich an Regeln halten: „Der Autokorso hat nicht automatisch Vorfahrt“, sagt Thalmeier. „Auch bei Schrittgeschwindigkeit und in Feierlaune müssen die Verkehrsregeln eingehalten werden.“ So weit, so einleuchtend. Wer also rote Ampeln überfährt oder sich nach ein paar Bier noch ans Steuer setzt, ist dran.
ACHTUNG, EUPHORIE
Die Polizei warnt weiter: „Wer sich aus dem Fenster oder Schiebedach lehnt, um besser die großen Fahnen schwingen zu können, oder sich gar auf die Motorhaube setzt, gefährdet nicht nur sich und seine Gesundheit, sondern im Falle eines Unfalls auch seine Versicherungsansprüche.“ Für die ordnungsgemäße Besetzung des Autos ist wie sonst auch der Fahrzeugführer verantwortlich.
Es lohnt sich also, sich im Autokorso bei aller Euphorie vernünftig zu verhalten. Denn wenn ein Autokorso aus dem Ruder gerät – und damit gefährlich wird, Fahrzeuginsassen wie Fußgänger gefährdet – schreitet die Polizei ein. Also Vorsicht vor zu viel Euphorie.