Weltmeister Bayern
Robben & van Bommel im Finale. Müller ringt mit Klose um den Goldenen Ball. Wird Schweinsteiger der Spieler des Turniers?
CENTURION Die Frage wird sein: Was geht vor? Alter vor Jugend? Erfahrung vor Draufgängertum? Die ewige Rangliste oder die aktuelle Torschützen-Skala? Wenn die deutsche Elf ihren Südafrika-Trip am Samstagabend mit dem Spiel um Platz drei in Port Elizabeth (20.30 Uhr, ARD und Sky live) abschließt, könnte es groteske Szenen im Strafraum Uruguays geben. Klose passt auf Müller – oder macht er es doch alleine? Müller legt Klose auf – oder ist er auf dem Ego-Trip?
Es geht nicht nur um Rang drei und das gute Gefühl, das Turnier wie 2006 in Stuttgart gegen Portugal mit einem Sieg abzuschließen. Nein, es wird persönlich. Vor allem für die Bayern-Profis dieses kleinen Finales. „Wir müssen uns gegen Uruguay noch mal strecken und können da nicht mit einer Larifari-Einstellung ins Spiel gehen“, forderte Thomas Müller. Denn während Arjen Robben, Mark van Bommel und Edson Braafheid, die drei Bayern-Profis in Reihen von Finalteilnehmer Holland, nur den Mannschaftserfolg vor Augen haben, gibt es für drei deutsche Bayern-Stars ein ganz persönliches Ziel: Jeder einzelne könnte der beste der Welt werden – auf seinem Gebiet.
BASTIAN SCHWEINSTEIGER
In einer von der Fifa am Freitag veröffentlichten Liste ist der Mittelfeld-Chef ein Kandidat für den „Goldenen Ball“, die höchste aller Auszeichnungen. Franz Beckenbauer hatte ihn schon vor dem Halbfinale gegen Spanien vorgeschlagen. Nominiert sind außerdem: Mesut Özil, Bayerns Arjen Robben, Wesley Sneijder (beide Holland), Andres Iniesta, David Villa und Xavi (alle Spanien) sowie Diego Forlan (Uruguay), Asamoah Gyan (Ghana) und Lionel Messi (Argentinien). Als Favorit gilt allerdings der Niederländer Sneijder. Die Entscheidung soll jedoch – anders als bei den Weltmeisterschaften zuletzt – erst nach dem Finale bekannt gegeben werden. Da sitzt die DFB-Auswahl jedoch im Flieger in die Heimat. Von Johannesburg aus startet der Airbus A 380 am Samstagabend Richtung Frankfurt.
MIROSLAV KLOSE
Den Torjäger plagen Wirbelsäulen-Schmerzen, er konnte am Freitag nur Lauftraining absolvieren. Doch auch der 32-Jährige hat persönliche Ziele, zwei sogar. In der Torschützenliste liegen nur Villa und Sneijder (je fünf Tore) knapp vor ihm, im ewigen Ranking fehlt ihm nur ein Treffer, um mit Brasiliens Ronaldo und dessen 15 Treffern gleichzuziehen.
THOMAS MÜLLER
Nach seiner Gelb-Sperre im Halbfinale ist er für das Uruguay-Spiel gesetzt. Auch der 20-Jährige könnte mit bis dato vier Treffern noch den „Goldenen Schuh" für den besten WM-Torjäger („Das wäre eine Auszeichnung für die Ewigkeit") ermüllern, ein anderer Pokal ist dem lockersten, coolsten Typen des Turniers bereits so gut wie sicher: bester Nachwuchsspieler. Seine Konkurrenten: Andre Ayew aus Ghana und der Mexikaner Giovani Dos Santos. Beide sind gar nicht mehr im Turnier. Außerdem schickte der Weltverband Fifa am Freitag einen Reporter von "fifa.com" ins deutsche Teamhotel für ein Interview – sieht gut aus für den Burschen aus Pähl. Müller jedoch meinte bescheiden: „Wichtiger als alle Einzel-Auszeichnungen wäre mir jedoch der WM-Titel gewesen." Wohl erst im Urlaub wird es uns klar werden, was wir im Halbfinale für eine Chance verpasst haben."
DIE HOLLÄNDER
Die Möglichkeit, am Sonntagabend (20.30 Uhr, ARD und Sky live) im Soccer-City von Johannesburg das Finale zu bestreiten und Weltmeister zu werden, haben dennoch drei Bayern-Profis. Alle drei kicken für Oranje: Mark van Bommel (sechs Einsätze, kein Tor) und Arjen Robben (vier Spiele, zwei Treffer) haben ihr Team ins Endspiel gegen die Spanier gebracht, Edson Braafheid war Reservist ohne Einsatzminute. „Ich wünsche den Holländern viel Glück fürs Finale, denn dann hätten wir eine gute Stimmung in der Mannschaft, wenn sie als Weltmeister zurück nach München kommen", meinte Kollege Müller am Freitag. Vor allem Louis van Gaal wird unglaublich stolz sein. Der Bayern-Coach schaut sich das Finale live im Stadion von Johannesburg an. Klar, gewinnen die Oranje-Bayern, darf das Feierbiest vor Ort nicht fehlen.
Patrick Strasser