Wie 1992: Dänen setzen auf ihre Außenseiter-Chance

Am Sonntag geht es zwar nur um das Erreichen des Viertelfinals, doch das Team von Morten Olsen sieht sich in einer ähnlichen Situation wie 1992: hier der Außenseiter, dort der große Favorit.
von  dpa

Vor 20 Jahren wurden die Dänen durch einen Sieg gegen Deutschland Europameister. Am Sonntag geht es zwar nur um das Erreichen des Viertelfinals, doch das Team von Morten Olsen sieht sich in einer ähnlichen Situation: hier der Außenseiter, dort der große Favorit.

Kolberg  – Fast genau 20 Jahre nach ihrem Finalsieg von Göteborg hoffen die Dänen im Spiel gegen Deutschland erneut auf eine EM-Sensation. Es geht zwar am Sonntagabend (20.45 Uhr/ARD) in Lwiw nicht um den Titel, sondern nur um das Überstehen der Vorrunde bei dieser Fußball-Europameisterschaft. „Aber Deutschland ist der klare Favorit und wir dürfen hoffen“, sagte Dänemarks Trainer Morten Olsen.

Zumindest diese Ausgangssituation war damals vor dem Endspiel am 26. Juni 1992 (2:0 für Dänemark) nicht anders. Neu ist eher, dass die aktuelle dänische Mannschaft vor Mesut Özil, Mario Gomez und Co. einen wahrscheinlich noch größeren Respekt hat, als ihn die Helden von 1992 dem Weltmeister-Team um Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme entgegenbrachten. „Die deutschen Spieler spielen bei den besten Clubs in Europa“, sagte der frühere Schalker Christian Poulsen. „Ich habe ja Mesut Özil und Manuel Neuer als ganz junge Spieler bei Schalke noch selbst erlebt und ihren Weg seitdem aus der Ferne verfolgt. Wenn wir in dieser Gruppe weiterkommen wollen, brauchen wir schon ein kleines Wunder.“

Die Situation in dieser Gruppe ist allerdings auch sehr kompliziert. Um sicher das Viertelfinale zu erreichen, bräuchten die Dänen einen Sieg. Im Falle eines Unentschiedens müssten sie auf die Hilfe der Niederlande im Spiel gegen Portugal hoffen. „Wir haben es immer noch in der eigenen Hand“, sagte Ebbe Sand, ein weiterer ehemaliger Schalker, der mittlerweile zum Trainerstab von Morten Olsen gehört. „Das wird aber unheimlich schwierig. Wir wissen genau, dass wir schon einen sehr guten Tag erwischen müssen, um Deutschland zu schlagen.“ Dennoch lautet sein Tipp: „Wir gewinnen 2:1, werden Gruppensieger und die Spanier am Ende Europameister.“

Damit das am Ende auch so eintritt, hielt Olsen am Freitagabend im Mannschaftshotel in Kolberg noch eine eingehende Videoanalyse der Deutschen ab. Am Samstagfrüh flog das Team dann in die Ukraine. Vor der Partie in Lwiw stehen bei den Dänen drei Spieler besonders im Blickpunkt: Für Niki Zimling wird die Zeit bis zum Anpfiff ein Wettlauf mit der Zeit, weil sich der 27-Jährige mit drei Blessuren (Zeh, Wade, Oberschenkel) auf einmal herumschlägt. Sollte er nicht mehr rechtzeitig fit werden, dürfte Jakob Poulsen neben dem Stuttgarter William Kvist im defensiven Mittelfeld spielen. Tobias Mikkelsen kann sich seines Einsatzes dagegen schon sicher sein.

Er soll für den definitiv ausfallenden Dennis Rommedahl (Muskelfaserriss) auf der rechten Angriffsseite spielen. Mikkelsen (FC Nordsjaelland) und Poulsen (FC Midtjylland) stehen noch bei dänischen Clubs unter Vertrag. Sie bekommen am Sonntag auch die Chance, sich für einen größeren Verein im Ausland zu empfehlen. Verteidiger Daniel Kjaer hat das bereits geschafft. Der 23-Jährige ist derzeit vom VfL Wolfsburg an den AS Rom ausgeliehen und möchte nach eigenen Angaben auf keinen Fall noch einmal unter Felix Magath spielen.

Bevor es aber um seine persönliche Zukunft geht, soll er bei der EM erst einmal Mario Gomez ausschalten, den schon dreimal erfolgreichen Torjäger des deutschen Teams. „Das ist ein sehr guter Stürmer, vielleicht einer der besten der Welt“, sagte Kjaer. „Wir dürfen ihm nicht viel Platz lassen.“ Eines seiner wenigen guten Spiele für die Wolfsburger machte der selbstbewusste Abwehrspieler in der Saison 2010/11 aber ausgerechnet beim 1:1 gegen Bayern München und Gomez. An solchen Geschichten und an der Erinnerung an 1992 halten sich die Dänen vor dem Sonntag fest.

 

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