Wirbel um Blatter-Ausreise aus der Schweiz

Widersprüchliche Meldungen: Sepp Blatter darf die Schweiz angeblich nicht verlassen. Er soll in den nächsten Tagen verhört werden. Medien gehen mit Blatter hart in die Kritik.
von  dpa/AZ
FIFA-Präsident Joseph Blatter muss am heutigen Freitag beim Kongress des Weltverbandes mit allem rechnen.
FIFA-Präsident Joseph Blatter muss am heutigen Freitag beim Kongress des Weltverbandes mit allem rechnen. © dpa

Widersprüchliche Meldungen: Sepp Blatter darf die Schweiz angeblich nicht verlassen. Er soll in den nächsten Tagen verhört werden. Medien gehen mit Blatter hart in die Kritik

Zürich - Nach Informationen der Daily Mail soll FIFA-Boss Sepp Blatter von der Polizei die Anweisung erhalten haben, die Schweiz nicht zu verlassen. Hintergrund: Er soll in den nächsten Tagen verhört werden. Indessen hagelt es Kritik am FIFA-Chef, Medien aus aller Welt fordern den Rücktritt Blatters. Der Chef selbst sei abgetaucht, habe kein Handy, sende und empfange keine E-Mails, wie die Daily Mail weiter berichtet.

Nach dem Festnahmen: So lästert das Netz über die FIFA

Im "bildblog" heißt es dazu, dass Blatter selbstverständlich ausreisen dürfe. Dort beruft man sich auf Statements der Schweizer Bundesanwaltschaft.

 

 

Blatter meldet sich auf Twitter zu Wort:


Wird Blatter im Amt bestätigt?

Nach den dramatischen Entwicklungen im Fußball-Weltverband mit Festnahmen und Suspendierungen scheint eine Mehrheit von FIFA-Chef Joseph Blatter bei der Präsidentschaftswahl am Freitag zumindest nicht mehr garantiert. Nach dpa-Informationen wollen die Vertreter der südamerikanischen Konföderation CONMEBOL bei internen Gesprächen am Donnerstag ihr Wahlverhalten ernsthaft überdenken. Zudem sollen Gespräche mit Funktionären der UEFA und der CONCACAF-Zone aus Nord- und Mittelamerika gesucht werden.

Verschiebung der Wahlen gefordert

Die UEFA fordert eine Verschiebung der Wahlen. Blatter selbst hatte am Mittwoch auf einen öffentlichen Auftritt verzichtet und nur eine schriftliche Stellungnahme abgegeben. Dabei äußerte er sich nicht zu einer möglichen Verschiebung der Präsidentschaftswahl. Auch am Donnerstag machte sich Blatter zunächst rar und erschien nicht zum Medizin-Kongress.

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Die asiatische Konföderation AFC erneuerte hingegen am Donnerstag ihr Treuebekenntnis zu Blatter. In einem AFC-Statement hieß es: "Die Asiatische Fußball-Konföderation drückt ihre Enttäuschung und Trauer über die Ereignisse vom Mittwoch in Zürich aus, lehnt eine Verschiebung der Präsidentschaftswahlen am Freitag aber ab." Darüber hinaus stehe man zu der Entscheidung, "FIFA-Präsident Joseph S. Blatter zu unterstützen". Die AFC hat bei der Wahl 46 von 209 Stimmen.

Die UEFA hatte am Mittwoch eine Verschiebung der Wahlen angemahnt und sogar mit einem Boykott des Kongresses gedroht, der am Donnerstagnachmittag mit einem Festakt in einem Theater in Zürich beginnen soll. Ab 12.30 Uhr wollten die Europäer um Präsident Michel Platini und DFB-Chef Wolfgang Niersbach in einem Hotel in Zürich weiter beraten. Die Blatter-Kritiker der UEFA hatten sich vor dem Skandal als einzige Konföderation zu Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein bekannt. Nun könnte der Jordanier eventuell auch mit Unterstützung aus Südamerika rechnen.

Dies würde allerdings noch nicht für eine Mehrheit reichen. Beide Konföderationen haben zusammen nur 63 Stimmen. Daher wird offenbar in bilateralen Verhandlungen eine Allianz mit den durch die Enthüllungen der US-Justiz ebenfalls stark belasteten CONCACAF-Zone (35 Stimmen) gesucht. Sogar bei einem Dreierpakt müssten noch Einzelstimmen aus Afrika (54 Stimmen), Asien oder Ozeanien (11) für Al-Hussein gefunden werden, um Blatter gefährlich werden zu können.

Sieben Festnahmen

CONCACAF-Chef Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und der frühere CONMEBOL-Vorsitzende Eugenio Figueredo (Uruguay) gehörten am Mittwoch zu den sieben in Zürich wegen Korruptionsverdacht festgenommenen Funktionären, die daraufhin von der FIFA von allen Fußball-Aktivitäten vorläufig suspendiert wurden.

 

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