Walter Frosch: Der mit den Kippen im Stutzen kickte

St.-Pauli-Ikone Walter Frosch erliegt im Alter von 62 Jahren einem Krebsleiden. Nach seiner Karriere als Fußballer zog es Frosch in die Gastronomie.
HAMBURG Mit dem Spruch "Ich rauche lieber als zu vögeln" hat Walter Frosch bis heute Kultstatus erreicht. Die Zigarettenschachtel war sein ständiger Begleiter. Bei einem Spiel ehemaliger Profis hatte er eine Schachtel im Stutzen verstaut, um hinterher sofort eine rauchen zu können. In seiner trockenen Art sagte er dazu nur: "Ich bin schnell eingewechselt worden, da hab' ich sie noch dabei gehabt."
Jetzt ist Walter Frosch im Alter von 62 Jahren nach jahrelangem Kampf gegen eine Krebserkrankung verstorben. Bei dem bekennenden Kettenraucher Frosch war 1996 Mandelkrebs diagnostiziert worden. Seither hatte er trotz zahlreicher schwerer operativer Eingriffe stets durch seinen Lebensmut beeindruckt. Zuletzt lag er nach einem Herzstillstand aber drei Wochen im Wachkoma, ehe er am Samstag einschlief.
"Jeder Kampf geht mal zu Ende...Tschüss ,Froschi', mach es gut! R.I.P", twitterte stellvertretend für das heutige Zweitliga-Team der derzeit verletzte Kapitän Fabian Boll. Gerade der Kiezklub trauert um eine seiner Ikonen. Frosch erlangte dort Heldenstatus, nachdem der gebürtige Pfälzer 1976 vom 1. FC Kaiserslautern gekommen war. Die Fans der St. Paulianer wählten ihn 2010 sogar in die Jahrhundertelf des Vereins. In seiner Zeit als Fußballer war Walter Frosch mitverantwortlich dafür, dass der DFB die Gelbsperre in der Bundesliga einführte. In der Zweitliga-Saison 1976/77 sah er 18-mal, manche sagen 19-mal, Gelb.
Sogar beim FC Bayern wäre Frosch, der eine Einladung zur deutschen B-Nationalmannschaft mit den Worten "Entweder A-Mannschaft oder Weltauswahl" ausschlug, fast einmal gelandet. Der damalige Bayern-Manager Robert Schwan wollte den jungen Amateurkicker 1974 aus Alsenborn holen, obwohl der schon bei den Roten Teufeln einen Vertrag unterschrieben hatte. Es entbrannte ein Streit zwischen den Vereinen, Kaiserslautern bekam recht. Frosch hatte sich während des Streits kurzfristig in den Urlaub nach Mallorca verabschiedet.
Nach seiner Karriere als Fußballer betrieb Frosch in der Hansestadt ein Restaurant, ehe er Pächter der Stadiongaststätte des SC Victoria an der Hoheluft wurde. "Mein schwerster Gegner war immer die Kneipe", sagte er. "Als Aktiver habe ich vor dem Tresen gekämpft, danach dahinter." Das, was heute unter professioneller Einstellung zu verstehen ist, war Frosch fremd.
Der ausgiebige Zigarettenkonsum war für ihn ebenso charakteristisch wie diverse Sauftouren, auch mal am Abend vor einem Spiel. Da soll es im angetrunkenen Zustand im Morgengrauen sogar zu Wettrennen um Bierfässer gekommen sein. Kurz vor dem Spiel erklärte Frosch einmal seinem Trainer die roten Augen dann pfiffig mit einer "Bindehautentzündung" – und ging später wie selbstverständlich als Verteidiger auf den Platz.