Was ist denn in Dortmund los?

Hummels kritisiert seinen Ex-Kollegen Götze. Transfer-Erfolge gibt es nicht. Stattdessen droht neuer Zoff mit Stürmer Lewandowski
von  Marco Fenske

Hummels kritisiert seinen Ex-Kollegen Götze. Transfer-Erfolge gibt es nicht. Stattdessen droht neuer Zoff mit Stürmer Lewandowski.

Dortmund - Es ist schon weit nach Mitternacht. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke geht auf die Bühne, nimmt sich das Mikrofon und verkündet: „Wir werden auch nächste Saison eine Mannschaft haben, die mindestens ebenso gut ist, und wir werden ganz massiv angreifen.” Ganz massiv also.

Es ist die Nacht des 25. Mai. Die Nacht des verlorenen Champions-League-Endspiels gegen Bayern (1:2).

32 Tage später stellt man sich die Frage: Was ist denn eigentlich in Dortmund los? Während bei Bayern nach der Jupp-Manie jetzt der Pep-Hype elektrisiert, gerät die Vorbereitung beim Konkurrenten ins Stocken, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.

Was auffällt: Die heile BVB-Welt bekommt in letzter Zeit immer wieder Risse. Mats Hummels, intelligent, charmant, meinungsstark, lässt jetzt tief blicken in das Innenleben des Teams. Via „Sport Bild” kritisiert er seinen Ex-Kollegen Mario Götze für dessen Wechsel zum FC Bayern. „Er hat jeden in der Mannschaft überrascht. Ich glaube einfach, dass es sportlich wenig bis keine Gründe gibt oder gab, uns zu verlassen”, sagt Hummels und fügt an: „Deshalb hat es mich auch so geärgert, dass er der Meinung war, so früh weggehen zu müssen.”
Er ist enttäuscht. Dabei ist Götze nicht der erste Star der BVB-Familie, der das Weite sucht. Lucas Barrios tat es. Nuri Sahin auch, Shinji Kagawa ebenfalls. Mit einem Unterschied: Für alle fand Manager Michael Zorc guten Ersatz. Den gibt es bisher nicht.

Der bisherige Erfolg auf dem Transfermarkt? Na ja. Vorsicht formuliert: mäßig. Böse formuliert: mies. Abwehrspieler Sokratis kommt für rund neun Millionen Euro. Er soll Ersatz sein für Felipe Santana, den es – ja, auch das gibt es neuerdings in der heilen BVB-Welt – zum Erzrivalen Schalke 04 zieht. Nach seinem Weggang hatte er sich kritisch über BVB-Trainer Jürgen Klopp geäußert: „Eigentlich war unser Trainer dumm!” Konter Watzke: Santana könne das „von seinem Intellekt her nicht mal ansatzweise beurteilen”. Ups.
Sokratis, gelernter Innenverteidiger, muss anfangs den verletzen Lukas Piszczek auf der rechten Abwehrseite ersetzen.

Sonstige Transfererfolge? Nada, niente, zero. Für Marcel Schmelzer fehlt ein Backup, ein Götze-Ersatz ist noch nicht da, ein neuer Stürmer mit Champions-League-Format (nichts gegen Julian Schieber, aber...) ebenfalls nicht.
Gerüchte kursieren zwar, dass sich der Klub bereits mit Top-Torjäger Edin Dzeko, um den es erstaunlich ruhig geworden ist, einig ist. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.

Am 3. Juli bittet Trainer Jürgen Klopp zum Trainingsstart. Es geht nach Kirchberg ins Trainingslager. Dass zu diesem Zeitpunkt der Kader für die Saison schon stehen wird, ist unwahrscheinlich. Und dann gibt es da ja auch noch eine Dauer-Baustelle, ein Dauer-Theater, das Bosse, Fans und Spieler gleichermaßen nervt: das um Robert Lewandowski.
Watzke hat dem Polen, der aktuell in den Flitterwochen ist, ein Wechsel-Verbot erteilt. Lewandowski aber wird keine Ruhe geben. Er pocht auf eine angebliche Zusage des Vereins, zu Bayern gehen zu dürfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in dieser Causa noch unschön wird? Recht hoch.

Als die AZ vor dem Finale der Champions League Watzke trifft, sagt er: „Langfristig wollen wir der zweite Leuchtturm in Deutschland werden. Drei Jahre lang haben wir das geschafft. Das muss bis 2020 zementiert werden.” Da ahnt er noch nicht, welch intensiver Sommer ihm und Manager Zorc bevorsteht.

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