Wegen Chelsea: England wittert Verschwörung
„Heraus-betrogen!“ Nach dem Aus der "Blues" gilt die Kritik - auch jene des verärgten Chelsea-Trainers Hiddink - vor allem dem norwegischen Referee.
LONDON Guus Hiddink, aus Holland stammender Nationaltrainer Russlands und nebenbei derzeit Trainer des FC Chelsea, ist Kosmopolit. Und so wollte der 62-Jährige am Mittwochabend – die Blues waren soeben nach einem 1:1 im Champions-League-Halbfinale am FC Barcelona gescheitert – auch nichts von einer Verschwörung der Uefa gegen den englischen Klubfußball wissen. Zumindest nicht öffentlich.
„Verschwörung ist ein sehr hartes Wort“, erklärte Hiddink bei „Times Online“, „dieses Wort will ich nicht benutzen. Das müsste erst bewiesen werden. Ich kann nicht einschätzen, ob die Uefa kein weiteres rein englisches Finale haben wollte.“ Wären die „Blues“ am Mittwoch weitergekommen, hätte die Finalpaarung der Champions League wie bereits 2008 Manchester United gegen Chelsea gelautet.
Debattiert wurde die Verschwörungstheorie in den Katakomben des Stadions an der Stamford Bridge dennoch. Im Visier: Schiedsrichter Tom Ovrebo. Der Norweger hatte Chelsea – sogar nach Ansicht von Gäste-Trainer Josep Guardiola („Ich kann verstehen, dass Chelsea enttäuscht über den Schiedsrichter ist“) – mehrere mögliche Elfmeter verweigert. Dies brachte die Chelsea-Stars in Rage. Allen voran Didier Drogba. Der Stürmer von der Elfenbeinküste, in Minute 72 ausgewechselt, rannte nach dem Abpfiff von der Ersatzbank zum Referee und beleidigte ihn laut „Times“ mehrfach als „Fucking disgrace“ (verharmlosend übersetzt: „Fürchterliche Schande!“). Anschließend sollen er und mehrere Chelsea-Stars Ovrebo im Kabinengang – die „Times“ beruft sich auf Augenzeugen – eingekesselt haben. Insbesondere Drogba dürfte seitens der Uefa eine Sperre drohen.
Doch sogar Hiddink nahm seinen Star in Schutz: „Ich kann Didier voll und ganz verstehen – er war voller Emotionen, voller Adrenalin. Ich werde ihn schützen.“ Schließlich sei auch er mit dem Referee völlig unzufrieden gewesen. „In großen Spielen, in Spielen wie diesem, braucht man Schiedsrichter der Spitzenklasse. Spieler machen Fehler, Trainer machen Fehler, Schiedsrichter machen Fehler. Aber wenn man sieht, dass drei oder vier Situationen abgepfiffen werden – das ist das Schlechteste, was ich jemals gesehen habe“, so Hiddink.
Und die Verschwörung gegen England? Die „Daily Mail“ titelte: „Heraus-betrogen – lasst Euch nicht erzählen, dass hier die bessere Mannschaft gewonnen hat!“ Und der „Daily Telegraph“ schrieb: „Jeder, der mit Stamford Bridge verbunden ist, wird sich angesichts der Ungerechtigkeit krank fühlen.“ jos