Wer kann Magath eigentlich entlassen?

Den mächtigen Trainer-Manager-Vorstand scheint die Krise auf Schalke nicht zu beunruhigen. Warum auch: Nach den Millionen-Einkäufen kann sich der Verein einen Rauswurf gar nicht leisten.
GELSENKIRCHEN Sonntag war Felix Magath wieder allerbester Laune. Als er nach dem Training gefragt wurde, warum Neuzugang Klaas-Jan Huntelaar fehlte, meinte der Schalke-Trainer: „Er hatte noch ein paar Sachen in Mailand zu regeln. Er ist ja nur mit einer Hose und einer Zahnbürste angereist.“ Ein launiger Kommentar; richtig trübsinnig wirkt Magath in diesen Tagen wahrlich nicht.
Dabei bestünde dazu Anlass, drei Spiele, null Punkte, der schlechteste Saisonstart seit 1987, und da stieg Schalke letztmals ab. Aber Krisengerede? Nicht bei Magath. Selbst nach dem blamablen 0:2 in Hoffenheim war er ganz entspannt, und das kann er auch sein. Gibt für ihn auch keinen Grund zur Aufregung. Schließlich ist sein Arbeitsplatz trotz Albtraum-Start sicher.
Denn dass sich die Trainerfrage bislang noch nicht stellte, hat einen guten Grund. Schalke kann sich einen Rausschmiss Magaths nach den jüngsten Einkäufen nicht mehr leisten. Mehr als 30 Millionen Euro hatte der Verein für Magaths Wunschspieler Huntelaar (AC Mailand), Jose Manuel Jurado (Atletico Madrid) und Nicolas Plestan (OSC Lille) gezahlt. „Transferaktionismus“, wie Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger tadelte.
Magath hat einen Vertrag bis 2013, eine Abfindung wäre kaum bezahlbar. Doch selbst wenn es mit ihm doch keine Perspektive mehr gäbe, wer auf Schalke könnte eigentlich Magath entlassen? Wegen seiner Doppelfunktion als Trainer und Manager in Personalunion ist das kompliziert.
Über die Entlassung des Trainers bestimmt nämlich der Vorstand. Und in dem sitzt neben Finanzchef Peter Peters und dem bislang farblos und machtlos wirkenden Neueinkauf Marketingleiter Horst Heldt auch Felix Magath. Der Vorstands-Manager Magath müsste über die Abberufung des Trainers Magath bestimmen.
Das könnte Clemens Tönnies vermeiden, der mächtige Aufsichtsratschef, der seinerseits über den Vorstand bestimmt. Er könnte also zunächst Manager Magath rauswerfen, das Duo Peters/Heldt dann den Trainer. Ginge es einfacher? Ja, in dem Schalke in der Champions League am Dienstag gegen Lyon und Sonntag in der Liga gegen Dortmund gewinnt. Dann können sie auf Schalke wieder entspannt sein. Magath ist es sowieso. fk/mb