Werders Pokal-Held Wiese: Der Anti-Butt
Bremens Keeper Wiese provoziert die HSV-Fans – und wird im Pokal zum Elfmeter-Helden
HAMBURG Heimlich, still und leise. So ist der blasse Routinier Jörg Butt zur Nummer eins im Bayern-Tor geworden: Klappe halten, Bälle halten, Chance nutzen. Bei Werder Bremen hingegen steht mit Tim Wiese der Anti-Butt im Tor: Dreiste Sprüche, breite Brust dank Bodybuilding, solariengegerbte Haut – und der Mann ist selbstbewusst.
Vor dem Pokal-Halbfinale beim HSV hatte der 27-Jährige getönt: „Wir müssen dem HSV gleich auf den Sack geben.“ Angst vor den HSV-Fans? „Dann schmeißen sie halt mit Feuerzeugen, die treffen sowieso nicht.“
Was folgte, war der bislang größte Auftritt des Torhüters Wiese. Drei Elfmeter parierte der Nationalkeeper – unbeeindruckt von der HSV-Kurve hinter ihm. Danach sprintete der Matchwinner übers Feld in Richtung Werder-Fans als wäre er der weiße Usain Bolt. Sei’s drum. Wiese war der Held des Abends – und hinterher dennoch stocksauer.
Als ihn ZDF-Mann Boris Büchler fragte, ob er vor dem Spiel nicht zu viel Öl ins Feuer gegossen habe, polterte Wiese los: „Was soll das? Vorher wollt ihr immer hören: Arschloch und so... Aber das gehört doch zum Fußball!“ Später war er dann wieder besser gelaunt. Und im Hinblick auf die drei weiteren Nordderbys in Meisterschaft und Uefa-Cup gegen den HSV hatte der Keeper auch wieder eine Ansage parat: „Jetzt geht denen doch noch mehr die Flöte.“