Werder verliert den Glauben: „Eine totale Katastrophe“

Beim 3:4 in Gladbach stellt Bremen historische Negativrekorde ein. Direkt nach der fünften Pleite in Folge schließt Sportdirektor Allofs Transfers aus, am Sonntag verpflichtet er dann Ex-Bayer Wagner.
von  Abendzeitung
Ratlos und erfolglos: Werder-Trainer Thomas Schaaf.
Ratlos und erfolglos: Werder-Trainer Thomas Schaaf. © dpa

Beim 3:4 in Gladbach stellt Bremen historische Negativrekorde ein. Direkt nach der fünften Pleite in Folge schließt Sportdirektor Allofs Transfers aus, am Sonntag verpflichtet er dann Ex-Bayer Wagner.

MÖNCHENGLADBACH Vier Gegentore in der ersten Halbzeit: Das war dem SV Werder Bremen zuletzt vor 29 Jahren passiert, beim 2:9 gegen Eintracht Frankfurt. Und nun also beim 3:4 gegen Borussia Mönchengladbach. Nur 31 Minuten benötigten Marco Reus, Roberto Colautti und zwei Mal Raul Bobadilla, um vier Treffer zu erzielen. Vor der Halbzeit traf zwar noch Mesut Özil für Bremen, nach der Halbzeit waren Claudio Pizarro und Torsten Frings (per Elfmeter) erfolgreich. Dennoch war es die fünfte Werder-Niederlage in Folge. Den Negativrekord aus dem Jahr 2003 haben die Bremer somit eingestellt.

Die Reaktionen der Werder-Führung fielen am Samstag entsprechend frustriert aus. „Wir haben alles vergessen, was uns mal stark gemacht hat“, schimpfte Sportdirektor Klaus Allofs, „wir haben richtig schlecht gespielt, ohne Gegenwehr, ohne Körperkontakt.“ Anlass zu Aktionismus an der Weser ist eine solche Niederlagenserie jedoch nicht. „Unruhe muss nicht bedeuten, dass man verrückte Dinge macht“, sagte Allofs, „wir werden den Kader nicht korrigieren. Und zwar wegen einer Kombination aus Notwendigkeit und finanzieller Situation: Die Spieler, die uns weiterhelfen würden, können wir uns nicht leisten.“

Dennoch verpflichtete der Sportchef tags darauf den Angreifer Sandro Wagner. Der gebürtige Münchner, ausgebildet beim FC Bayern und U21-Europameister, kommt ablösefrei vom Zweitligisten MSV Duisburg. Obwohl er nicht weiterhilft? „Die Verpflichtung ist keine Reaktion auf unsere aktuelle Situation. Es ist ein seit längerer Zeit geplanter Transfer, der eigentlich im Sommer erfolgen sollte“, betonte Allofs, um den neu verpflichteten 22-Jährigen nicht in eine falsches Licht zu rücken.

Trainer Thomas Schaaf hingegen hatte noch an der Aufarbeitung der desaströsen ersten halben Stunde zu knabbern. „Wir müssen uns fragen, wie wir das stoppen können“, sagte er, „wenn man sieht, wie wir die Woche über gearbeitet haben, ist die erste halbe Stunde absolut unverständlich. Wir haben keinen Zweikampf geführt, sind nur um die Leute herum gelaufen.“

Allofs und Schaaf wollen sich nun darauf konzentrieren, an den erkannten Fehlern zu arbeiten, um zumindest Kontakt zu den Europa-League-Plätzen zu halten. „Das wird ganz schwer. Wir arbeiten nicht mehr als Mannschaft, jeder kämpft zuerst für sich selbst, keiner hilft“, kritisierte Allofs: „Es ist eine gewisse Verunsicherung da, wir haben den Glauben an uns verloren. Es ist noch nicht beim Letzten angekommen, dass wir nicht nur offensiv denken können.“

Ironischerweise sehen einige Spieler dies ganz ähnlich: „Im Moment läuft es einfach nur schlecht bei uns. Es ist eine totale Katastrophe“, sagte Torwart Tim Wiese, der gegen Gladbach oft keine gute Figur gemacht hatte. „Einige Dinge, die gegen den FC Bayern schon nicht gut waren, haben wir heute wieder gesehen“, fügte der frustrierte Nationalspieler Per Mertesacker hinzu, „es macht einen tief traurig, wenn wir immer wieder die gleichen Fehler machen.“ Und manch einen sogar richtig wütend. Frag’ nach bei Klaus Allofs.

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